gegen, da jeder einfache Begriff an sich Wahrheit hat, so läßt er sich auch für sich gedenken, und in so- fern fängt das Wahre vor dem Jrrigen an, weil es bey einem einzelnen einfachen Begriffe anfangen kann.
§. 199.
Sofern man eine Wahrheit für falsch an- sehen kann, so fern dehnt sich das Jrren eben so weit als die Wahrheit aus, und es ist desto leichter und vielfacher, je mehr eine Wahrheit zusammengesetzt ist, und je weiter sie sich aus- breitet. Denn auf so viel mehrerley Arten läßt sich darinn Theilsweise irren, es sey, daß man ihre Theile unter sich oder mit andern verwechselt, oder die Gränzen ihres Um- fangs ändert, oder widersprechendes mit einmenget etc.
§. 200.
Will man hingegen Jrrthümer in Zusam- menhang bringen, so ist es zwar möglich, ei- nige Harmonien darinn zu finden, hingegen reicht man damit nicht ganz aus, sondern es bleibt immer möglich, die Jrrthümer so wohl unter sich, als mit der Wahrheit auf Wider- sprüche zu bringen. Den ersten Theil dieses Sa- tzes können wir durch Beyspiele erweisen, weil er keine allgemeine oder durchgängige Harmonie, sondern nur überhaupt einige Möglichkeit derselben fordert. Man nehme demnach drey Begriffe A, B, C, deren jeder eigene Merkmaale hat, dergleichen z. E. die verschiedne Arten einer oder auch verschiedner Gattungen sind Dem- nach wird jeder von dem andern verneint. (§. 124. N. 4. Dianoiol.) Macht man nun den Schluß in Barbara:
Alle A sind B.
Alle C sind A.
Folgl alle C sind B.
so hat man drey Sätze, wovon der dritte mit den bey- den ersten dergestalt harmonirt, daß er in richtiger
Form
des Wahren und Jrrigen.
gegen, da jeder einfache Begriff an ſich Wahrheit hat, ſo laͤßt er ſich auch fuͤr ſich gedenken, und in ſo- fern faͤngt das Wahre vor dem Jrrigen an, weil es bey einem einzelnen einfachen Begriffe anfangen kann.
§. 199.
Sofern man eine Wahrheit fuͤr falſch an- ſehen kann, ſo fern dehnt ſich das Jrren eben ſo weit als die Wahrheit aus, und es iſt deſto leichter und vielfacher, je mehr eine Wahrheit zuſammengeſetzt iſt, und je weiter ſie ſich aus- breitet. Denn auf ſo viel mehrerley Arten laͤßt ſich dariñ Theilsweiſe irren, es ſey, daß man ihre Theile unter ſich oder mit andern verwechſelt, oder die Graͤnzen ihres Um- fangs aͤndert, oder widerſprechendes mit einmenget ꝛc.
§. 200.
Will man hingegen Jrrthuͤmer in Zuſam- menhang bringen, ſo iſt es zwar moͤglich, ei- nige Harmonien darinn zu finden, hingegen reicht man damit nicht ganz aus, ſondern es bleibt immer moͤglich, die Jrrthuͤmer ſo wohl unter ſich, als mit der Wahrheit auf Wider- ſpruͤche zu bringen. Den erſten Theil dieſes Sa- tzes koͤnnen wir durch Beyſpiele erweiſen, weil er keine allgemeine oder durchgaͤngige Harmonie, ſondern nur uͤberhaupt einige Moͤglichkeit derſelben fordert. Man nehme demnach drey Begriffe A, B, C, deren jeder eigene Merkmaale hat, dergleichen z. E. die verſchiedne Arten einer oder auch verſchiedner Gattungen ſind Dem- nach wird jeder von dem andern verneint. (§. 124. N. 4. Dianoiol.) Macht man nun den Schluß in Barbara:
Alle A ſind B.
Alle C ſind A.
Folgl alle C ſind B.
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Form
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des Wahren und Jrrigen.
gegen, da jeder einfache Begriff an ſich Wahrheit
hat, ſo laͤßt er ſich auch fuͤr ſich gedenken, und in ſo-
fern faͤngt das Wahre vor dem Jrrigen an, weil es
bey einem einzelnen einfachen Begriffe anfangen kann.
§. 199.
Sofern man eine Wahrheit fuͤr falſch an-
ſehen kann, ſo fern dehnt ſich das Jrren eben
ſo weit als die Wahrheit aus, und es iſt deſto
leichter und vielfacher, je mehr eine Wahrheit
zuſammengeſetzt iſt, und je weiter ſie ſich aus-
breitet. Denn auf ſo viel mehrerley Arten laͤßt ſich dariñ
Theilsweiſe irren, es ſey, daß man ihre Theile unter ſich
oder mit andern verwechſelt, oder die Graͤnzen ihres Um-
fangs aͤndert, oder widerſprechendes mit einmenget ꝛc.
§. 200.
Will man hingegen Jrrthuͤmer in Zuſam-
menhang bringen, ſo iſt es zwar moͤglich, ei-
nige Harmonien darinn zu finden, hingegen
reicht man damit nicht ganz aus, ſondern es
bleibt immer moͤglich, die Jrrthuͤmer ſo wohl
unter ſich, als mit der Wahrheit auf Wider-
ſpruͤche zu bringen. Den erſten Theil dieſes Sa-
tzes koͤnnen wir durch Beyſpiele erweiſen, weil er keine
allgemeine oder durchgaͤngige Harmonie, ſondern nur
uͤberhaupt einige Moͤglichkeit derſelben fordert. Man
nehme demnach drey Begriffe A, B, C, deren jeder
eigene Merkmaale hat, dergleichen z. E. die verſchiedne
Arten einer oder auch verſchiedner Gattungen ſind Dem-
nach wird jeder von dem andern verneint. (§. 124. N. 4.
Dianoiol.) Macht man nun den Schluß in Barbara:
Alle A ſind B.
Alle C ſind A.
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ſo hat man drey Saͤtze, wovon der dritte mit den bey-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/577>, abgerufen am 24.11.2024.
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