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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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VI. Hauptstück,
3. Oder man weis etwann, daß eine Art oder In-
diuiduum,
oder etliche derselben, die Ei-
genschaft B haben, und da ist die Frage, je-
de Arten oder die ganze Gattung kenntlich
zu machen, denen die Eigenschaft B zukom-
me?
§. 333.

So z. E. wenn man überhaupt weis, daß ein
Dilemma ein Umweg sey, so wird man bey genaue-
rer Untersuchung nicht nur finden, daß dieser Umweg
unter die einfachsten gehöre, sondern, da es sieben
Arten derselben giebt, so wird man finden, daß ein
Dilemma unter zwo derselben, nämlich Diprepe und
Serpide gehöre. (§. 289.) Auf eine ähnliche Art
haben Newton und Bernoulli aus dem Satze, daß
die Planeten um die Sonne in krummen Linien lau-
fen, mit Zuziehung einiger Erfahrungen und mecha-
nischer Gründe herausgebracht, daß diese krummen
Linien Kegelschnitte seyn, und folglich das Prädi-
cat näher bestimmt. Diese beyden Beyspiele erläu-
tern den ersten Fall. (§. 332.) Der andre wird
eben so, und nur mit gewisser Umkehrung erläutert.
Denn wenn man z. E. weis, daß es im Schließen
sieben einfache Umwege giebt, und daß die Jndu-
ctionen und Dilemmata nicht weitläuftiger sind, folg-
lich unter diese sieben Arten mit gehören, so wird
man, wie wir es oben (§. 287. 288.) gethan haben,
finden, daß die Jnduction unter Caspida, die Di-
lemmata
aber unter Diprepe und Serpide gehören.
Endlich wird der dritte Fall erläutert, wenn man
z. E. bey Anlaß des Satzes, daß eine Jnduction
oder ein Dilemma ein Umweg ist, sich vornimmt,
jede Arten von Umwegen, oder besonders jede einfa-
chen aufzusuchen.

§ 334.
VI. Hauptſtuͤck,
3. Oder man weis etwann, daß eine Art oder In-
diuiduum,
oder etliche derſelben, die Ei-
genſchaft B haben, und da iſt die Frage, je-
de Arten oder die ganze Gattung kenntlich
zu machen, denen die Eigenſchaft B zukom-
me?
§. 333.

So z. E. wenn man uͤberhaupt weis, daß ein
Dilemma ein Umweg ſey, ſo wird man bey genaue-
rer Unterſuchung nicht nur finden, daß dieſer Umweg
unter die einfachſten gehoͤre, ſondern, da es ſieben
Arten derſelben giebt, ſo wird man finden, daß ein
Dilemma unter zwo derſelben, naͤmlich Diprepe und
Serpide gehoͤre. (§. 289.) Auf eine aͤhnliche Art
haben Newton und Bernoulli aus dem Satze, daß
die Planeten um die Sonne in krummen Linien lau-
fen, mit Zuziehung einiger Erfahrungen und mecha-
niſcher Gruͤnde herausgebracht, daß dieſe krummen
Linien Kegelſchnitte ſeyn, und folglich das Praͤdi-
cat naͤher beſtimmt. Dieſe beyden Beyſpiele erlaͤu-
tern den erſten Fall. (§. 332.) Der andre wird
eben ſo, und nur mit gewiſſer Umkehrung erlaͤutert.
Denn wenn man z. E. weis, daß es im Schließen
ſieben einfache Umwege giebt, und daß die Jndu-
ctionen und Dilemmata nicht weitlaͤuftiger ſind, folg-
lich unter dieſe ſieben Arten mit gehoͤren, ſo wird
man, wie wir es oben (§. 287. 288.) gethan haben,
finden, daß die Jnduction unter Caſpida, die Di-
lemmata
aber unter Diprepe und Serpide gehoͤren.
Endlich wird der dritte Fall erlaͤutert, wenn man
z. E. bey Anlaß des Satzes, daß eine Jnduction
oder ein Dilemma ein Umweg iſt, ſich vornimmt,
jede Arten von Umwegen, oder beſonders jede einfa-
chen aufzuſuchen.

§ 334.
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[220/0242] VI. Hauptſtuͤck, 3. Oder man weis etwann, daß eine Art oder In- diuiduum, oder etliche derſelben, die Ei- genſchaft B haben, und da iſt die Frage, je- de Arten oder die ganze Gattung kenntlich zu machen, denen die Eigenſchaft B zukom- me? §. 333. So z. E. wenn man uͤberhaupt weis, daß ein Dilemma ein Umweg ſey, ſo wird man bey genaue- rer Unterſuchung nicht nur finden, daß dieſer Umweg unter die einfachſten gehoͤre, ſondern, da es ſieben Arten derſelben giebt, ſo wird man finden, daß ein Dilemma unter zwo derſelben, naͤmlich Diprepe und Serpide gehoͤre. (§. 289.) Auf eine aͤhnliche Art haben Newton und Bernoulli aus dem Satze, daß die Planeten um die Sonne in krummen Linien lau- fen, mit Zuziehung einiger Erfahrungen und mecha- niſcher Gruͤnde herausgebracht, daß dieſe krummen Linien Kegelſchnitte ſeyn, und folglich das Praͤdi- cat naͤher beſtimmt. Dieſe beyden Beyſpiele erlaͤu- tern den erſten Fall. (§. 332.) Der andre wird eben ſo, und nur mit gewiſſer Umkehrung erlaͤutert. Denn wenn man z. E. weis, daß es im Schließen ſieben einfache Umwege giebt, und daß die Jndu- ctionen und Dilemmata nicht weitlaͤuftiger ſind, folg- lich unter dieſe ſieben Arten mit gehoͤren, ſo wird man, wie wir es oben (§. 287. 288.) gethan haben, finden, daß die Jnduction unter Caſpida, die Di- lemmata aber unter Diprepe und Serpide gehoͤren. Endlich wird der dritte Fall erlaͤutert, wenn man z. E. bey Anlaß des Satzes, daß eine Jnduction oder ein Dilemma ein Umweg iſt, ſich vornimmt, jede Arten von Umwegen, oder beſonders jede einfa- chen aufzuſuchen. § 334.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/242>, abgerufen am 28.03.2024.