Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.Von der Sprache an sich betrachtet auch in Ansehung der deutschen Cursivschrift meinesWissens am besten Genüge geleistet, weil er viele übel in das Auge fallende Ecken und unnöthige Züge schick- lich abgeründet, und den Buchstaben des geschriebenen kleinern Alphabets eine solche Symmetrie gegeben, daß sie nur aus der Zusammensetzung weniger einfachen und nach dem Zuge der Feder eingerichteten Züge be- stehen, und die meisten Buchstaben umgekehrt wieder- um Buchstaben vorstellen. §. 96a. Jn so ferne die Buchstaben und überhaupt §. 97. Die Orthographie ist die Anweisung, die che
Von der Sprache an ſich betrachtet auch in Anſehung der deutſchen Curſivſchrift meinesWiſſens am beſten Genuͤge geleiſtet, weil er viele uͤbel in das Auge fallende Ecken und unnoͤthige Zuͤge ſchick- lich abgeruͤndet, und den Buchſtaben des geſchriebenen kleinern Alphabets eine ſolche Symmetrie gegeben, daß ſie nur aus der Zuſammenſetzung weniger einfachen und nach dem Zuge der Feder eingerichteten Zuͤge be- ſtehen, und die meiſten Buchſtaben umgekehrt wieder- um Buchſtaben vorſtellen. §. 96a. Jn ſo ferne die Buchſtaben und uͤberhaupt §. 97. Die Orthographie iſt die Anweiſung, die che
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Von der Sprache an ſich betrachtet
auch in Anſehung der deutſchen Curſivſchrift meines
Wiſſens am beſten Genuͤge geleiſtet, weil er viele uͤbel
in das Auge fallende Ecken und unnoͤthige Zuͤge ſchick-
lich abgeruͤndet, und den Buchſtaben des geſchriebenen
kleinern Alphabets eine ſolche Symmetrie gegeben, daß
ſie nur aus der Zuſammenſetzung weniger einfachen
und nach dem Zuge der Feder eingerichteten Zuͤge be-
ſtehen, und die meiſten Buchſtaben umgekehrt wieder-
um Buchſtaben vorſtellen.
§. 96a. Jn ſo ferne die Buchſtaben und uͤberhaupt
jede geſchriebene Zeichen der Woͤrter Figuren ſind, ſo
ferne iſt es auch an ſich moͤglich, daß ſie als Figuren
eine Bedeutung haben, welche weſentlich ſeyn, und ſich
auf die Aehnlichkeit des Eindruckes, den die Sache und
das Zeichen macht, gruͤnden kann (§. 46. Alethiol.). Ob
Leibniz Zeichen von dieſer Art durch ſeine allgemeine
Zeichenkunſt verſtanden habe, koͤnnen wir hier dahinge-
ſtellt ſeyn laſſen. Wir muͤſſen aber anmerken, daß,
da uns die Rede immer unentbehrlich bleiben wird
(§. 14. 15.), auch die einfachſten Zeichen der Buchſta-
ben und einfachen Laute von gleicher Nothwendigkeit
bleiben werden, weil ſie dazu dienen, daß wir die Rede
vor Augen malen, und weil man außer dem Alphabet
keinen kuͤrzern Schluͤſſel zur Zeichnung der Rede wird
finden koͤnnen. Die Woͤrter muͤſſen demnach ſchon in
der Rede bedeutend ſeyn, wenn ſie es je in einem hoͤ-
hern Grade ſollen werden koͤnnen, und die Verſchieden-
heit der geſchriebenen Alphabete mag hoͤchſtens nur zu
gewiſſen allgemeinen Abſichten dienen. Wir werden
unten Anlaß haben, dieſe Anmerkung genauer zu er-
wegen.
§. 97. Die Orthographie iſt die Anweiſung, die
Woͤrter richtig zu ſchreiben. Sie wuͤrde auf einer ei-
nigen Regel beruhen, daß man naͤmlich jeden
Buchſtab, den man in der deutlichen Ausſpra-
che
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