weil dieser nebst einem der Vordersätze verneinend seyn müßte: sondern die Sätze
B ist C, D, E, F etc.
A ist ebenfalls C, D, E, F etc.
mit einander zu vergleichen, weil man durch diese Art des Vortrages fast unvermerkt geneigt wird, den Schluß zu machen, daßAmüsseBseyn, zumal wenn uns dabey kein Merkmal einfällt, welches nicht beyden Be- griffen zukomme, oder nur von dem einen bejaht, von dem anderen aber verneint werden müsse. Hiebey ist unstreitig, daß wenn A in der That B ist, uns kein sol- ches Merkmal beyfallen könne, wenn wir anders die Begriffe A, B, nicht irrig denken. Ferner ist aus dem Vorhergehenden klar, daß der Schluß: A sey B, angehe, so oft unter den Prädicaten C, D, E, F etc. solche vor- kommen, die einzeln oder zusammengenommen, eigene Merkmale von B sind. Denn so läßt sich der erste Satz umkehren, der Schluß wird in der ersten Figur, und der Schlußsatz wahr und richtig seyn. Den drit- ten Fall, wo nämlich C, D, E, F etc. die ganze Summe von allen möglichen Prädicaten des B sind, berühren wir hier nicht, weil solche Summen für uns viel zu weitläuftig sind. Daferne wir aber den Begriff B in seine eigene und gemeinsame Merkmale dergestalt auf- lösen können, daß sie zusammengenommen den Umfang desselben ausfüllen; so machen diese Merkmale zusam- men den Begriff M aus, und der Satz: B ist M, läßt sich, wie alle identische Sätze, schlechthin umkehren. Das einzige, was wir hier noch zum Behufe der Wahr- scheinlichkeit anmerken wollen, ist, daß wenn man auch, ohne Auswahl treffen zu können, bey dieser Art zu schließen, eine sehr große Menge von Prädicaten C, D, E, F etc. aufhäuft, die Vermuthung, es möchten doch einige oder mehrere darunter zusammengenommen dem Begriff B allein zukommen, und folglich der Satz: A ist B,
dadurch
Lamb. Organon II B. Y
Von dem Wahrſcheinlichen.
weil dieſer nebſt einem der Vorderſaͤtze verneinend ſeyn muͤßte: ſondern die Saͤtze
B iſt C, D, E, F ꝛc.
A iſt ebenfalls C, D, E, F ꝛc.
mit einander zu vergleichen, weil man durch dieſe Art des Vortrages faſt unvermerkt geneigt wird, den Schluß zu machen, daßAmuͤſſeBſeyn, zumal wenn uns dabey kein Merkmal einfaͤllt, welches nicht beyden Be- griffen zukomme, oder nur von dem einen bejaht, von dem anderen aber verneint werden muͤſſe. Hiebey iſt unſtreitig, daß wenn A in der That B iſt, uns kein ſol- ches Merkmal beyfallen koͤnne, wenn wir anders die Begriffe A, B, nicht irrig denken. Ferner iſt aus dem Vorhergehenden klar, daß der Schluß: A ſey B, angehe, ſo oft unter den Praͤdicaten C, D, E, F ꝛc. ſolche vor- kommen, die einzeln oder zuſammengenommen, eigene Merkmale von B ſind. Denn ſo laͤßt ſich der erſte Satz umkehren, der Schluß wird in der erſten Figur, und der Schlußſatz wahr und richtig ſeyn. Den drit- ten Fall, wo naͤmlich C, D, E, F ꝛc. die ganze Summe von allen moͤglichen Praͤdicaten des B ſind, beruͤhren wir hier nicht, weil ſolche Summen fuͤr uns viel zu weitlaͤuftig ſind. Daferne wir aber den Begriff B in ſeine eigene und gemeinſame Merkmale dergeſtalt auf- loͤſen koͤnnen, daß ſie zuſammengenommen den Umfang deſſelben ausfuͤllen; ſo machen dieſe Merkmale zuſam- men den Begriff M aus, und der Satz: B iſt M, laͤßt ſich, wie alle identiſche Saͤtze, ſchlechthin umkehren. Das einzige, was wir hier noch zum Behufe der Wahr- ſcheinlichkeit anmerken wollen, iſt, daß wenn man auch, ohne Auswahl treffen zu koͤnnen, bey dieſer Art zu ſchließen, eine ſehr große Menge von Praͤdicaten C, D, E, F ꝛc. aufhaͤuft, die Vermuthung, es moͤchten doch einige oder mehrere darunter zuſammengenommen dem Begriff B allein zukommen, und folglich der Satz: A iſt B,
dadurch
Lamb. Organon II B. Y
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Von dem Wahrſcheinlichen.
weil dieſer nebſt einem der Vorderſaͤtze verneinend ſeyn
muͤßte: ſondern die Saͤtze
B iſt C, D, E, F ꝛc.
A iſt ebenfalls C, D, E, F ꝛc.
mit einander zu vergleichen, weil man durch dieſe Art
des Vortrages faſt unvermerkt geneigt wird, den Schluß
zu machen, daß A muͤſſe B ſeyn, zumal wenn uns
dabey kein Merkmal einfaͤllt, welches nicht beyden Be-
griffen zukomme, oder nur von dem einen bejaht, von
dem anderen aber verneint werden muͤſſe. Hiebey iſt
unſtreitig, daß wenn A in der That B iſt, uns kein ſol-
ches Merkmal beyfallen koͤnne, wenn wir anders die
Begriffe A, B, nicht irrig denken. Ferner iſt aus dem
Vorhergehenden klar, daß der Schluß: A ſey B, angehe,
ſo oft unter den Praͤdicaten C, D, E, F ꝛc. ſolche vor-
kommen, die einzeln oder zuſammengenommen, eigene
Merkmale von B ſind. Denn ſo laͤßt ſich der erſte
Satz umkehren, der Schluß wird in der erſten Figur,
und der Schlußſatz wahr und richtig ſeyn. Den drit-
ten Fall, wo naͤmlich C, D, E, F ꝛc. die ganze Summe
von allen moͤglichen Praͤdicaten des B ſind, beruͤhren
wir hier nicht, weil ſolche Summen fuͤr uns viel zu
weitlaͤuftig ſind. Daferne wir aber den Begriff B in
ſeine eigene und gemeinſame Merkmale dergeſtalt auf-
loͤſen koͤnnen, daß ſie zuſammengenommen den Umfang
deſſelben ausfuͤllen; ſo machen dieſe Merkmale zuſam-
men den Begriff M aus, und der Satz: B iſt M, laͤßt
ſich, wie alle identiſche Saͤtze, ſchlechthin umkehren.
Das einzige, was wir hier noch zum Behufe der Wahr-
ſcheinlichkeit anmerken wollen, iſt, daß wenn man auch,
ohne Auswahl treffen zu koͤnnen, bey dieſer Art zu
ſchließen, eine ſehr große Menge von Praͤdicaten C, D,
E, F ꝛc. aufhaͤuft, die Vermuthung, es moͤchten doch
einige oder mehrere darunter zuſammengenommen dem
Begriff B allein zukommen, und folglich der Satz: A iſt B,
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/343>, abgerufen am 17.02.2025.
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