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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von der Wortfügung.
gen durchgeführt, in der einzeln oder mehrern Zahl ge-
nommen werden, und überdieß unterscheiden sie sich den
Declinationen und Geschlechtern nach, und wo sie in ge-
wissen Verhältnissen vorgestellt werden müssen, da neh-
men sie noch Vorwörter zu sich.

§. 287. Wir haben das viele Willkührliche, das
Unvollständige und Ungegründete, so bey allem diesem
in den wirklichen Sprachen vorkömmt, bereits in dem
fünften Hauptstücke umständlich durchgegangen. Und
aus der Betrachtung desselben wird leicht erhellen, daß
es einen merklichen Einfluß in die Regeln der Syntaxe
habe, und dieselben weniger einfach seyn lasse, sondern
mit sehr vielen Anomalien anfülle, die nicht in dem Me-
taphysischen sondern schlechthin in dem Willkührlichen
der Sprachen ihren Grund haben, und folglich eben
dadurch bloß grammatisch sind, weil man die wirklichen
Sprachen nehmen muß, wie man sie findet. Wir
wollen dieses nur in einigen sehr allgemeinen Beyspie-
len anzeigen.

§. 288. Einmal haben wir bereits (§. 182. seqq.)
angemerkt, daß der Unterschied der Geschlechter bey den
Hauptwörtern wenig metaphysisches hat, daß die Bil-
dung der Hauptwörter sie nicht angiebt, daß er schlecht-
hin dient, die Abänderung der Artikel und Beywörter
darnach zu richten, und daß statt der drey in den
Sprachlehren benennten Geschlechter andere gewählt
werden könnten, die metaphysischer wären, und auf das
Charakteristische der Sprachen einen nützlichern Einfluß
hätten, daß endlich eben dieses auch von dem Unterschie-
de der Declinationen gelte. Es ist offenbar, daß wenn
die wirklichen Sprachen statt dieser Mängel die entge-
gengesetzten Vollkommenheiten hätten, die Regeln der
Syntaxe dabey ungleich einförmiger und einfacher wür-
den. Die Geschlechter würden nicht auf die Beywör-
ter geschoben, weil die Hauptwörter sie an sich schon

durch

Von der Wortfuͤgung.
gen durchgefuͤhrt, in der einzeln oder mehrern Zahl ge-
nommen werden, und uͤberdieß unterſcheiden ſie ſich den
Declinationen und Geſchlechtern nach, und wo ſie in ge-
wiſſen Verhaͤltniſſen vorgeſtellt werden muͤſſen, da neh-
men ſie noch Vorwoͤrter zu ſich.

§. 287. Wir haben das viele Willkuͤhrliche, das
Unvollſtaͤndige und Ungegruͤndete, ſo bey allem dieſem
in den wirklichen Sprachen vorkoͤmmt, bereits in dem
fuͤnften Hauptſtuͤcke umſtaͤndlich durchgegangen. Und
aus der Betrachtung deſſelben wird leicht erhellen, daß
es einen merklichen Einfluß in die Regeln der Syntaxe
habe, und dieſelben weniger einfach ſeyn laſſe, ſondern
mit ſehr vielen Anomalien anfuͤlle, die nicht in dem Me-
taphyſiſchen ſondern ſchlechthin in dem Willkuͤhrlichen
der Sprachen ihren Grund haben, und folglich eben
dadurch bloß grammatiſch ſind, weil man die wirklichen
Sprachen nehmen muß, wie man ſie findet. Wir
wollen dieſes nur in einigen ſehr allgemeinen Beyſpie-
len anzeigen.

§. 288. Einmal haben wir bereits (§. 182. ſeqq.)
angemerkt, daß der Unterſchied der Geſchlechter bey den
Hauptwoͤrtern wenig metaphyſiſches hat, daß die Bil-
dung der Hauptwoͤrter ſie nicht angiebt, daß er ſchlecht-
hin dient, die Abaͤnderung der Artikel und Beywoͤrter
darnach zu richten, und daß ſtatt der drey in den
Sprachlehren benennten Geſchlechter andere gewaͤhlt
werden koͤnnten, die metaphyſiſcher waͤren, und auf das
Charakteriſtiſche der Sprachen einen nuͤtzlichern Einfluß
haͤtten, daß endlich eben dieſes auch von dem Unterſchie-
de der Declinationen gelte. Es iſt offenbar, daß wenn
die wirklichen Sprachen ſtatt dieſer Maͤngel die entge-
gengeſetzten Vollkommenheiten haͤtten, die Regeln der
Syntaxe dabey ungleich einfoͤrmiger und einfacher wuͤr-
den. Die Geſchlechter wuͤrden nicht auf die Beywoͤr-
ter geſchoben, weil die Hauptwoͤrter ſie an ſich ſchon

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[171/0177] Von der Wortfuͤgung. gen durchgefuͤhrt, in der einzeln oder mehrern Zahl ge- nommen werden, und uͤberdieß unterſcheiden ſie ſich den Declinationen und Geſchlechtern nach, und wo ſie in ge- wiſſen Verhaͤltniſſen vorgeſtellt werden muͤſſen, da neh- men ſie noch Vorwoͤrter zu ſich. §. 287. Wir haben das viele Willkuͤhrliche, das Unvollſtaͤndige und Ungegruͤndete, ſo bey allem dieſem in den wirklichen Sprachen vorkoͤmmt, bereits in dem fuͤnften Hauptſtuͤcke umſtaͤndlich durchgegangen. Und aus der Betrachtung deſſelben wird leicht erhellen, daß es einen merklichen Einfluß in die Regeln der Syntaxe habe, und dieſelben weniger einfach ſeyn laſſe, ſondern mit ſehr vielen Anomalien anfuͤlle, die nicht in dem Me- taphyſiſchen ſondern ſchlechthin in dem Willkuͤhrlichen der Sprachen ihren Grund haben, und folglich eben dadurch bloß grammatiſch ſind, weil man die wirklichen Sprachen nehmen muß, wie man ſie findet. Wir wollen dieſes nur in einigen ſehr allgemeinen Beyſpie- len anzeigen. §. 288. Einmal haben wir bereits (§. 182. ſeqq.) angemerkt, daß der Unterſchied der Geſchlechter bey den Hauptwoͤrtern wenig metaphyſiſches hat, daß die Bil- dung der Hauptwoͤrter ſie nicht angiebt, daß er ſchlecht- hin dient, die Abaͤnderung der Artikel und Beywoͤrter darnach zu richten, und daß ſtatt der drey in den Sprachlehren benennten Geſchlechter andere gewaͤhlt werden koͤnnten, die metaphyſiſcher waͤren, und auf das Charakteriſtiſche der Sprachen einen nuͤtzlichern Einfluß haͤtten, daß endlich eben dieſes auch von dem Unterſchie- de der Declinationen gelte. Es iſt offenbar, daß wenn die wirklichen Sprachen ſtatt dieſer Maͤngel die entge- gengeſetzten Vollkommenheiten haͤtten, die Regeln der Syntaxe dabey ungleich einfoͤrmiger und einfacher wuͤr- den. Die Geſchlechter wuͤrden nicht auf die Beywoͤr- ter geſchoben, weil die Hauptwoͤrter ſie an ſich ſchon durch

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/177>, abgerufen am 23.11.2024.