Man kann von solchen Analogien allerdings das eine Glied zum Dato, das andre zum Quaesito ma- chen, sobald man überhaupt einsieht oder vermuthet, daß zwischen A, B und zwischen C, D einerley, oder we- nigstens ähnliche Verhältnisse statt haben. Der Umlauf des Geblüts in Thieren und der Säfte in Pflanzen, hat eine gewisse Aehnlichkeit, und die Analogie zwi- schen beyden gab Anlaß, letztere bekannter zu machen, und sie durch ähnliche Versuche zu entdecken. So hat auch die Analogie zwischen Luft und Wasser dem Guerike Anlaß gegeben, aus Wasserpumpen, Luft- pumpen zu machen. (§. 454.) Man sieht leicht, daß der oben (§. 334. 342.) betrachtete Fall auch hier als ein Beyspiel vorkömmt, weil der Begriff einer Gattung in jeder Art derselben viele ähnliche und dennoch ge- wisser Maassen verschiedne Bestimmungen hat.
§. 486.
Wenn dieDataeiner Aufgabe das Wesen, oder die wesentlichen Stücke desQuaesitibestim- men, oder solche Stücke angeben, wodurch das Wesen, oder die wesentlichen Stücke desselben bestimmt werden, so sind dieDatazureichend, weil sie dasQuaesitumganz bestimmen. (§. 23.) So z. E. braucht man zu einem Zirkel nichts als den Halbmesser, und die Lage des Mittelpunkts, so wird er der Größe und Lage nach unmittelbar bestimmt. Hinwiederum sind jede Data, wodurch diese zwey Stücke gefunden werden können, zur Vestimmung des ganzen Zirkels zureichend. Z. E. Drey Punkte des Umkraises, drey Tangenten von gegebener Lage etc.
§. 487.
Außer diesen Fällen giebt es aber sehr viele, wo man aus den Datis nicht unmittelbar finden kann, ob
sie
U 4
von den Aufgaben.
§. 485.
Man kann von ſolchen Analogien allerdings das eine Glied zum Dato, das andre zum Quaeſito ma- chen, ſobald man uͤberhaupt einſieht oder vermuthet, daß zwiſchen A, B und zwiſchen C, D einerley, oder we- nigſtens aͤhnliche Verhaͤltniſſe ſtatt haben. Der Umlauf des Gebluͤts in Thieren und der Saͤfte in Pflanzen, hat eine gewiſſe Aehnlichkeit, und die Analogie zwi- ſchen beyden gab Anlaß, letztere bekannter zu machen, und ſie durch aͤhnliche Verſuche zu entdecken. So hat auch die Analogie zwiſchen Luft und Waſſer dem Guerike Anlaß gegeben, aus Waſſerpumpen, Luft- pumpen zu machen. (§. 454.) Man ſieht leicht, daß der oben (§. 334. 342.) betrachtete Fall auch hier als ein Beyſpiel vorkoͤmmt, weil der Begriff einer Gattung in jeder Art derſelben viele aͤhnliche und dennoch ge- wiſſer Maaſſen verſchiedne Beſtimmungen hat.
§. 486.
Wenn dieDataeiner Aufgabe das Weſen, oder die weſentlichen Stuͤcke desQuaeſitibeſtim- men, oder ſolche Stuͤcke angeben, wodurch das Weſen, oder die weſentlichen Stuͤcke deſſelben beſtimmt werden, ſo ſind dieDatazureichend, weil ſie dasQuaeſitumganz beſtimmen. (§. 23.) So z. E. braucht man zu einem Zirkel nichts als den Halbmeſſer, und die Lage des Mittelpunkts, ſo wird er der Groͤße und Lage nach unmittelbar beſtimmt. Hinwiederum ſind jede Data, wodurch dieſe zwey Stuͤcke gefunden werden koͤnnen, zur Veſtimmung des ganzen Zirkels zureichend. Z. E. Drey Punkte des Umkraiſes, drey Tangenten von gegebener Lage ꝛc.
§. 487.
Außer dieſen Faͤllen giebt es aber ſehr viele, wo man aus den Datis nicht unmittelbar finden kann, ob
ſie
U 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0333"n="311"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Aufgaben.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 485.</head><lb/><p>Man kann von ſolchen Analogien allerdings das<lb/>
eine Glied zum <hirendition="#aq">Dato,</hi> das andre zum <hirendition="#aq">Quaeſito</hi> ma-<lb/>
chen, ſobald man uͤberhaupt einſieht oder vermuthet,<lb/>
daß zwiſchen <hirendition="#aq">A, B</hi> und zwiſchen <hirendition="#aq">C, D</hi> einerley, oder we-<lb/>
nigſtens aͤhnliche Verhaͤltniſſe ſtatt haben. Der Umlauf<lb/>
des Gebluͤts in Thieren und der Saͤfte in Pflanzen,<lb/>
hat eine gewiſſe Aehnlichkeit, und die Analogie zwi-<lb/>ſchen beyden gab Anlaß, letztere bekannter zu machen,<lb/>
und ſie durch aͤhnliche Verſuche zu entdecken. So<lb/>
hat auch die Analogie zwiſchen Luft und Waſſer dem<lb/><hirendition="#fr">Guerike</hi> Anlaß gegeben, aus Waſſerpumpen, Luft-<lb/>
pumpen zu machen. (§. 454.) Man ſieht leicht, daß<lb/>
der oben (§. 334. 342.) betrachtete Fall auch hier als<lb/>
ein Beyſpiel vorkoͤmmt, weil der Begriff einer Gattung<lb/>
in jeder Art derſelben viele aͤhnliche und dennoch ge-<lb/>
wiſſer Maaſſen verſchiedne Beſtimmungen hat.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 486.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Wenn die</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Data</hi></hi><hirendition="#fr">einer Aufgabe das Weſen,<lb/>
oder die weſentlichen Stuͤcke des</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Quaeſiti</hi></hi><hirendition="#fr">beſtim-<lb/>
men, oder ſolche Stuͤcke angeben, wodurch das<lb/>
Weſen, oder die weſentlichen Stuͤcke deſſelben</hi><lb/>
beſtimmt <hirendition="#fr">werden, ſo ſind die</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Data</hi></hi><hirendition="#fr">zureichend,</hi><lb/>
weil ſie <hirendition="#fr">das</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Quaeſitum</hi></hi><hirendition="#fr">ganz beſtimmen.</hi> (§. 23.)<lb/>
So z. E. braucht man zu einem Zirkel nichts als den<lb/>
Halbmeſſer, und die Lage des Mittelpunkts, ſo wird<lb/>
er der Groͤße und Lage nach unmittelbar beſtimmt.<lb/>
Hinwiederum ſind jede <hirendition="#aq">Data,</hi> wodurch dieſe zwey<lb/>
Stuͤcke gefunden werden koͤnnen, zur Veſtimmung<lb/>
des ganzen Zirkels zureichend. Z. E. Drey Punkte<lb/>
des Umkraiſes, drey Tangenten von gegebener Lage ꝛc.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 487.</head><lb/><p>Außer dieſen Faͤllen giebt es aber ſehr viele, wo<lb/>
man aus den <hirendition="#aq">Datis</hi> nicht unmittelbar finden kann, ob<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[311/0333]
von den Aufgaben.
§. 485.
Man kann von ſolchen Analogien allerdings das
eine Glied zum Dato, das andre zum Quaeſito ma-
chen, ſobald man uͤberhaupt einſieht oder vermuthet,
daß zwiſchen A, B und zwiſchen C, D einerley, oder we-
nigſtens aͤhnliche Verhaͤltniſſe ſtatt haben. Der Umlauf
des Gebluͤts in Thieren und der Saͤfte in Pflanzen,
hat eine gewiſſe Aehnlichkeit, und die Analogie zwi-
ſchen beyden gab Anlaß, letztere bekannter zu machen,
und ſie durch aͤhnliche Verſuche zu entdecken. So
hat auch die Analogie zwiſchen Luft und Waſſer dem
Guerike Anlaß gegeben, aus Waſſerpumpen, Luft-
pumpen zu machen. (§. 454.) Man ſieht leicht, daß
der oben (§. 334. 342.) betrachtete Fall auch hier als
ein Beyſpiel vorkoͤmmt, weil der Begriff einer Gattung
in jeder Art derſelben viele aͤhnliche und dennoch ge-
wiſſer Maaſſen verſchiedne Beſtimmungen hat.
§. 486.
Wenn die Data einer Aufgabe das Weſen,
oder die weſentlichen Stuͤcke des Quaeſiti beſtim-
men, oder ſolche Stuͤcke angeben, wodurch das
Weſen, oder die weſentlichen Stuͤcke deſſelben
beſtimmt werden, ſo ſind die Data zureichend,
weil ſie das Quaeſitum ganz beſtimmen. (§. 23.)
So z. E. braucht man zu einem Zirkel nichts als den
Halbmeſſer, und die Lage des Mittelpunkts, ſo wird
er der Groͤße und Lage nach unmittelbar beſtimmt.
Hinwiederum ſind jede Data, wodurch dieſe zwey
Stuͤcke gefunden werden koͤnnen, zur Veſtimmung
des ganzen Zirkels zureichend. Z. E. Drey Punkte
des Umkraiſes, drey Tangenten von gegebener Lage ꝛc.
§. 487.
Außer dieſen Faͤllen giebt es aber ſehr viele, wo
man aus den Datis nicht unmittelbar finden kann, ob
ſie
U 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/333>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.