Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.IX. Hauptst. Von der Art einer Sprache. voraussetzend, können wir etc. Und noch unge-wöhnlicher würde man das französische voiant, qu'il arriva, je dis, etc. durch: Sehend, daß er ankame, sagte ich etc. oder durch: ihn ankommen sehend, sprach ich etc. übersetzen. Diese Ausdrücke sind aber auch nur ungewöhnlich, und das ist alles, was man da- wider sagen kann. Denn da sie in den übrigen Spra- chen angehen, und auch im Deutschen gegeben werden können, so scheint nichts als der Mangel der Gewohn- heit Schuld daran zu seyn, daß sie nicht anfangs bey Dichtern, sodann in lebhaftern und nachdrücklichern Stellen von Reden, und so unvermerkt endlich im ge- meinen Leben eingeführt werden. Und hierinn scheint bereits auf die oben (§. 301.) beschriebene Art ein nicht unglücklicher Anfang gemacht worden zu seyn. Denn so trocken, wie wir erst die Beyspiele angeführt haben, würde es sich kaum der Mühe lohnen, solche Wortfü- gungen zu gebrauchen. Es müssen immer Wendun- gen dabey seyn, die das minder gewöhnliche über- sehen machen. Zehntes
IX. Hauptſt. Von der Art einer Sprache. vorausſetzend, koͤnnen wir ꝛc. Und noch unge-woͤhnlicher wuͤrde man das franzoͤſiſche voiant, qu’il arriva, je dis, ꝛc. durch: Sehend, daß er ankame, ſagte ich ꝛc. oder durch: ihn ankommen ſehend, ſprach ich ꝛc. uͤberſetzen. Dieſe Ausdruͤcke ſind aber auch nur ungewoͤhnlich, und das iſt alles, was man da- wider ſagen kann. Denn da ſie in den uͤbrigen Spra- chen angehen, und auch im Deutſchen gegeben werden koͤnnen, ſo ſcheint nichts als der Mangel der Gewohn- heit Schuld daran zu ſeyn, daß ſie nicht anfangs bey Dichtern, ſodann in lebhaftern und nachdruͤcklichern Stellen von Reden, und ſo unvermerkt endlich im ge- meinen Leben eingefuͤhrt werden. Und hierinn ſcheint bereits auf die oben (§. 301.) beſchriebene Art ein nicht ungluͤcklicher Anfang gemacht worden zu ſeyn. Denn ſo trocken, wie wir erſt die Beyſpiele angefuͤhrt haben, wuͤrde es ſich kaum der Muͤhe lohnen, ſolche Wortfuͤ- gungen zu gebrauchen. Es muͤſſen immer Wendun- gen dabey ſeyn, die das minder gewoͤhnliche uͤber- ſehen machen. Zehntes
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IX. Hauptſt. Von der Art einer Sprache.
vorausſetzend, koͤnnen wir ꝛc. Und noch unge-
woͤhnlicher wuͤrde man das franzoͤſiſche voiant, qu’il
arriva, je dis, ꝛc. durch: Sehend, daß er ankame,
ſagte ich ꝛc. oder durch: ihn ankommen ſehend,
ſprach ich ꝛc. uͤberſetzen. Dieſe Ausdruͤcke ſind aber
auch nur ungewoͤhnlich, und das iſt alles, was man da-
wider ſagen kann. Denn da ſie in den uͤbrigen Spra-
chen angehen, und auch im Deutſchen gegeben werden
koͤnnen, ſo ſcheint nichts als der Mangel der Gewohn-
heit Schuld daran zu ſeyn, daß ſie nicht anfangs bey
Dichtern, ſodann in lebhaftern und nachdruͤcklichern
Stellen von Reden, und ſo unvermerkt endlich im ge-
meinen Leben eingefuͤhrt werden. Und hierinn ſcheint
bereits auf die oben (§. 301.) beſchriebene Art ein nicht
ungluͤcklicher Anfang gemacht worden zu ſeyn. Denn
ſo trocken, wie wir erſt die Beyſpiele angefuͤhrt haben,
wuͤrde es ſich kaum der Muͤhe lohnen, ſolche Wortfuͤ-
gungen zu gebrauchen. Es muͤſſen immer Wendun-
gen dabey ſeyn, die das minder gewoͤhnliche uͤber-
ſehen machen.
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