Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
von der wissenschaftlichen Erkenntniß.
§. 698.

Wir haben auch bereits schon (§. 631. 632.)
angezeigt, wie man durch ein vollständiges Ausein-
andersetzen verwandter Begriffe und ihrer Benen-
nungen, dem Mißverstande in den Worten zuvor-
kommen könne, welches allerdings nothwendig ist,
wenn man seine Entdeckungen andern mittheilen
und gemeinnützig machen will. Dahin dient auch,
wenn man die Sache selbst vorzeigen, oder einen
Grundriß, Profil, Zeichnung, Prospect, perspecti-
vische Vorstellung davon machen kann, wie dieses
in der Naturlehre, Mechanik, Anatomie, Natur-
historie etc. bereits schon eingeführt ist, und Comenius
es in seinem Orbe picto, zum Behufe der Lehrlinge,
längst schon gethan. Eine zusammengesetzte Farbe
durch die Vermischung der prismatischen, oder
auch bekannter natürlicher Farben, deren Ver-
hältniß angezeigt wird, einen gewissen Thon durch
die Ausmessung einer Orgelpfeife oder Saite, die
Länge eines Maaßes durch die Länge des Secun-
denpenduls und Polhöhe, ein Gewicht durch die
specifische Schwere des Wassers und dessen Wärme,
die Wärme selbst durch den Grad des Thermome-
ters, die Geschwindigkeit durch die Höhe des Falles,
eine Kraft durch den Druck eines Gewichtes etc.
bestimmen, sind Mittel, wodurch man andre in
Stand setzt, eine Erkenntniß so determinirt zu er-
langen, als wir sie selbst haben, und die man in
der Naturlehre sucht immer noch weiter zu treiben,
und sie gewisser, vollständiger, zahlreicher und be-
quemer zu machen, weil es viel auf sich hat, wenn
man etwas auf absolute Zahlen bringen, und andern

an-
von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß.
§. 698.

Wir haben auch bereits ſchon (§. 631. 632.)
angezeigt, wie man durch ein vollſtaͤndiges Ausein-
anderſetzen verwandter Begriffe und ihrer Benen-
nungen, dem Mißverſtande in den Worten zuvor-
kommen koͤnne, welches allerdings nothwendig iſt,
wenn man ſeine Entdeckungen andern mittheilen
und gemeinnuͤtzig machen will. Dahin dient auch,
wenn man die Sache ſelbſt vorzeigen, oder einen
Grundriß, Profil, Zeichnung, Proſpect, perſpecti-
viſche Vorſtellung davon machen kann, wie dieſes
in der Naturlehre, Mechanik, Anatomie, Natur-
hiſtorie ꝛc. bereits ſchon eingefuͤhrt iſt, und Comenius
es in ſeinem Orbe picto, zum Behufe der Lehrlinge,
laͤngſt ſchon gethan. Eine zuſammengeſetzte Farbe
durch die Vermiſchung der priſmatiſchen, oder
auch bekannter natuͤrlicher Farben, deren Ver-
haͤltniß angezeigt wird, einen gewiſſen Thon durch
die Ausmeſſung einer Orgelpfeife oder Saite, die
Laͤnge eines Maaßes durch die Laͤnge des Secun-
denpenduls und Polhoͤhe, ein Gewicht durch die
ſpecifiſche Schwere des Waſſers und deſſen Waͤrme,
die Waͤrme ſelbſt durch den Grad des Thermome-
ters, die Geſchwindigkeit durch die Hoͤhe des Falles,
eine Kraft durch den Druck eines Gewichtes ꝛc.
beſtimmen, ſind Mittel, wodurch man andre in
Stand ſetzt, eine Erkenntniß ſo determinirt zu er-
langen, als wir ſie ſelbſt haben, und die man in
der Naturlehre ſucht immer noch weiter zu treiben,
und ſie gewiſſer, vollſtaͤndiger, zahlreicher und be-
quemer zu machen, weil es viel auf ſich hat, wenn
man etwas auf abſolute Zahlen bringen, und andern

an-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0469" n="447"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von der wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Erkenntniß.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 698.</head><lb/>
            <p>Wir haben auch bereits &#x017F;chon (§. 631. 632.)<lb/>
angezeigt, wie man durch ein voll&#x017F;ta&#x0364;ndiges Ausein-<lb/>
ander&#x017F;etzen verwandter Begriffe und ihrer Benen-<lb/>
nungen, dem Mißver&#x017F;tande in den Worten zuvor-<lb/>
kommen ko&#x0364;nne, welches allerdings nothwendig i&#x017F;t,<lb/>
wenn man &#x017F;eine Entdeckungen andern mittheilen<lb/>
und gemeinnu&#x0364;tzig machen will. Dahin dient auch,<lb/>
wenn man die Sache &#x017F;elb&#x017F;t vorzeigen, oder einen<lb/>
Grundriß, Profil, Zeichnung, Pro&#x017F;pect, per&#x017F;pecti-<lb/>
vi&#x017F;che Vor&#x017F;tellung davon machen kann, wie die&#x017F;es<lb/>
in der Naturlehre, Mechanik, Anatomie, Natur-<lb/>
hi&#x017F;torie &#xA75B;c. bereits &#x017F;chon eingefu&#x0364;hrt i&#x017F;t, und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Comenius</hi></hi><lb/>
es in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Orbe picto,</hi> zum Behufe der Lehrlinge,<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;chon gethan. Eine zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Farbe<lb/>
durch die Vermi&#x017F;chung der pri&#x017F;mati&#x017F;chen, oder<lb/>
auch bekannter natu&#x0364;rlicher Farben, deren Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß angezeigt wird, einen gewi&#x017F;&#x017F;en Thon durch<lb/>
die Ausme&#x017F;&#x017F;ung einer Orgelpfeife oder Saite, die<lb/>
La&#x0364;nge eines Maaßes durch die La&#x0364;nge des Secun-<lb/>
denpenduls und Polho&#x0364;he, ein Gewicht durch die<lb/>
&#x017F;pecifi&#x017F;che Schwere des Wa&#x017F;&#x017F;ers und de&#x017F;&#x017F;en Wa&#x0364;rme,<lb/>
die Wa&#x0364;rme &#x017F;elb&#x017F;t durch den Grad des Thermome-<lb/>
ters, die Ge&#x017F;chwindigkeit durch die Ho&#x0364;he des Falles,<lb/>
eine Kraft durch den Druck eines Gewichtes &#xA75B;c.<lb/>
be&#x017F;timmen, &#x017F;ind Mittel, wodurch man andre in<lb/>
Stand &#x017F;etzt, eine Erkenntniß &#x017F;o determinirt zu er-<lb/>
langen, als wir &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t haben, und die man in<lb/>
der Naturlehre &#x017F;ucht immer noch weiter zu treiben,<lb/>
und &#x017F;ie gewi&#x017F;&#x017F;er, voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger, zahlreicher und be-<lb/>
quemer zu machen, weil es viel auf &#x017F;ich hat, wenn<lb/>
man etwas auf ab&#x017F;olute Zahlen bringen, und andern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0469] von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß. §. 698. Wir haben auch bereits ſchon (§. 631. 632.) angezeigt, wie man durch ein vollſtaͤndiges Ausein- anderſetzen verwandter Begriffe und ihrer Benen- nungen, dem Mißverſtande in den Worten zuvor- kommen koͤnne, welches allerdings nothwendig iſt, wenn man ſeine Entdeckungen andern mittheilen und gemeinnuͤtzig machen will. Dahin dient auch, wenn man die Sache ſelbſt vorzeigen, oder einen Grundriß, Profil, Zeichnung, Proſpect, perſpecti- viſche Vorſtellung davon machen kann, wie dieſes in der Naturlehre, Mechanik, Anatomie, Natur- hiſtorie ꝛc. bereits ſchon eingefuͤhrt iſt, und Comenius es in ſeinem Orbe picto, zum Behufe der Lehrlinge, laͤngſt ſchon gethan. Eine zuſammengeſetzte Farbe durch die Vermiſchung der priſmatiſchen, oder auch bekannter natuͤrlicher Farben, deren Ver- haͤltniß angezeigt wird, einen gewiſſen Thon durch die Ausmeſſung einer Orgelpfeife oder Saite, die Laͤnge eines Maaßes durch die Laͤnge des Secun- denpenduls und Polhoͤhe, ein Gewicht durch die ſpecifiſche Schwere des Waſſers und deſſen Waͤrme, die Waͤrme ſelbſt durch den Grad des Thermome- ters, die Geſchwindigkeit durch die Hoͤhe des Falles, eine Kraft durch den Druck eines Gewichtes ꝛc. beſtimmen, ſind Mittel, wodurch man andre in Stand ſetzt, eine Erkenntniß ſo determinirt zu er- langen, als wir ſie ſelbſt haben, und die man in der Naturlehre ſucht immer noch weiter zu treiben, und ſie gewiſſer, vollſtaͤndiger, zahlreicher und be- quemer zu machen, weil es viel auf ſich hat, wenn man etwas auf abſolute Zahlen bringen, und andern an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/469
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/469>, abgerufen am 23.11.2024.