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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Urtheilen und Fragen.
dienen. Es sind die Symptomata, Criteria, und Re-
quisita.
Die Symptomata sind Eigenschaften, Um-
stände, Verhältnisse etc. die sich bey Untersuchung,
und allmählicher, theils auch angestellter Veränderung
und Vergleichung der Sache hervorthun, und etwas
zu ihrer Kenntniß beytragen, dieselbe aber nicht durch-
aus bestimmen. Durch solche Veränderungen und
Vergleichungen wird die Sache gleichsam auf die
Probe gesetzt, und ihre wahre Merkmaale klären sich
dadurch mehr auf. Die Criteria oder Kennzeichen
sind Eigenschaften oder Verhältnisse, woraus man
schließen kann, daß die Sache oder ihre Theile solche
sind, die man schon unter einem andern Namen kennt.
Sie kommen z. E. vor, wenn man überhaupt die
Gattung, aber noch nicht die besondere Art weis, wor-
unter die Sache gehört, und sind desto dienlicher, je
einfacher und kenntlicher sie sind. Die Requisita oder
Erfordernisse, sind Eigenschaften, die die gesuchte Sa-
che haben soll. Man sucht nämlich mehrentheils
bey der Auflöfung einer Aufgabe, was zu der Sache
erfordert wird, und welche Eigenschaften und Verhält-
nisse sie haben soll, damit man nachgehends desto ehender
ihre Möglichkeit und Entstehungsart finden könne.
Aus den Requisitis werden die Criteria hergeleitet, weil
diese das Auffuchen der Regeln oder Handlungen er-
leichtern. Die Symptomata ergeben sich, wenn man
die Sache schon gewisser Maaßen kennt und vor
sich hat.

§. 173.

Wir werden nun wiederum zu den einfachen
Sätzen zurück kehren, und zeigen, daß sie auf eine
gewisse Art in Ansehung ihrer Form figürlich vor-
gestellt und gezeichnet werden können. Da wir
diese Zeichnung aus der Natur der Sache herleiten

werden,

von den Urtheilen und Fragen.
dienen. Es ſind die Symptomata, Criteria, und Re-
quiſita.
Die Symptomata ſind Eigenſchaften, Um-
ſtaͤnde, Verhaͤltniſſe ꝛc. die ſich bey Unterſuchung,
und allmaͤhlicher, theils auch angeſtellter Veraͤnderung
und Vergleichung der Sache hervorthun, und etwas
zu ihrer Kenntniß beytragen, dieſelbe aber nicht durch-
aus beſtimmen. Durch ſolche Veraͤnderungen und
Vergleichungen wird die Sache gleichſam auf die
Probe geſetzt, und ihre wahre Merkmaale klaͤren ſich
dadurch mehr auf. Die Criteria oder Kennzeichen
ſind Eigenſchaften oder Verhaͤltniſſe, woraus man
ſchließen kann, daß die Sache oder ihre Theile ſolche
ſind, die man ſchon unter einem andern Namen kennt.
Sie kommen z. E. vor, wenn man uͤberhaupt die
Gattung, aber noch nicht die beſondere Art weis, wor-
unter die Sache gehoͤrt, und ſind deſto dienlicher, je
einfacher und kenntlicher ſie ſind. Die Requiſita oder
Erforderniſſe, ſind Eigenſchaften, die die geſuchte Sa-
che haben ſoll. Man ſucht naͤmlich mehrentheils
bey der Aufloͤfung einer Aufgabe, was zu der Sache
erfordert wird, und welche Eigenſchaften und Verhaͤlt-
niſſe ſie haben ſoll, damit man nachgehends deſto ehender
ihre Moͤglichkeit und Entſtehungsart finden koͤnne.
Aus den Requiſitis werden die Criteria hergeleitet, weil
dieſe das Auffuchen der Regeln oder Handlungen er-
leichtern. Die Symptomata ergeben ſich, wenn man
die Sache ſchon gewiſſer Maaßen kennt und vor
ſich hat.

§. 173.

Wir werden nun wiederum zu den einfachen
Saͤtzen zuruͤck kehren, und zeigen, daß ſie auf eine
gewiſſe Art in Anſehung ihrer Form figuͤrlich vor-
geſtellt und gezeichnet werden koͤnnen. Da wir
dieſe Zeichnung aus der Natur der Sache herleiten

werden,
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[109/0131] von den Urtheilen und Fragen. dienen. Es ſind die Symptomata, Criteria, und Re- quiſita. Die Symptomata ſind Eigenſchaften, Um- ſtaͤnde, Verhaͤltniſſe ꝛc. die ſich bey Unterſuchung, und allmaͤhlicher, theils auch angeſtellter Veraͤnderung und Vergleichung der Sache hervorthun, und etwas zu ihrer Kenntniß beytragen, dieſelbe aber nicht durch- aus beſtimmen. Durch ſolche Veraͤnderungen und Vergleichungen wird die Sache gleichſam auf die Probe geſetzt, und ihre wahre Merkmaale klaͤren ſich dadurch mehr auf. Die Criteria oder Kennzeichen ſind Eigenſchaften oder Verhaͤltniſſe, woraus man ſchließen kann, daß die Sache oder ihre Theile ſolche ſind, die man ſchon unter einem andern Namen kennt. Sie kommen z. E. vor, wenn man uͤberhaupt die Gattung, aber noch nicht die beſondere Art weis, wor- unter die Sache gehoͤrt, und ſind deſto dienlicher, je einfacher und kenntlicher ſie ſind. Die Requiſita oder Erforderniſſe, ſind Eigenſchaften, die die geſuchte Sa- che haben ſoll. Man ſucht naͤmlich mehrentheils bey der Aufloͤfung einer Aufgabe, was zu der Sache erfordert wird, und welche Eigenſchaften und Verhaͤlt- niſſe ſie haben ſoll, damit man nachgehends deſto ehender ihre Moͤglichkeit und Entſtehungsart finden koͤnne. Aus den Requiſitis werden die Criteria hergeleitet, weil dieſe das Auffuchen der Regeln oder Handlungen er- leichtern. Die Symptomata ergeben ſich, wenn man die Sache ſchon gewiſſer Maaßen kennt und vor ſich hat. §. 173. Wir werden nun wiederum zu den einfachen Saͤtzen zuruͤck kehren, und zeigen, daß ſie auf eine gewiſſe Art in Anſehung ihrer Form figuͤrlich vor- geſtellt und gezeichnet werden koͤnnen. Da wir dieſe Zeichnung aus der Natur der Sache herleiten werden,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/131>, abgerufen am 28.03.2024.