Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.Von der Wortfügung. des Worts zu dem Begriffe nimmt. So z. E. habenwir im vorhergehenden immer das Grammatische dem Charakteristischen, und beydes dem Metaphysischen in den Sprachen entgegengesetzt, ohne weder diese Wörter zu definiren, noch an jedem Orte umständlich anzuzei- gen, wie weit sie sich anwenden lassen. Man wird aber aus dem Gebrauche dieser Wörter leicht finden, daß das Metaphysische auf die bedeuteten Sachen und ihre Natur und allgemeine Verhältnisse geht, das Cha- rakteristische aber dasjenige in den Zeichen betrifft, was sich durch das Metaphysische bestimmen und auf Re- geln bringen läßt, und daß hingegen das Grammati- sche dasjenige begreift, was in den wirklichen Sprachen an statt charakteristisch zu seyn, bloß willkührlich, und weder in der Sache noch in den Zelchen gegründet ist. Da aber diese Unterschiede durch viele Stuffen größer oder kleiner seyn können, so kommen im obigen auch Fälle vor, wo das Grammatische sehr nahe an das Charakteristische grenzt, und wo die Auswahl des Wor- tes schwerer wäre, oder dem erstern etwas von dem letz- tern zugegeben werden konnte. §. 310. Wir können noch anmerken, daß wir die Empfin- M 5
Von der Wortfuͤgung. des Worts zu dem Begriffe nimmt. So z. E. habenwir im vorhergehenden immer das Grammatiſche dem Charakteriſtiſchen, und beydes dem Metaphyſiſchen in den Sprachen entgegengeſetzt, ohne weder dieſe Woͤrter zu definiren, noch an jedem Orte umſtaͤndlich anzuzei- gen, wie weit ſie ſich anwenden laſſen. Man wird aber aus dem Gebrauche dieſer Woͤrter leicht finden, daß das Metaphyſiſche auf die bedeuteten Sachen und ihre Natur und allgemeine Verhaͤltniſſe geht, das Cha- rakteriſtiſche aber dasjenige in den Zeichen betrifft, was ſich durch das Metaphyſiſche beſtimmen und auf Re- geln bringen laͤßt, und daß hingegen das Grammati- ſche dasjenige begreift, was in den wirklichen Sprachen an ſtatt charakteriſtiſch zu ſeyn, bloß willkuͤhrlich, und weder in der Sache noch in den Zelchen gegruͤndet iſt. Da aber dieſe Unterſchiede durch viele Stuffen groͤßer oder kleiner ſeyn koͤnnen, ſo kommen im obigen auch Faͤlle vor, wo das Grammatiſche ſehr nahe an das Charakteriſtiſche grenzt, und wo die Auswahl des Wor- tes ſchwerer waͤre, oder dem erſtern etwas von dem letz- tern zugegeben werden konnte. §. 310. Wir koͤnnen noch anmerken, daß wir die Empfin- M 5
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Von der Wortfuͤgung.
des Worts zu dem Begriffe nimmt. So z. E. haben
wir im vorhergehenden immer das Grammatiſche dem
Charakteriſtiſchen, und beydes dem Metaphyſiſchen in
den Sprachen entgegengeſetzt, ohne weder dieſe Woͤrter
zu definiren, noch an jedem Orte umſtaͤndlich anzuzei-
gen, wie weit ſie ſich anwenden laſſen. Man wird
aber aus dem Gebrauche dieſer Woͤrter leicht finden,
daß das Metaphyſiſche auf die bedeuteten Sachen und
ihre Natur und allgemeine Verhaͤltniſſe geht, das Cha-
rakteriſtiſche aber dasjenige in den Zeichen betrifft, was
ſich durch das Metaphyſiſche beſtimmen und auf Re-
geln bringen laͤßt, und daß hingegen das Grammati-
ſche dasjenige begreift, was in den wirklichen Sprachen
an ſtatt charakteriſtiſch zu ſeyn, bloß willkuͤhrlich, und
weder in der Sache noch in den Zelchen gegruͤndet iſt.
Da aber dieſe Unterſchiede durch viele Stuffen groͤßer
oder kleiner ſeyn koͤnnen, ſo kommen im obigen auch
Faͤlle vor, wo das Grammatiſche ſehr nahe an das
Charakteriſtiſche grenzt, und wo die Auswahl des Wor-
tes ſchwerer waͤre, oder dem erſtern etwas von dem letz-
tern zugegeben werden konnte.
§. 310. Wir koͤnnen noch anmerken, daß wir die
Bedeutung der meiſten Woͤrter unſerer Mutterſprache
auf keine andere Art lernen, als aus dem Verſtand der
Redensarten, in welchen wir ſie von Kindheit auf ler-
nen. Jch ſage, die meiſten Woͤrter. Denn es iſt
klar, daß wir nicht bey ganzen Redensarten anfangen,
ſondern nothwendig eine gewiſſe Anzahl von Woͤrtern,
jedes fuͤr ſich muß erlernt werden. Dieſe fuͤr ſich er-
lernbare Woͤrter ſind ungefaͤhr eben die, wobey die er-
ſten Urheber der Sprachen anfangen mußten. Sie
ſtellen Dinge und Handlungen vor, die nicht nur unter
die Sinnen fallen, ſondern ein mit fremden Umſtaͤn-
den nicht untermengtes Ganzes ausmachen, die man
den Kindern vorzeigen, und dadurch das Wort mit der
Empfin-
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