§. 225. Die dritte Figur giebt Beyspiele zu beson- dern Arten und Ausnahmen. Dabey hat nun die Par- ticularität der Vordersätze nichts zu sagen. Sie kön- nen, ohne der Gewißheit des Schlußsatzes Abbruch zu thun, unter einer von folgenden Bedingungen beyde zu- gleich particular seyn. 1. Wenn man weiß, daß in den Subjecten beyder Vordersätze von einerley Indiuiduis die Rede ist. 2. Wenn man weiß, daß jeder Vorder- satz von den meisten Indiuiduis des Subjects wahr ist. 3. Wenn man weiß, daß der Grad der Particularität beyder Vordersätze verschieden ist (§. 204. seqq.) und (Dianoiol. §. 236.). Der Zweifel, ob der Untersatz bejahe, geht auf die Gültigkeit des Schlußsatzes, so wie hingegen der Zweifel über das Bejahen oder Ver- neinen des Obersatzes sich auf das Bejahen oder Ver- neinen des Schlußsatzes erstreckt.
§. 226. Jn Ansehung der vierten Figur, welche zum Reciprociren gebraucht wird, kann der Anstand über die Allgemeinheit des Obersatzes die Schlußarten Baralip und Fesapo in Dibatis verwandeln; bey den übrigen Schlußarten Calentes und Fresison aber, wird dadurch die Gültigkeit des Schlußsatzes zweifelhaft. Steht man |hingegen an, ob der Untersatz allgemein sey, so verwandelt sich Fesapo in Fresison, hingegen wird in den Schlußarten Baralip, Calentes, Dibatis die Gültigkeit des Schlußsatzes wankend. Der Anstand über das Bejahen des Obersatzes kann Baralip und Di- batis in Fesapo verwandeln, bey Calentes aber die Gül- tigkeit des Schlußsatzes zweifelhaft machen; so wie hingegen der Anstand über das Verneinen des Ober- satzes Fesapo in Baralip umkehren, und Fresison zwei- felhaft machen kann. Steht man an, ob der Untersatz bejahe, so kann aus Baralip Calentes werden, in Diba- tis, Fesapo und Fresison wird der Schlußsatz wankend. Hinwiederum kann Calentes sich in Baralip verwan-
deln,
V. Hauptſtuͤck.
§. 225. Die dritte Figur giebt Beyſpiele zu beſon- dern Arten und Ausnahmen. Dabey hat nun die Par- ticularitaͤt der Vorderſaͤtze nichts zu ſagen. Sie koͤn- nen, ohne der Gewißheit des Schlußſatzes Abbruch zu thun, unter einer von folgenden Bedingungen beyde zu- gleich particular ſeyn. 1. Wenn man weiß, daß in den Subjecten beyder Vorderſaͤtze von einerley Indiuiduis die Rede iſt. 2. Wenn man weiß, daß jeder Vorder- ſatz von den meiſten Indiuiduis des Subjects wahr iſt. 3. Wenn man weiß, daß der Grad der Particularitaͤt beyder Vorderſaͤtze verſchieden iſt (§. 204. ſeqq.) und (Dianoiol. §. 236.). Der Zweifel, ob der Unterſatz bejahe, geht auf die Guͤltigkeit des Schlußſatzes, ſo wie hingegen der Zweifel uͤber das Bejahen oder Ver- neinen des Oberſatzes ſich auf das Bejahen oder Ver- neinen des Schlußſatzes erſtreckt.
§. 226. Jn Anſehung der vierten Figur, welche zum Reciprociren gebraucht wird, kann der Anſtand uͤber die Allgemeinheit des Oberſatzes die Schlußarten Baralip und Feſapo in Dibatis verwandeln; bey den uͤbrigen Schlußarten Calentes und Freſiſon aber, wird dadurch die Guͤltigkeit des Schlußſatzes zweifelhaft. Steht man |hingegen an, ob der Unterſatz allgemein ſey, ſo verwandelt ſich Feſapo in Freſiſon, hingegen wird in den Schlußarten Baralip, Calentes, Dibatis die Guͤltigkeit des Schlußſatzes wankend. Der Anſtand uͤber das Bejahen des Oberſatzes kann Baralip und Di- batis in Feſapo verwandeln, bey Calentes aber die Guͤl- tigkeit des Schlußſatzes zweifelhaft machen; ſo wie hingegen der Anſtand uͤber das Verneinen des Ober- ſatzes Feſapo in Baralip umkehren, und Freſiſon zwei- felhaft machen kann. Steht man an, ob der Unterſatz bejahe, ſo kann aus Baralip Calentes werden, in Diba- tis, Feſapo und Freſiſon wird der Schlußſatz wankend. Hinwiederum kann Calentes ſich in Baralip verwan-
deln,
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V. Hauptſtuͤck.
§. 225. Die dritte Figur giebt Beyſpiele zu beſon-
dern Arten und Ausnahmen. Dabey hat nun die Par-
ticularitaͤt der Vorderſaͤtze nichts zu ſagen. Sie koͤn-
nen, ohne der Gewißheit des Schlußſatzes Abbruch zu
thun, unter einer von folgenden Bedingungen beyde zu-
gleich particular ſeyn. 1. Wenn man weiß, daß in den
Subjecten beyder Vorderſaͤtze von einerley Indiuiduis
die Rede iſt. 2. Wenn man weiß, daß jeder Vorder-
ſatz von den meiſten Indiuiduis des Subjects wahr iſt.
3. Wenn man weiß, daß der Grad der Particularitaͤt
beyder Vorderſaͤtze verſchieden iſt (§. 204. ſeqq.) und
(Dianoiol. §. 236.). Der Zweifel, ob der Unterſatz
bejahe, geht auf die Guͤltigkeit des Schlußſatzes, ſo
wie hingegen der Zweifel uͤber das Bejahen oder Ver-
neinen des Oberſatzes ſich auf das Bejahen oder Ver-
neinen des Schlußſatzes erſtreckt.
§. 226. Jn Anſehung der vierten Figur, welche
zum Reciprociren gebraucht wird, kann der Anſtand
uͤber die Allgemeinheit des Oberſatzes die Schlußarten
Baralip und Feſapo in Dibatis verwandeln; bey den
uͤbrigen Schlußarten Calentes und Freſiſon aber, wird
dadurch die Guͤltigkeit des Schlußſatzes zweifelhaft.
Steht man |hingegen an, ob der Unterſatz allgemein
ſey, ſo verwandelt ſich Feſapo in Freſiſon, hingegen
wird in den Schlußarten Baralip, Calentes, Dibatis die
Guͤltigkeit des Schlußſatzes wankend. Der Anſtand
uͤber das Bejahen des Oberſatzes kann Baralip und Di-
batis in Feſapo verwandeln, bey Calentes aber die Guͤl-
tigkeit des Schlußſatzes zweifelhaft machen; ſo wie
hingegen der Anſtand uͤber das Verneinen des Ober-
ſatzes Feſapo in Baralip umkehren, und Freſiſon zwei-
felhaft machen kann. Steht man an, ob der Unterſatz
bejahe, ſo kann aus Baralip Calentes werden, in Diba-
tis, Feſapo und Freſiſon wird der Schlußſatz wankend.
Hinwiederum kann Calentes ſich in Baralip verwan-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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