Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
VII. Hauptstück,
§. 438.

Geht eine solche Verwandlung der Frage nicht
an, oder findet man keine, so sucht man sie in mehrere
einfachere aufzulösen, von deren Erörterung die
Erörterung der vorgelegten Frage abhängt. Hiezu
dienen nun die Requisita, Criteria und Symptomata,
die wir schon oben (§. 172.) bey der Betrachtung
der Aufgaben angezeigt haben. Denn die Requisita
zeigen, was zu der Erörterung der Frage erfordert
werde, und folglich geben sie die einfachen Fragen an.
Die Criteria, die man ebenfalls aufzusuchen hat,
helfen die Dinge, Begriffe, Sätze etc. kenntlich zu
machen, damit man diese desto leichter aufsuchen kön-
ne. Und die Symptomata äußern sich wenn man die
Sache, wovon die Frage ist, durch verschiedne Pro-
ben, Vergleichungen, Veränderungen etc. durchführt,
und klären dadurch ihre verdecktere Eigenschaften
nach und nach mehr auf, daß man sodann sehen kann,
wiefern diese zu der Erörterung der Frage dienen.

§. 439.

So z. E. wenn die Frage ist, die Richtigkeit
eines Schlußes zu untersuchen,
so löset sich diese
in zwo andre auf, ob nämlich die Form des Schlußes
richtig, und ob die Vordersätze wahr seyn? Denn
dieses sind zwey Requisita eines richtigen Schlußes.
Die Criteria von der Richtigkeit der Form finden sich
in den Namen der Schlüße Barbara, Celarent etc.
Und sollte die Form nicht richtig seyn, so läßt sich
versuchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung
und Aenderung der Vordersätze noch ein Schlußsatz
herausgebracht werden könne Man wird eben so
im ersten Hauptstücke (§. 35 seqq.) finden, wie wir die
Frage, den Umfang ines Begriffes zu bestim-
men,
in einige andre Fragen aufgelöset haben, die da-

bey
VII. Hauptſtuͤck,
§. 438.

Geht eine ſolche Verwandlung der Frage nicht
an, oder findet man keine, ſo ſucht man ſie in mehrere
einfachere aufzuloͤſen, von deren Eroͤrterung die
Eroͤrterung der vorgelegten Frage abhaͤngt. Hiezu
dienen nun die Requiſita, Criteria und Symptomata,
die wir ſchon oben (§. 172.) bey der Betrachtung
der Aufgaben angezeigt haben. Denn die Requiſita
zeigen, was zu der Eroͤrterung der Frage erfordert
werde, und folglich geben ſie die einfachen Fragen an.
Die Criteria, die man ebenfalls aufzuſuchen hat,
helfen die Dinge, Begriffe, Saͤtze ꝛc. kenntlich zu
machen, damit man dieſe deſto leichter aufſuchen koͤn-
ne. Und die Symptomata aͤußern ſich wenn man die
Sache, wovon die Frage iſt, durch verſchiedne Pro-
ben, Vergleichungen, Veraͤnderungen ꝛc. durchfuͤhrt,
und klaͤren dadurch ihre verdecktere Eigenſchaften
nach und nach mehr auf, daß man ſodann ſehen kann,
wiefern dieſe zu der Eroͤrterung der Frage dienen.

§. 439.

So z. E. wenn die Frage iſt, die Richtigkeit
eines Schlußes zu unterſuchen,
ſo loͤſet ſich dieſe
in zwo andre auf, ob naͤmlich die Form des Schlußes
richtig, und ob die Vorderſaͤtze wahr ſeyn? Denn
dieſes ſind zwey Requiſita eines richtigen Schlußes.
Die Criteria von der Richtigkeit der Form finden ſich
in den Namen der Schluͤße Barbara, Celarent etc.
Und ſollte die Form nicht richtig ſeyn, ſo laͤßt ſich
verſuchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung
und Aenderung der Vorderſaͤtze noch ein Schlußſatz
herausgebracht werden koͤnne Man wird eben ſo
im erſten Hauptſtuͤcke (§. 35 ſeqq.) finden, wie wir die
Frage, den Umfang ines Begriffes zu beſtim-
men,
in einige andre Fragen aufgeloͤſet haben, die da-

bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0306" n="284"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 438.</head><lb/>
            <p>Geht eine &#x017F;olche Verwandlung der Frage nicht<lb/>
an, oder findet man keine, &#x017F;o &#x017F;ucht man &#x017F;ie in mehrere<lb/>
einfachere <hi rendition="#fr">aufzulo&#x0364;&#x017F;en,</hi> von deren Ero&#x0364;rterung die<lb/>
Ero&#x0364;rterung der vorgelegten Frage abha&#x0364;ngt. Hiezu<lb/>
dienen nun die <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;ita, Criteria</hi> und <hi rendition="#aq">Symptomata,</hi><lb/>
die wir &#x017F;chon oben (§. 172.) bey der Betrachtung<lb/>
der Aufgaben angezeigt haben. Denn die <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;ita</hi><lb/>
zeigen, was zu der Ero&#x0364;rterung der Frage erfordert<lb/>
werde, und folglich geben &#x017F;ie die einfachen Fragen an.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Criteria,</hi> die man ebenfalls aufzu&#x017F;uchen hat,<lb/>
helfen die Dinge, Begriffe, Sa&#x0364;tze &#xA75B;c. kenntlich zu<lb/>
machen, damit man die&#x017F;e de&#x017F;to leichter auf&#x017F;uchen ko&#x0364;n-<lb/>
ne. Und die <hi rendition="#aq">Symptomata</hi> a&#x0364;ußern &#x017F;ich wenn man die<lb/>
Sache, wovon die Frage i&#x017F;t, durch ver&#x017F;chiedne Pro-<lb/>
ben, Vergleichungen, Vera&#x0364;nderungen &#xA75B;c. durchfu&#x0364;hrt,<lb/>
und kla&#x0364;ren dadurch ihre verdecktere Eigen&#x017F;chaften<lb/>
nach und nach mehr auf, daß man &#x017F;odann &#x017F;ehen kann,<lb/>
wiefern die&#x017F;e zu der Ero&#x0364;rterung der Frage dienen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 439.</head><lb/>
            <p>So z. E. wenn die Frage i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">die Richtigkeit<lb/>
eines Schlußes zu unter&#x017F;uchen,</hi> &#x017F;o lo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ich die&#x017F;e<lb/>
in zwo andre auf, ob na&#x0364;mlich die Form des Schlußes<lb/>
richtig, und ob die Vorder&#x017F;a&#x0364;tze wahr &#x017F;eyn? Denn<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;ind zwey <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;ita</hi> eines richtigen Schlußes.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Criteria</hi> von der Richtigkeit der Form finden &#x017F;ich<lb/>
in den Namen der Schlu&#x0364;ße <hi rendition="#aq">Barbara, Celarent etc.</hi><lb/>
Und &#x017F;ollte die Form nicht richtig &#x017F;eyn, &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;uchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung<lb/>
und Aenderung der Vorder&#x017F;a&#x0364;tze noch ein Schluß&#x017F;atz<lb/>
herausgebracht werden ko&#x0364;nne Man wird eben &#x017F;o<lb/>
im er&#x017F;ten Haupt&#x017F;tu&#x0364;cke (§. 35 &#x017F;eqq.) finden, wie wir die<lb/>
Frage, <hi rendition="#fr">den Umfang ines Begriffes zu be&#x017F;tim-<lb/>
men,</hi> in einige andre Fragen aufgelo&#x0364;&#x017F;et haben, die da-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0306] VII. Hauptſtuͤck, §. 438. Geht eine ſolche Verwandlung der Frage nicht an, oder findet man keine, ſo ſucht man ſie in mehrere einfachere aufzuloͤſen, von deren Eroͤrterung die Eroͤrterung der vorgelegten Frage abhaͤngt. Hiezu dienen nun die Requiſita, Criteria und Symptomata, die wir ſchon oben (§. 172.) bey der Betrachtung der Aufgaben angezeigt haben. Denn die Requiſita zeigen, was zu der Eroͤrterung der Frage erfordert werde, und folglich geben ſie die einfachen Fragen an. Die Criteria, die man ebenfalls aufzuſuchen hat, helfen die Dinge, Begriffe, Saͤtze ꝛc. kenntlich zu machen, damit man dieſe deſto leichter aufſuchen koͤn- ne. Und die Symptomata aͤußern ſich wenn man die Sache, wovon die Frage iſt, durch verſchiedne Pro- ben, Vergleichungen, Veraͤnderungen ꝛc. durchfuͤhrt, und klaͤren dadurch ihre verdecktere Eigenſchaften nach und nach mehr auf, daß man ſodann ſehen kann, wiefern dieſe zu der Eroͤrterung der Frage dienen. §. 439. So z. E. wenn die Frage iſt, die Richtigkeit eines Schlußes zu unterſuchen, ſo loͤſet ſich dieſe in zwo andre auf, ob naͤmlich die Form des Schlußes richtig, und ob die Vorderſaͤtze wahr ſeyn? Denn dieſes ſind zwey Requiſita eines richtigen Schlußes. Die Criteria von der Richtigkeit der Form finden ſich in den Namen der Schluͤße Barbara, Celarent etc. Und ſollte die Form nicht richtig ſeyn, ſo laͤßt ſich verſuchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung und Aenderung der Vorderſaͤtze noch ein Schlußſatz herausgebracht werden koͤnne Man wird eben ſo im erſten Hauptſtuͤcke (§. 35 ſeqq.) finden, wie wir die Frage, den Umfang ines Begriffes zu beſtim- men, in einige andre Fragen aufgeloͤſet haben, die da- bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/306
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/306>, abgerufen am 03.12.2024.