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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von dem Wahrscheinlichen.
noch mehr andere mit, oder theilt sie in Classen ein.
So z. E. begnügt man sich an der bloßen Anzahl aller
jährlich Sterbenden nicht, sondern man sieht zugleich auf
das Alter, auf die Art der Krankheit, auf den Monat
des Jahrs, auf den Monat der Geburt etc. Dadurch
erhält man ungleich specialere Sätze, aus welchen sich
sodann andere zusammen summiren lassen, die allgemei-
ner oder unbestimmter sind. Da aber bey solchen spe-
cialern Abtheilungen die Anzahl der Fälle für jede Clas-
se vermindert wird, so muß die Observation länger fort-
gesetzt, oder häufiger angestellt werden. Denn die ge-
suchten Verhältnisse werden mit der Anzahl der Obser-
vationen genauer. Es ist für sich klar, daß die vorhin
für den einfachsten Fall angegebenen Bedingungen auch
bey solchen specialern Fällen beobachtet werden müssen,
um so mehr, weil man hier auf mehrere Umstände zu
sehen hat.

§. 157. Auf diese Art findet man nicht bloß unbe-
stimmte Particularsätze, sondern den Grad ihrer Parti-
cularität, und öfters auch genaue Eintheilungen einer
gewissen Art Fälle in einzelne Classen, so daß man die
Anzahl der zu jeder Classe gehörenden gegen einander
proportioniren kann. Da ferner allgemein bejahende
Sätze, wenn man sie umkehrt, particular werden, so
läßt sich auch bey diesen der Grad der Particularität
auf diese Art bestimmen. Was aber dieses in Absicht
auf die Schlüsse und ihre Zeichnung auf sich hat, ha-
ben wir in der Dianoiologie (§. 179. 193.) angemerkt.
Es ist nur zu bedauren, daß solche Abzählungen der
Fälle sehr mühsam sind, und lange nicht bey allen Sät-
zen vorgenommen werden können. Jndessen geben be-
sonders die nunmehr schon so häufig gesammleten me-
teorologischen Observationen noch einen reichen Vor-
rath zu solchen Sätzen an die Hand, wenn man sich die
Mühe geben will, sie nach jeden Absichten in Classen zu

bringen,
X 3

Von dem Wahrſcheinlichen.
noch mehr andere mit, oder theilt ſie in Claſſen ein.
So z. E. begnuͤgt man ſich an der bloßen Anzahl aller
jaͤhrlich Sterbenden nicht, ſondern man ſieht zugleich auf
das Alter, auf die Art der Krankheit, auf den Monat
des Jahrs, auf den Monat der Geburt ꝛc. Dadurch
erhaͤlt man ungleich ſpecialere Saͤtze, aus welchen ſich
ſodann andere zuſammen ſummiren laſſen, die allgemei-
ner oder unbeſtimmter ſind. Da aber bey ſolchen ſpe-
cialern Abtheilungen die Anzahl der Faͤlle fuͤr jede Claſ-
ſe vermindert wird, ſo muß die Obſervation laͤnger fort-
geſetzt, oder haͤufiger angeſtellt werden. Denn die ge-
ſuchten Verhaͤltniſſe werden mit der Anzahl der Obſer-
vationen genauer. Es iſt fuͤr ſich klar, daß die vorhin
fuͤr den einfachſten Fall angegebenen Bedingungen auch
bey ſolchen ſpecialern Faͤllen beobachtet werden muͤſſen,
um ſo mehr, weil man hier auf mehrere Umſtaͤnde zu
ſehen hat.

§. 157. Auf dieſe Art findet man nicht bloß unbe-
ſtimmte Particularſaͤtze, ſondern den Grad ihrer Parti-
cularitaͤt, und oͤfters auch genaue Eintheilungen einer
gewiſſen Art Faͤlle in einzelne Claſſen, ſo daß man die
Anzahl der zu jeder Claſſe gehoͤrenden gegen einander
proportioniren kann. Da ferner allgemein bejahende
Saͤtze, wenn man ſie umkehrt, particular werden, ſo
laͤßt ſich auch bey dieſen der Grad der Particularitaͤt
auf dieſe Art beſtimmen. Was aber dieſes in Abſicht
auf die Schluͤſſe und ihre Zeichnung auf ſich hat, ha-
ben wir in der Dianoiologie (§. 179. 193.) angemerkt.
Es iſt nur zu bedauren, daß ſolche Abzaͤhlungen der
Faͤlle ſehr muͤhſam ſind, und lange nicht bey allen Saͤt-
zen vorgenommen werden koͤnnen. Jndeſſen geben be-
ſonders die nunmehr ſchon ſo haͤufig geſammleten me-
teorologiſchen Obſervationen noch einen reichen Vor-
rath zu ſolchen Saͤtzen an die Hand, wenn man ſich die
Muͤhe geben will, ſie nach jeden Abſichten in Claſſen zu

bringen,
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[325/0331] Von dem Wahrſcheinlichen. noch mehr andere mit, oder theilt ſie in Claſſen ein. So z. E. begnuͤgt man ſich an der bloßen Anzahl aller jaͤhrlich Sterbenden nicht, ſondern man ſieht zugleich auf das Alter, auf die Art der Krankheit, auf den Monat des Jahrs, auf den Monat der Geburt ꝛc. Dadurch erhaͤlt man ungleich ſpecialere Saͤtze, aus welchen ſich ſodann andere zuſammen ſummiren laſſen, die allgemei- ner oder unbeſtimmter ſind. Da aber bey ſolchen ſpe- cialern Abtheilungen die Anzahl der Faͤlle fuͤr jede Claſ- ſe vermindert wird, ſo muß die Obſervation laͤnger fort- geſetzt, oder haͤufiger angeſtellt werden. Denn die ge- ſuchten Verhaͤltniſſe werden mit der Anzahl der Obſer- vationen genauer. Es iſt fuͤr ſich klar, daß die vorhin fuͤr den einfachſten Fall angegebenen Bedingungen auch bey ſolchen ſpecialern Faͤllen beobachtet werden muͤſſen, um ſo mehr, weil man hier auf mehrere Umſtaͤnde zu ſehen hat. §. 157. Auf dieſe Art findet man nicht bloß unbe- ſtimmte Particularſaͤtze, ſondern den Grad ihrer Parti- cularitaͤt, und oͤfters auch genaue Eintheilungen einer gewiſſen Art Faͤlle in einzelne Claſſen, ſo daß man die Anzahl der zu jeder Claſſe gehoͤrenden gegen einander proportioniren kann. Da ferner allgemein bejahende Saͤtze, wenn man ſie umkehrt, particular werden, ſo laͤßt ſich auch bey dieſen der Grad der Particularitaͤt auf dieſe Art beſtimmen. Was aber dieſes in Abſicht auf die Schluͤſſe und ihre Zeichnung auf ſich hat, ha- ben wir in der Dianoiologie (§. 179. 193.) angemerkt. Es iſt nur zu bedauren, daß ſolche Abzaͤhlungen der Faͤlle ſehr muͤhſam ſind, und lange nicht bey allen Saͤt- zen vorgenommen werden koͤnnen. Jndeſſen geben be- ſonders die nunmehr ſchon ſo haͤufig geſammleten me- teorologiſchen Obſervationen noch einen reichen Vor- rath zu ſolchen Saͤtzen an die Hand, wenn man ſich die Muͤhe geben will, ſie nach jeden Abſichten in Claſſen zu bringen, X 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/331>, abgerufen am 23.11.2024.