Wahrheiten, die sich auf einander gründen, hängen zusammen, oder von einander ab, und hin- wiederum: Wahrheiten, die zusammenhängen oder von einander abhängen, gründen sich auf einander. Denn wenn sich A auf B gründet, so läßt sich aus B erkennen, daß A wahr ist: Nämlich A ist wahr, weil B wahr ist, und wenn A nicht wahr wäre, so würde auch B nicht wahr seyn. Dieses Verhältniß zwischen A und B wird nun Zusammenhang oder Abhänglichkeit genennt. Demnach, wo jene vor- kömmt, da ist auch diese, und hinwiederum.
§. 252.
Wir nehmen hier die Ausdrücke: sich auf einan- der gründen, zusammenhängen, von einander abhängen, als gleichgültige Ausdrücke, ungeachtet sie es in der Körperwelt, woraus sie entliehen sind, (§. 46. seqq.) und folglich dem Buchstaben nach, oder im eigentlichen Verstande nicht sind. Denn man sieht leicht, daß der Unterschied nur auf die Art ankömmt, wie man sich das erstbemeldte Verhältniß zwischen den Wahr- heiten vorstellt. Sagt man: Agründe sich aufB, so setzt man gleichsam B voraus veste. Sagt man: Ahän- ge vonBab, so zeigt man, daß A zugleich mit B gesetzt, gehoben und überhaupt verändert werde. Sagt man: Ahänge mitBzusammen, so zeigt man an, daß A und B nicht einzelne, oder nicht zusammengehörende Stücke seyn. Der Zusammenhang ist immer reci- procirlich, die Abhänglichkeit ist es nicht allezeit, der Grund aber niemals, wenn man im eigentlichsten Ver- stande Gründe a priori nimmt. Denn wenn A mit B zusammenhängt, so hängt auch B mit A zusammen. Hingegen hängt entweder A von B, oder B von A, und zuweilen eines von dem andern ab. Endlich ist A auf B oder B auf A, aber niemals beydes auf einander a priori
gegrün-
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des Wahren und Jrrigen.
§. 251.
Wahrheiten, die ſich auf einander gruͤnden, haͤngen zuſammen, oder von einander ab, und hin- wiederum: Wahrheiten, die zuſammenhaͤngen oder von einander abhaͤngen, gruͤnden ſich auf einander. Denn wenn ſich A auf B gruͤndet, ſo laͤßt ſich aus B erkennen, daß A wahr iſt: Naͤmlich A iſt wahr, weil B wahr iſt, und wenn A nicht wahr waͤre, ſo wuͤrde auch B nicht wahr ſeyn. Dieſes Verhaͤltniß zwiſchen A und B wird nun Zuſammenhang oder Abhaͤnglichkeit genennt. Demnach, wo jene vor- koͤmmt, da iſt auch dieſe, und hinwiederum.
§. 252.
Wir nehmen hier die Ausdruͤcke: ſich auf einan- der gruͤnden, zuſammenhaͤngen, von einander abhaͤngen, als gleichguͤltige Ausdruͤcke, ungeachtet ſie es in der Koͤrperwelt, woraus ſie entliehen ſind, (§. 46. ſeqq.) und folglich dem Buchſtaben nach, oder im eigentlichen Verſtande nicht ſind. Denn man ſieht leicht, daß der Unterſchied nur auf die Art ankoͤmmt, wie man ſich das erſtbemeldte Verhaͤltniß zwiſchen den Wahr- heiten vorſtellt. Sagt man: Agruͤnde ſich aufB, ſo ſetzt man gleichſam B voraus veſte. Sagt man: Ahaͤn- ge vonBab, ſo zeigt man, daß A zugleich mit B geſetzt, gehoben und uͤberhaupt veraͤndert werde. Sagt man: Ahaͤnge mitBzuſammen, ſo zeigt man an, daß A und B nicht einzelne, oder nicht zuſammengehoͤrende Stuͤcke ſeyn. Der Zuſammenhang iſt immer reci- procirlich, die Abhaͤnglichkeit iſt es nicht allezeit, der Grund aber niemals, wenn man im eigentlichſten Ver- ſtande Gruͤnde a priori nimmt. Denn wenn A mit B zuſammenhaͤngt, ſo haͤngt auch B mit A zuſammen. Hingegen haͤngt entweder A von B, oder B von A, und zuweilen eines von dem andern ab. Endlich iſt A auf B oder B auf A, aber niemals beydes auf einander a priori
gegruͤn-
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des Wahren und Jrrigen.
§. 251.
Wahrheiten, die ſich auf einander gruͤnden,
haͤngen zuſammen, oder von einander ab, und hin-
wiederum: Wahrheiten, die zuſammenhaͤngen
oder von einander abhaͤngen, gruͤnden ſich auf
einander. Denn wenn ſich A auf B gruͤndet, ſo laͤßt
ſich aus B erkennen, daß A wahr iſt: Naͤmlich A iſt
wahr, weil B wahr iſt, und wenn A nicht wahr waͤre,
ſo wuͤrde auch B nicht wahr ſeyn. Dieſes Verhaͤltniß
zwiſchen A und B wird nun Zuſammenhang oder
Abhaͤnglichkeit genennt. Demnach, wo jene vor-
koͤmmt, da iſt auch dieſe, und hinwiederum.
§. 252.
Wir nehmen hier die Ausdruͤcke: ſich auf einan-
der gruͤnden, zuſammenhaͤngen, von einander
abhaͤngen, als gleichguͤltige Ausdruͤcke, ungeachtet ſie
es in der Koͤrperwelt, woraus ſie entliehen ſind, (§. 46.
ſeqq.) und folglich dem Buchſtaben nach, oder im
eigentlichen Verſtande nicht ſind. Denn man ſieht leicht,
daß der Unterſchied nur auf die Art ankoͤmmt, wie man
ſich das erſtbemeldte Verhaͤltniß zwiſchen den Wahr-
heiten vorſtellt. Sagt man: A gruͤnde ſich auf B, ſo
ſetzt man gleichſam B voraus veſte. Sagt man: A haͤn-
ge von B ab, ſo zeigt man, daß A zugleich mit B geſetzt,
gehoben und uͤberhaupt veraͤndert werde. Sagt man:
A haͤnge mit B zuſammen, ſo zeigt man an, daß A
und B nicht einzelne, oder nicht zuſammengehoͤrende
Stuͤcke ſeyn. Der Zuſammenhang iſt immer reci-
procirlich, die Abhaͤnglichkeit iſt es nicht allezeit, der
Grund aber niemals, wenn man im eigentlichſten Ver-
ſtande Gruͤnde a priori nimmt. Denn wenn A mit B
zuſammenhaͤngt, ſo haͤngt auch B mit A zuſammen.
Hingegen haͤngt entweder A von B, oder B von A, und
zuweilen eines von dem andern ab. Endlich iſt A auf B
oder B auf A, aber niemals beydes auf einander a priori
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/603>, abgerufen am 23.11.2024.
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