besteht, so müssen allerdings Postulata vorhergehen, wel- che die Möglichkeit ihrer Zusammensetzung angeben. Da nun durch diese Postulata die Möglichkeit bereits als absolut und categorisch vorausgesetzt wird, so wird dadurch die Entstehungsart des Begriffes oder auch der Sache selbst erwiesen. Dadurch aber wird die Art der Zusammensetzung zum Subjecte, und der zusammen- gesetzte Begriff zum Prädicate.
§. 243.
Uebrigens, da hiebey von Möglichkeiten die Re- de ist, so ist klar, daß man im Vortrage die Wahl hat, die Entstehensart des Begriffes oder der Sache selbst, in Form eines Satzes, oder aber in Form einer Auf- gabe vorzutragen. So z. E. trägt Euclid in seiner ersten Proposition die Möglichkeit eines gleichseitigen Triangels in Form einer Aufgabe vor, die sich aber leicht in einen Satz verwandeln läßt, wenn man die Auflösung zum Subject, die Frage der Aufgabe aber zum Prädi- cat macht. (§. 161. Dianoiol.)
§. 244.
Auf gleiche Art ist es vermöge des §. 175. seq. gar wohl möglich, einen zusammengesetzten Begriff gleich anfangs zum Subjecte anzunehmen, dafern man be- weisen kann, daß sich nichts daraus herleiten lasse, was irgend einer Wahrheit widersprechen würde. Wir ha- ben aber am angezogenen Orte auch schon angemerkt, daß wir uns dieses Mittels in der Naturlehre nur we- gen Mangels mehrerer Erkenntniß a priori bedienen, und daß eine solche Jnduction, sobald die Möglichkeit des Begriffes a priori erwiesen ist, vollends überflüßig werde. (§. 190.) Man sehe auch §. 235.
§. 245.
Hat man aber einen zusammengesetzten Begriff durch den Beweis seiner Möglichkeit herausgebracht, so läßt er sich allerdings nachgehends zum Subjecte machen,
um
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
beſteht, ſo muͤſſen allerdings Poſtulata vorhergehen, wel- che die Moͤglichkeit ihrer Zuſammenſetzung angeben. Da nun durch dieſe Poſtulata die Moͤglichkeit bereits als abſolut und categoriſch vorausgeſetzt wird, ſo wird dadurch die Entſtehungsart des Begriffes oder auch der Sache ſelbſt erwieſen. Dadurch aber wird die Art der Zuſammenſetzung zum Subjecte, und der zuſammen- geſetzte Begriff zum Praͤdicate.
§. 243.
Uebrigens, da hiebey von Moͤglichkeiten die Re- de iſt, ſo iſt klar, daß man im Vortrage die Wahl hat, die Entſtehensart des Begriffes oder der Sache ſelbſt, in Form eines Satzes, oder aber in Form einer Auf- gabe vorzutragen. So z. E. traͤgt Euclid in ſeiner erſten Propoſition die Moͤglichkeit eines gleichſeitigen Triangels in Form einer Aufgabe vor, die ſich aber leicht in einen Satz verwandeln laͤßt, wenn man die Aufloͤſung zum Subject, die Frage der Aufgabe aber zum Praͤdi- cat macht. (§. 161. Dianoiol.)
§. 244.
Auf gleiche Art iſt es vermoͤge des §. 175. ſeq. gar wohl moͤglich, einen zuſammengeſetzten Begriff gleich anfangs zum Subjecte anzunehmen, dafern man be- weiſen kann, daß ſich nichts daraus herleiten laſſe, was irgend einer Wahrheit widerſprechen wuͤrde. Wir ha- ben aber am angezogenen Orte auch ſchon angemerkt, daß wir uns dieſes Mittels in der Naturlehre nur we- gen Mangels mehrerer Erkenntniß a priori bedienen, und daß eine ſolche Jnduction, ſobald die Moͤglichkeit des Begriffes a priori erwieſen iſt, vollends uͤberfluͤßig werde. (§. 190.) Man ſehe auch §. 235.
§. 245.
Hat man aber einen zuſammengeſetzten Begriff durch den Beweis ſeiner Moͤglichkeit herausgebracht, ſo laͤßt er ſich allerdings nachgehends zum Subjecte machen,
um
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[578/0600]
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
beſteht, ſo muͤſſen allerdings Poſtulata vorhergehen, wel-
che die Moͤglichkeit ihrer Zuſammenſetzung angeben.
Da nun durch dieſe Poſtulata die Moͤglichkeit bereits
als abſolut und categoriſch vorausgeſetzt wird, ſo wird
dadurch die Entſtehungsart des Begriffes oder auch der
Sache ſelbſt erwieſen. Dadurch aber wird die Art der
Zuſammenſetzung zum Subjecte, und der zuſammen-
geſetzte Begriff zum Praͤdicate.
§. 243.
Uebrigens, da hiebey von Moͤglichkeiten die Re-
de iſt, ſo iſt klar, daß man im Vortrage die Wahl hat,
die Entſtehensart des Begriffes oder der Sache ſelbſt,
in Form eines Satzes, oder aber in Form einer Auf-
gabe vorzutragen. So z. E. traͤgt Euclid in ſeiner
erſten Propoſition die Moͤglichkeit eines gleichſeitigen
Triangels in Form einer Aufgabe vor, die ſich aber leicht
in einen Satz verwandeln laͤßt, wenn man die Aufloͤſung
zum Subject, die Frage der Aufgabe aber zum Praͤdi-
cat macht. (§. 161. Dianoiol.)
§. 244.
Auf gleiche Art iſt es vermoͤge des §. 175. ſeq. gar
wohl moͤglich, einen zuſammengeſetzten Begriff gleich
anfangs zum Subjecte anzunehmen, dafern man be-
weiſen kann, daß ſich nichts daraus herleiten laſſe, was
irgend einer Wahrheit widerſprechen wuͤrde. Wir ha-
ben aber am angezogenen Orte auch ſchon angemerkt,
daß wir uns dieſes Mittels in der Naturlehre nur we-
gen Mangels mehrerer Erkenntniß a priori bedienen,
und daß eine ſolche Jnduction, ſobald die Moͤglichkeit
des Begriffes a priori erwieſen iſt, vollends uͤberfluͤßig
werde. (§. 190.) Man ſehe auch §. 235.
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Hat man aber einen zuſammengeſetzten Begriff durch
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er ſich allerdings nachgehends zum Subjecte machen,
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/600>, abgerufen am 23.11.2024.
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