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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von der Sprache an sich betrachtet.
Lateiner, Deutschen etc. von vorn hinterwärts, oder
von der linken zur rechten Hand. Diese Verschieden-
heit in der Ordnung scheint anzuzeigen, daß mehrere
Erfinder der Schriften gewesen sind. Jndessen, so
fern man annehmen kann, daß es natürlicher sey, mit
der rechten Hand zu schreiben, wird auch die Ordnung
der Europäer die natürlichste und bequemste seyn, weil
die Feder dabey nicht gestoßen, sondern gezogen wird.
Wir würden es auch mit den Zahlen thun, wenn diese
nicht von Arabern wären erfunden worden, welche die
Hypothese, von hinten anzufangen, nach der Ordnung
der Buchstaben in ihrer Sprache eingerichtet. Jn der
Algeber haben wir uns aber nicht daran gebunden, son-
dern weil a + b = b + a, und a. b = b. a ist, die
Gleichungen und besonders die Ausdrücke a--b, a:b,
nach der europäischen Ordnung eingerichtet.

§. 99. Der Gebrauch der Accente ist sehr unbe-
stimmt, und in verschiedenen Sprachen verschieden, weil
man theils die Stärke, theils die Länge eines Tones,
und wie z. E. im Französischen bey den e, e, die Aus-
sprache des Vocals, und in andern Fällen schlechthin
den Unterschied zweyer gleichgeschriebener Wörter oder
einen wegbleibenden Buchstab anzeigt. Die Spra-
chen wären mit immer gleich langen Sylben zu einför-
mig, und dem Ohre gefallen die darinn eingeführten
Abwechslungen. Es sind aber diese Abwechslungen
nicht bloß der Harmonie zu gefallen eingeführt, sondern
wir sind von Natur dazu gewöhnt, diejenigen Wörter
und Sylben stärker, härter, länger etc. auszusprechen,
auf welche der Nachdruck der Rede fällt, und wor-
auf der Zuhörende vorzüglich Acht haben soll, und die-
ses kann einen Einfluß auf den Verstand der Rede ha-
ben. Z. E.

1. Jch hab es ihm gesagt: will sagen, nicht ein
anderer.
2. Jch

Von der Sprache an ſich betrachtet.
Lateiner, Deutſchen ꝛc. von vorn hinterwaͤrts, oder
von der linken zur rechten Hand. Dieſe Verſchieden-
heit in der Ordnung ſcheint anzuzeigen, daß mehrere
Erfinder der Schriften geweſen ſind. Jndeſſen, ſo
fern man annehmen kann, daß es natuͤrlicher ſey, mit
der rechten Hand zu ſchreiben, wird auch die Ordnung
der Europaͤer die natuͤrlichſte und bequemſte ſeyn, weil
die Feder dabey nicht geſtoßen, ſondern gezogen wird.
Wir wuͤrden es auch mit den Zahlen thun, wenn dieſe
nicht von Arabern waͤren erfunden worden, welche die
Hypotheſe, von hinten anzufangen, nach der Ordnung
der Buchſtaben in ihrer Sprache eingerichtet. Jn der
Algeber haben wir uns aber nicht daran gebunden, ſon-
dern weil a + b = b + a, und a. b = b. a iſt, die
Gleichungen und beſonders die Ausdruͤcke a—b, a:b,
nach der europaͤiſchen Ordnung eingerichtet.

§. 99. Der Gebrauch der Accente iſt ſehr unbe-
ſtimmt, und in verſchiedenen Sprachen verſchieden, weil
man theils die Staͤrke, theils die Laͤnge eines Tones,
und wie z. E. im Franzoͤſiſchen bey den è, é, die Aus-
ſprache des Vocals, und in andern Faͤllen ſchlechthin
den Unterſchied zweyer gleichgeſchriebener Woͤrter oder
einen wegbleibenden Buchſtab anzeigt. Die Spra-
chen waͤren mit immer gleich langen Sylben zu einfoͤr-
mig, und dem Ohre gefallen die darinn eingefuͤhrten
Abwechslungen. Es ſind aber dieſe Abwechslungen
nicht bloß der Harmonie zu gefallen eingefuͤhrt, ſondern
wir ſind von Natur dazu gewoͤhnt, diejenigen Woͤrter
und Sylben ſtaͤrker, haͤrter, laͤnger ꝛc. auszuſprechen,
auf welche der Nachdruck der Rede faͤllt, und wor-
auf der Zuhoͤrende vorzuͤglich Acht haben ſoll, und die-
ſes kann einen Einfluß auf den Verſtand der Rede ha-
ben. Z. E.

1. Jch hab es ihm geſagt: will ſagen, nicht ein
anderer.
2. Jch
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[61/0067] Von der Sprache an ſich betrachtet. Lateiner, Deutſchen ꝛc. von vorn hinterwaͤrts, oder von der linken zur rechten Hand. Dieſe Verſchieden- heit in der Ordnung ſcheint anzuzeigen, daß mehrere Erfinder der Schriften geweſen ſind. Jndeſſen, ſo fern man annehmen kann, daß es natuͤrlicher ſey, mit der rechten Hand zu ſchreiben, wird auch die Ordnung der Europaͤer die natuͤrlichſte und bequemſte ſeyn, weil die Feder dabey nicht geſtoßen, ſondern gezogen wird. Wir wuͤrden es auch mit den Zahlen thun, wenn dieſe nicht von Arabern waͤren erfunden worden, welche die Hypotheſe, von hinten anzufangen, nach der Ordnung der Buchſtaben in ihrer Sprache eingerichtet. Jn der Algeber haben wir uns aber nicht daran gebunden, ſon- dern weil a + b = b + a, und a. b = b. a iſt, die Gleichungen und beſonders die Ausdruͤcke a—b, a:b, nach der europaͤiſchen Ordnung eingerichtet. §. 99. Der Gebrauch der Accente iſt ſehr unbe- ſtimmt, und in verſchiedenen Sprachen verſchieden, weil man theils die Staͤrke, theils die Laͤnge eines Tones, und wie z. E. im Franzoͤſiſchen bey den è, é, die Aus- ſprache des Vocals, und in andern Faͤllen ſchlechthin den Unterſchied zweyer gleichgeſchriebener Woͤrter oder einen wegbleibenden Buchſtab anzeigt. Die Spra- chen waͤren mit immer gleich langen Sylben zu einfoͤr- mig, und dem Ohre gefallen die darinn eingefuͤhrten Abwechslungen. Es ſind aber dieſe Abwechslungen nicht bloß der Harmonie zu gefallen eingefuͤhrt, ſondern wir ſind von Natur dazu gewoͤhnt, diejenigen Woͤrter und Sylben ſtaͤrker, haͤrter, laͤnger ꝛc. auszuſprechen, auf welche der Nachdruck der Rede faͤllt, und wor- auf der Zuhoͤrende vorzuͤglich Acht haben ſoll, und die- ſes kann einen Einfluß auf den Verſtand der Rede ha- ben. Z. E. 1. Jch hab es ihm geſagt: will ſagen, nicht ein anderer. 2. Jch

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/67>, abgerufen am 23.11.2024.