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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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I. Hauptstück, von den einfachen
in einfachen und zusammengesetzten Schlüssen ge-
braucht, Buchstaben oder andre ganz willkührliche
Zeichen annehmen, und dadurch alles, was bey Schlüs-
sen Materie heißt, unbestimmt lassen; so wird man
leicht finden, daß man voraussetzt, diese Zeichen müs-
sen solche Begriffe vorstellen, bey welchen die Form
statt haben könne. Wir haben in dem vierten und
besonders in dem fünften Hauptstück der Dianoiologie
solche Formeln gegeben, und wenn man z. E. die, so
wir (§. 313.) aus der Formularsprache in eine fließen-
dere Ordnung gebracht haben, betrachtet, so wird
man leicht finden, daß sie der Form nach allerdings
schlüßig ist, hingegen aber für die Buchstaben A, G,
H, I, K, L, M, N, P, Q, R, B,
welche Begriffe vor-
stellen, nicht jede Begriffe gesetzt werden können, wenn
anders Wahrheit herauskommen soll. Die Be-
dingungen, welche die Theorie der Form voraussetzt,
müssen folglich einmal categorisch werden, das will
sagen: Man muß sich versichern, daß das, wobey
man anfängt, wahr sey, damit die Wege, die uns
sonst auch von Jrrthum zu Jrrthum führen können,
wie dieses bey der Deductione ad absurdum geschieht,
(Dianoiol §. 348 -- 371.) uns von Wahrheit zu
Wahrheit führen.

§. 2.

Hiezu wird nun vor allem erfordert, daß in den
Begriffen an sich betrachtet, nichts widersprechendes
sey, damit man nicht etwann runde Vierecke, krumm-
gerade Linien, Dinge, die gestern geschehen werden,
und dergleichen Ungereimtheiten gleich anfangs in die
Begriffe menge. Wir haben schon (Dianoiol. §. 66.
67.) angemerkt, daß wenn in einem Begriffe etwas
Widersprechendes ist, es durch die genauere Entwi-
ckelung desselben könne gefunden werden, und eben

so

I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
in einfachen und zuſammengeſetzten Schluͤſſen ge-
braucht, Buchſtaben oder andre ganz willkuͤhrliche
Zeichen annehmen, und dadurch alles, was bey Schluͤſ-
ſen Materie heißt, unbeſtimmt laſſen; ſo wird man
leicht finden, daß man vorausſetzt, dieſe Zeichen muͤſ-
ſen ſolche Begriffe vorſtellen, bey welchen die Form
ſtatt haben koͤnne. Wir haben in dem vierten und
beſonders in dem fuͤnften Hauptſtuͤck der Dianoiologie
ſolche Formeln gegeben, und wenn man z. E. die, ſo
wir (§. 313.) aus der Formularſprache in eine fließen-
dere Ordnung gebracht haben, betrachtet, ſo wird
man leicht finden, daß ſie der Form nach allerdings
ſchluͤßig iſt, hingegen aber fuͤr die Buchſtaben A, G,
H, I, K, L, M, N, P, Q, R, B,
welche Begriffe vor-
ſtellen, nicht jede Begriffe geſetzt werden koͤnnen, wenn
anders Wahrheit herauskommen ſoll. Die Be-
dingungen, welche die Theorie der Form vorausſetzt,
muͤſſen folglich einmal categoriſch werden, das will
ſagen: Man muß ſich verſichern, daß das, wobey
man anfaͤngt, wahr ſey, damit die Wege, die uns
ſonſt auch von Jrrthum zu Jrrthum fuͤhren koͤnnen,
wie dieſes bey der Deductione ad abſurdum geſchieht,
(Dianoiol §. 348 — 371.) uns von Wahrheit zu
Wahrheit fuͤhren.

§. 2.

Hiezu wird nun vor allem erfordert, daß in den
Begriffen an ſich betrachtet, nichts widerſprechendes
ſey, damit man nicht etwann runde Vierecke, krumm-
gerade Linien, Dinge, die geſtern geſchehen werden,
und dergleichen Ungereimtheiten gleich anfangs in die
Begriffe menge. Wir haben ſchon (Dianoiol. §. 66.
67.) angemerkt, daß wenn in einem Begriffe etwas
Widerſprechendes iſt, es durch die genauere Entwi-
ckelung deſſelben koͤnne gefunden werden, und eben

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[454/0476] I. Hauptſtuͤck, von den einfachen in einfachen und zuſammengeſetzten Schluͤſſen ge- braucht, Buchſtaben oder andre ganz willkuͤhrliche Zeichen annehmen, und dadurch alles, was bey Schluͤſ- ſen Materie heißt, unbeſtimmt laſſen; ſo wird man leicht finden, daß man vorausſetzt, dieſe Zeichen muͤſ- ſen ſolche Begriffe vorſtellen, bey welchen die Form ſtatt haben koͤnne. Wir haben in dem vierten und beſonders in dem fuͤnften Hauptſtuͤck der Dianoiologie ſolche Formeln gegeben, und wenn man z. E. die, ſo wir (§. 313.) aus der Formularſprache in eine fließen- dere Ordnung gebracht haben, betrachtet, ſo wird man leicht finden, daß ſie der Form nach allerdings ſchluͤßig iſt, hingegen aber fuͤr die Buchſtaben A, G, H, I, K, L, M, N, P, Q, R, B, welche Begriffe vor- ſtellen, nicht jede Begriffe geſetzt werden koͤnnen, wenn anders Wahrheit herauskommen ſoll. Die Be- dingungen, welche die Theorie der Form vorausſetzt, muͤſſen folglich einmal categoriſch werden, das will ſagen: Man muß ſich verſichern, daß das, wobey man anfaͤngt, wahr ſey, damit die Wege, die uns ſonſt auch von Jrrthum zu Jrrthum fuͤhren koͤnnen, wie dieſes bey der Deductione ad abſurdum geſchieht, (Dianoiol §. 348 — 371.) uns von Wahrheit zu Wahrheit fuͤhren. §. 2. Hiezu wird nun vor allem erfordert, daß in den Begriffen an ſich betrachtet, nichts widerſprechendes ſey, damit man nicht etwann runde Vierecke, krumm- gerade Linien, Dinge, die geſtern geſchehen werden, und dergleichen Ungereimtheiten gleich anfangs in die Begriffe menge. Wir haben ſchon (Dianoiol. §. 66. 67.) angemerkt, daß wenn in einem Begriffe etwas Widerſprechendes iſt, es durch die genauere Entwi- ckelung deſſelben koͤnne gefunden werden, und eben ſo

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/476>, abgerufen am 22.11.2024.