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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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VIII. Hauptstück,
Ursache oder der Wirkung in einer beliebigen Propor-
tion zu verändern, bis er einem vorgegebenen Grade
gleich wird. Denn so giebt die Proportion an, wie
viel die Ursache oder Wirkung an sich stärker oder
schwächer war. Der Grund, warum dieses anzura-
then ist, leitet sich daher, weil wir die Gleichheit
zweyer Grade genauer und leichter erkennen, als das
Verhältniß zwischen beyden, wenn sie ungleich sind,
und wird die Sache ins Kleine gezogen, so läßt sie sich
auch leichter übersehen. Auf diese Art haben wir
Mittel, die Stärke sehr verschiedener Lichter, z. E.
des Sonnen- und Mondenlichtes mit einander zu ver-
gleichen. Dahin dienen auch die Schnellwaagen, wenn
wir zwey sehr verschiedene Gewichter mit einander
vergleichen wollen, und in vielen Fällen die Proben,
so man, mit Beybehaltung aller Verhältnisse, in
Kleinem anstellt, in sofern nämlich alle Verhältnisse
können beybehalten werden, und im Kleinen nicht be-
sondere Umstände dazu kommen oder wegbleiben, die
im Großen anders sind. So z. E. hat man gefun-
den, daß kleine Stichheber auch in luftleerem Raume
fortfahren zu laufen, welches bey größern nicht an-
gehen würde, weil bey diesen der Druck der Luft das
Wasser laufen macht, dahingegen bey kleinern die
Kräfte, womit Glas und Wasser in einander wirken,
zureich nd sind, zu machen, daß sich das Wasser in
dem Stichheber nicht trennt, sondern auch ohne den
Druck der Luft zu laufen fortfährt.

§. 587.

Die chymischen Versuche haben das besonders, daß
weil die Ursachen in den innern Theilen der
Materien wirken, die Ursache, und besonders
die Art, wie sie wirkt, verborgener ist, und
daher der Erfolg des Versuches nur durch

Ana-

VIII. Hauptſtuͤck,
Urſache oder der Wirkung in einer beliebigen Propor-
tion zu veraͤndern, bis er einem vorgegebenen Grade
gleich wird. Denn ſo giebt die Proportion an, wie
viel die Urſache oder Wirkung an ſich ſtaͤrker oder
ſchwaͤcher war. Der Grund, warum dieſes anzura-
then iſt, leitet ſich daher, weil wir die Gleichheit
zweyer Grade genauer und leichter erkennen, als das
Verhaͤltniß zwiſchen beyden, wenn ſie ungleich ſind,
und wird die Sache ins Kleine gezogen, ſo laͤßt ſie ſich
auch leichter uͤberſehen. Auf dieſe Art haben wir
Mittel, die Staͤrke ſehr verſchiedener Lichter, z. E.
des Sonnen- und Mondenlichtes mit einander zu ver-
gleichen. Dahin dienen auch die Schnellwaagen, wenn
wir zwey ſehr verſchiedene Gewichter mit einander
vergleichen wollen, und in vielen Faͤllen die Proben,
ſo man, mit Beybehaltung aller Verhaͤltniſſe, in
Kleinem anſtellt, in ſofern naͤmlich alle Verhaͤltniſſe
koͤnnen beybehalten werden, und im Kleinen nicht be-
ſondere Umſtaͤnde dazu kommen oder wegbleiben, die
im Großen anders ſind. So z. E. hat man gefun-
den, daß kleine Stichheber auch in luftleerem Raume
fortfahren zu laufen, welches bey groͤßern nicht an-
gehen wuͤrde, weil bey dieſen der Druck der Luft das
Waſſer laufen macht, dahingegen bey kleinern die
Kraͤfte, womit Glas und Waſſer in einander wirken,
zureich nd ſind, zu machen, daß ſich das Waſſer in
dem Stichheber nicht trennt, ſondern auch ohne den
Druck der Luft zu laufen fortfaͤhrt.

§. 587.

Die chymiſchen Verſuche haben das beſonders, daß
weil die Urſachen in den innern Theilen der
Materien wirken, die Urſache, und beſonders
die Art, wie ſie wirkt, verborgener iſt, und
daher der Erfolg des Verſuches nur durch

Ana-
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[374/0396] VIII. Hauptſtuͤck, Urſache oder der Wirkung in einer beliebigen Propor- tion zu veraͤndern, bis er einem vorgegebenen Grade gleich wird. Denn ſo giebt die Proportion an, wie viel die Urſache oder Wirkung an ſich ſtaͤrker oder ſchwaͤcher war. Der Grund, warum dieſes anzura- then iſt, leitet ſich daher, weil wir die Gleichheit zweyer Grade genauer und leichter erkennen, als das Verhaͤltniß zwiſchen beyden, wenn ſie ungleich ſind, und wird die Sache ins Kleine gezogen, ſo laͤßt ſie ſich auch leichter uͤberſehen. Auf dieſe Art haben wir Mittel, die Staͤrke ſehr verſchiedener Lichter, z. E. des Sonnen- und Mondenlichtes mit einander zu ver- gleichen. Dahin dienen auch die Schnellwaagen, wenn wir zwey ſehr verſchiedene Gewichter mit einander vergleichen wollen, und in vielen Faͤllen die Proben, ſo man, mit Beybehaltung aller Verhaͤltniſſe, in Kleinem anſtellt, in ſofern naͤmlich alle Verhaͤltniſſe koͤnnen beybehalten werden, und im Kleinen nicht be- ſondere Umſtaͤnde dazu kommen oder wegbleiben, die im Großen anders ſind. So z. E. hat man gefun- den, daß kleine Stichheber auch in luftleerem Raume fortfahren zu laufen, welches bey groͤßern nicht an- gehen wuͤrde, weil bey dieſen der Druck der Luft das Waſſer laufen macht, dahingegen bey kleinern die Kraͤfte, womit Glas und Waſſer in einander wirken, zureich nd ſind, zu machen, daß ſich das Waſſer in dem Stichheber nicht trennt, ſondern auch ohne den Druck der Luft zu laufen fortfaͤhrt. §. 587. Die chymiſchen Verſuche haben das beſonders, daß weil die Urſachen in den innern Theilen der Materien wirken, die Urſache, und beſonders die Art, wie ſie wirkt, verborgener iſt, und daher der Erfolg des Verſuches nur durch Ana-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/396>, abgerufen am 24.11.2024.