geringe Anzahl und ihre Combinationen wird bringen können, welches aber noch dermalen nicht so leicht anzu- gehen scheint.
§. 47. Es giebt ferner noch eine Menge anderer Zeichen von sehr verschiedener Art und Absicht. Die natürlichen sind mit der bedeuteten Sache mit ihren Ursachen, Wirkungen etc. in einer gewissen Verbindung, wie z. E. der Rauch ein Zeichen von der Gegenwart des Feuers, die Abendröthe ein Zeichen des darauf fol- genden hellen Wetters ist. Die natürlichen Zeichen sind allerdings einer Theorie fähig, wodurch ihre Ver- bindung mit der bedeuteten Sache bestimmt und erwie- sen werden sollte. Jn Ermangelung derselben aber muß wenigstens durch genaue Erfahrungen ausgemacht werden, ob sie immer zutreffen, oder nicht. Denn da sie deswegen Zeichen genennet werden, weil sie Anzeigen einer bereits geschehenen oder einer gegenwärtigen oder Vorbothen einer künftigen Veränderung in der Natur seyn sollen, so ist die Haupterforderniß dabey, daß man sich darauf müsse verlassen können, und daß sie nicht trügen, wie die meisten Zeichen der bevorstehenden Wit- terung, die man von Alters her für solche ausgegeben hat, und statt deren man in der Naturlehre, so wie auch in Absicht auf die Krankheiten in der Arzneyge- lehrtheit, immer mehr bemühet ist, zuverläßigere aus- zufinden.
§. 48. Unter die willkührlichen Zeichen gehören die meisten Cärimonien, das Läuten der Glocken, die verabredeten Zeichen im Kriege, bey Solemnitäten etc. das Anklopfen, das Winken, Drohen etc. Diese alle sind mehr oder weniger willkührlich, je nachdem sie weniger oder mehr Aehnlichkeit mit der bedeuteten Sa- che haben. Besonders aber sind die Cärimonien einer Theorie fähig, wenn man das Unnütze und Altfränki- sche daraus wegschaffen, und sie überhaupt so bestim-
men
I. Hauptſtuͤck. Von der ſymboliſchen
geringe Anzahl und ihre Combinationen wird bringen koͤnnen, welches aber noch dermalen nicht ſo leicht anzu- gehen ſcheint.
§. 47. Es giebt ferner noch eine Menge anderer Zeichen von ſehr verſchiedener Art und Abſicht. Die natuͤrlichen ſind mit der bedeuteten Sache mit ihren Urſachen, Wirkungen ꝛc. in einer gewiſſen Verbindung, wie z. E. der Rauch ein Zeichen von der Gegenwart des Feuers, die Abendroͤthe ein Zeichen des darauf fol- genden hellen Wetters iſt. Die natuͤrlichen Zeichen ſind allerdings einer Theorie faͤhig, wodurch ihre Ver- bindung mit der bedeuteten Sache beſtimmt und erwie- ſen werden ſollte. Jn Ermangelung derſelben aber muß wenigſtens durch genaue Erfahrungen ausgemacht werden, ob ſie immer zutreffen, oder nicht. Denn da ſie deswegen Zeichen genennet werden, weil ſie Anzeigen einer bereits geſchehenen oder einer gegenwaͤrtigen oder Vorbothen einer kuͤnftigen Veraͤnderung in der Natur ſeyn ſollen, ſo iſt die Haupterforderniß dabey, daß man ſich darauf muͤſſe verlaſſen koͤnnen, und daß ſie nicht truͤgen, wie die meiſten Zeichen der bevorſtehenden Wit- terung, die man von Alters her fuͤr ſolche ausgegeben hat, und ſtatt deren man in der Naturlehre, ſo wie auch in Abſicht auf die Krankheiten in der Arzneyge- lehrtheit, immer mehr bemuͤhet iſt, zuverlaͤßigere aus- zufinden.
§. 48. Unter die willkuͤhrlichen Zeichen gehoͤren die meiſten Caͤrimonien, das Laͤuten der Glocken, die verabredeten Zeichen im Kriege, bey Solemnitaͤten ꝛc. das Anklopfen, das Winken, Drohen ꝛc. Dieſe alle ſind mehr oder weniger willkuͤhrlich, je nachdem ſie weniger oder mehr Aehnlichkeit mit der bedeuteten Sa- che haben. Beſonders aber ſind die Caͤrimonien einer Theorie faͤhig, wenn man das Unnuͤtze und Altfraͤnki- ſche daraus wegſchaffen, und ſie uͤberhaupt ſo beſtim-
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I. Hauptſtuͤck. Von der ſymboliſchen
geringe Anzahl und ihre Combinationen wird bringen
koͤnnen, welches aber noch dermalen nicht ſo leicht anzu-
gehen ſcheint.
§. 47. Es giebt ferner noch eine Menge anderer
Zeichen von ſehr verſchiedener Art und Abſicht. Die
natuͤrlichen ſind mit der bedeuteten Sache mit ihren
Urſachen, Wirkungen ꝛc. in einer gewiſſen Verbindung,
wie z. E. der Rauch ein Zeichen von der Gegenwart
des Feuers, die Abendroͤthe ein Zeichen des darauf fol-
genden hellen Wetters iſt. Die natuͤrlichen Zeichen
ſind allerdings einer Theorie faͤhig, wodurch ihre Ver-
bindung mit der bedeuteten Sache beſtimmt und erwie-
ſen werden ſollte. Jn Ermangelung derſelben aber
muß wenigſtens durch genaue Erfahrungen ausgemacht
werden, ob ſie immer zutreffen, oder nicht. Denn da
ſie deswegen Zeichen genennet werden, weil ſie Anzeigen
einer bereits geſchehenen oder einer gegenwaͤrtigen oder
Vorbothen einer kuͤnftigen Veraͤnderung in der Natur
ſeyn ſollen, ſo iſt die Haupterforderniß dabey, daß man
ſich darauf muͤſſe verlaſſen koͤnnen, und daß ſie nicht
truͤgen, wie die meiſten Zeichen der bevorſtehenden Wit-
terung, die man von Alters her fuͤr ſolche ausgegeben
hat, und ſtatt deren man in der Naturlehre, ſo wie
auch in Abſicht auf die Krankheiten in der Arzneyge-
lehrtheit, immer mehr bemuͤhet iſt, zuverlaͤßigere aus-
zufinden.
§. 48. Unter die willkuͤhrlichen Zeichen gehoͤren
die meiſten Caͤrimonien, das Laͤuten der Glocken, die
verabredeten Zeichen im Kriege, bey Solemnitaͤten ꝛc.
das Anklopfen, das Winken, Drohen ꝛc. Dieſe alle
ſind mehr oder weniger willkuͤhrlich, je nachdem ſie
weniger oder mehr Aehnlichkeit mit der bedeuteten Sa-
che haben. Beſonders aber ſind die Caͤrimonien einer
Theorie faͤhig, wenn man das Unnuͤtze und Altfraͤnki-
ſche daraus wegſchaffen, und ſie uͤberhaupt ſo beſtim-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/36>, abgerufen am 23.11.2024.
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