Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den unveränderlichen Redetheilen.
richten, sondern diese sich nur in so ferne bekannt ma-
chen muß, daß man sie, wo sie schicklich sind, ungesucht
gebrauchen könne.

§. 233. Jn Ansehung des Charakteristischen sind
die Conjunctionen entweder Wurzelwörter oder abgelei-
tet und zusammengesetzt. Und hierinn kommen die
wirklichen Sprachen nicht überein. Jm Deutschen schei-
nen: und, auch, so, als, oder, wenn, wo, wie,
aber, weder, noch, doch, sonst, ob, denn, weil,
daß, da, nun, etc.
Wurzelwörter zu seyn. Die Latei-
ner haben noch die verneinende ne, nec, quin, etc. die
wir im Deutschen zusammensetzen, so wie sie hingegen
das deutsche auch, durch etiam, quoque, etc. geben.
Die abgeleiteten oder zusammengesetzten Bindwörter,
besonders wenn sie von andern Redetheilen herkommen,
ändern gewissermaßen ihre Bedeutung, und öfters sind
es Abkürzungen von Redensarten. Z. E. das Bind-
wort daher, welches an sich eine Verhältniß des Ortes
anzeigt, wird metaphorisch und wegen Aehnlichkeit des
Eindruckes auf die Gründe und Schlußsolgen gezogen;
als ein Bindwort aber ist es eine Abkürzung der Re-
densart: daher kömmt, daß etc. Das Bindwort da-
mit,
welches auf Mittel und Absichten geht, behält noch
etwas von dem Vorworte mit, aus welchem es abge-
leitet ist. Das Bindwort deswegen oder derowe-
gen, derohalben,
hat wie im Lateinischen quapropter,
propterea,
fast ganz seine natürliche und ursprüngliche
Bedeutung, weil propter, wegen, an sich auch eine
Praepositio caussalis ist. (§. 213.). Man wird in den
Bindwörtern: ebenfalls, desgleichen, dazu, außer
dem, ungeachtet, hingegen, folglich, demnach,
obschon, nachdem, indessen, inzwischen, unter-
weilen, mitlerweilen, ferner, weiter, übrigens,
zwar, etc.
ähliche Spuren der Ableitung und Abkür-
zung finden.

§. 234.

Von den unveraͤnderlichen Redetheilen.
richten, ſondern dieſe ſich nur in ſo ferne bekannt ma-
chen muß, daß man ſie, wo ſie ſchicklich ſind, ungeſucht
gebrauchen koͤnne.

§. 233. Jn Anſehung des Charakteriſtiſchen ſind
die Conjunctionen entweder Wurzelwoͤrter oder abgelei-
tet und zuſammengeſetzt. Und hierinn kommen die
wirklichen Sprachen nicht uͤberein. Jm Deutſchen ſchei-
nen: und, auch, ſo, als, oder, wenn, wo, wie,
aber, weder, noch, doch, ſonſt, ob, denn, weil,
daß, da, nun, ꝛc.
Wurzelwoͤrter zu ſeyn. Die Latei-
ner haben noch die verneinende ne, nec, quin, ꝛc. die
wir im Deutſchen zuſammenſetzen, ſo wie ſie hingegen
das deutſche auch, durch etiam, quoque, ꝛc. geben.
Die abgeleiteten oder zuſammengeſetzten Bindwoͤrter,
beſonders wenn ſie von andern Redetheilen herkommen,
aͤndern gewiſſermaßen ihre Bedeutung, und oͤfters ſind
es Abkuͤrzungen von Redensarten. Z. E. das Bind-
wort daher, welches an ſich eine Verhaͤltniß des Ortes
anzeigt, wird metaphoriſch und wegen Aehnlichkeit des
Eindruckes auf die Gruͤnde und Schlußſolgen gezogen;
als ein Bindwort aber iſt es eine Abkuͤrzung der Re-
densart: daher koͤmmt, daß ꝛc. Das Bindwort da-
mit,
welches auf Mittel und Abſichten geht, behaͤlt noch
etwas von dem Vorworte mit, aus welchem es abge-
leitet iſt. Das Bindwort deswegen oder derowe-
gen, derohalben,
hat wie im Lateiniſchen quapropter,
propterea,
faſt ganz ſeine natuͤrliche und urſpruͤngliche
Bedeutung, weil propter, wegen, an ſich auch eine
Praepoſitio cauſſalis iſt. (§. 213.). Man wird in den
Bindwoͤrtern: ebenfalls, desgleichen, dazu, außer
dem, ungeachtet, hingegen, folglich, demnach,
obſchon, nachdem, indeſſen, inzwiſchen, unter-
weilen, mitlerweilen, ferner, weiter, uͤbrigens,
zwar, ꝛc.
aͤhliche Spuren der Ableitung und Abkuͤr-
zung finden.

§. 234.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den unvera&#x0364;nderlichen Redetheilen.</hi></fw><lb/>
richten, &#x017F;ondern die&#x017F;e &#x017F;ich nur in &#x017F;o ferne bekannt ma-<lb/>
chen muß, daß man &#x017F;ie, wo &#x017F;ie &#x017F;chicklich &#x017F;ind, unge&#x017F;ucht<lb/>
gebrauchen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p>§. 233. Jn An&#x017F;ehung des Charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen &#x017F;ind<lb/>
die Conjunctionen entweder Wurzelwo&#x0364;rter oder abgelei-<lb/>
tet und zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt. Und hierinn kommen die<lb/>
wirklichen Sprachen nicht u&#x0364;berein. Jm Deut&#x017F;chen &#x017F;chei-<lb/>
nen: <hi rendition="#fr">und, auch, &#x017F;o, als, oder, wenn, wo, wie,<lb/>
aber, weder, noch, doch, &#x017F;on&#x017F;t, ob, denn, weil,<lb/>
daß, da, nun, &#xA75B;c.</hi> Wurzelwo&#x0364;rter zu &#x017F;eyn. Die Latei-<lb/>
ner haben noch die verneinende <hi rendition="#aq">ne, nec, quin,</hi> &#xA75B;c. die<lb/>
wir im Deut&#x017F;chen zu&#x017F;ammen&#x017F;etzen, &#x017F;o wie &#x017F;ie hingegen<lb/>
das deut&#x017F;che <hi rendition="#fr">auch,</hi> durch <hi rendition="#aq">etiam, quoque,</hi> &#xA75B;c. geben.<lb/>
Die abgeleiteten oder zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Bindwo&#x0364;rter,<lb/>
be&#x017F;onders wenn &#x017F;ie von andern Redetheilen herkommen,<lb/>
a&#x0364;ndern gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen ihre Bedeutung, und o&#x0364;fters &#x017F;ind<lb/>
es Abku&#x0364;rzungen von Redensarten. Z. E. das Bind-<lb/>
wort <hi rendition="#fr">daher,</hi> welches an &#x017F;ich eine Verha&#x0364;ltniß des Ortes<lb/>
anzeigt, wird metaphori&#x017F;ch und wegen Aehnlichkeit des<lb/>
Eindruckes auf die Gru&#x0364;nde und Schluß&#x017F;olgen gezogen;<lb/>
als ein Bindwort aber i&#x017F;t es eine Abku&#x0364;rzung der Re-<lb/>
densart: <hi rendition="#fr">daher ko&#x0364;mmt, daß &#xA75B;c.</hi> Das Bindwort <hi rendition="#fr">da-<lb/>
mit,</hi> welches auf Mittel und Ab&#x017F;ichten geht, beha&#x0364;lt noch<lb/>
etwas von dem Vorworte <hi rendition="#fr">mit,</hi> aus welchem es abge-<lb/>
leitet i&#x017F;t. Das Bindwort <hi rendition="#fr">deswegen</hi> oder <hi rendition="#fr">derowe-<lb/>
gen, derohalben,</hi> hat wie im Lateini&#x017F;chen <hi rendition="#aq">quapropter,<lb/>
propterea,</hi> fa&#x017F;t ganz &#x017F;eine natu&#x0364;rliche und ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche<lb/>
Bedeutung, weil <hi rendition="#aq">propter,</hi> <hi rendition="#fr">wegen,</hi> an &#x017F;ich auch eine<lb/><hi rendition="#aq">Praepo&#x017F;itio cau&#x017F;&#x017F;alis</hi> i&#x017F;t. (§. 213.). Man wird in den<lb/>
Bindwo&#x0364;rtern: <hi rendition="#fr">ebenfalls, desgleichen, dazu, außer<lb/>
dem, ungeachtet, hingegen, folglich, demnach,<lb/>
ob&#x017F;chon, nachdem, inde&#x017F;&#x017F;en, inzwi&#x017F;chen, unter-<lb/>
weilen, mitlerweilen, ferner, weiter, u&#x0364;brigens,<lb/>
zwar, &#xA75B;c.</hi> a&#x0364;hliche Spuren der Ableitung und Abku&#x0364;r-<lb/>
zung finden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 234.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0145] Von den unveraͤnderlichen Redetheilen. richten, ſondern dieſe ſich nur in ſo ferne bekannt ma- chen muß, daß man ſie, wo ſie ſchicklich ſind, ungeſucht gebrauchen koͤnne. §. 233. Jn Anſehung des Charakteriſtiſchen ſind die Conjunctionen entweder Wurzelwoͤrter oder abgelei- tet und zuſammengeſetzt. Und hierinn kommen die wirklichen Sprachen nicht uͤberein. Jm Deutſchen ſchei- nen: und, auch, ſo, als, oder, wenn, wo, wie, aber, weder, noch, doch, ſonſt, ob, denn, weil, daß, da, nun, ꝛc. Wurzelwoͤrter zu ſeyn. Die Latei- ner haben noch die verneinende ne, nec, quin, ꝛc. die wir im Deutſchen zuſammenſetzen, ſo wie ſie hingegen das deutſche auch, durch etiam, quoque, ꝛc. geben. Die abgeleiteten oder zuſammengeſetzten Bindwoͤrter, beſonders wenn ſie von andern Redetheilen herkommen, aͤndern gewiſſermaßen ihre Bedeutung, und oͤfters ſind es Abkuͤrzungen von Redensarten. Z. E. das Bind- wort daher, welches an ſich eine Verhaͤltniß des Ortes anzeigt, wird metaphoriſch und wegen Aehnlichkeit des Eindruckes auf die Gruͤnde und Schlußſolgen gezogen; als ein Bindwort aber iſt es eine Abkuͤrzung der Re- densart: daher koͤmmt, daß ꝛc. Das Bindwort da- mit, welches auf Mittel und Abſichten geht, behaͤlt noch etwas von dem Vorworte mit, aus welchem es abge- leitet iſt. Das Bindwort deswegen oder derowe- gen, derohalben, hat wie im Lateiniſchen quapropter, propterea, faſt ganz ſeine natuͤrliche und urſpruͤngliche Bedeutung, weil propter, wegen, an ſich auch eine Praepoſitio cauſſalis iſt. (§. 213.). Man wird in den Bindwoͤrtern: ebenfalls, desgleichen, dazu, außer dem, ungeachtet, hingegen, folglich, demnach, obſchon, nachdem, indeſſen, inzwiſchen, unter- weilen, mitlerweilen, ferner, weiter, uͤbrigens, zwar, ꝛc. aͤhliche Spuren der Ableitung und Abkuͤr- zung finden. §. 234.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/145
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/145>, abgerufen am 22.11.2024.