Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

über die Einrichtung des Weltbaues.
rungen haben, um etwas hierinn veste zu setzen, und
die Erklärung, wie dieser Druck geschehe, wird immer
der Knote der Schwierigkeit bleiben, wenn er richtig
erwiesen seyn solle.

Inzwischen kann man ihn zum Grunde setzen,
und die Wirkung der Schwere einer Materie zuschrei-
ben, so die Planeten, welche ihre eigene Geschwin-
digkeit haben, von der geraden Linie gegen die Son-
ne ablenkt. Man wird sodann auf die Frage verfal-
len: Ob diese Materie, die in dem Wirkungskreyse
der Sonne ihren Druck äussert, mit der Sonne in
ihrer Laufbahn herum kömmt, oder ob die Sonne,
wo sie seyn mag, sich gleich wieder einen Wirkungs-
kreyß errichtet. Im letzten Falle hängt der Druck
der Materie oder des Wirbels von der Sonne ab, wie
es auch immer damit zugehe, und da setze ich aller-
dings in jeden Wirbel einen Körper, der ihn beherr-
sche, und aller Orten verursache. Ist das erste, so
verfallen wir allem Ansehen nach wieder auf Ströme,
und müssen sie bey Planeten und Cometen wieder vor-
nehmen, bloß mit dem Unterschiede, daß hiebey nur
ein Theil des Stroms den Wirbel ausmacht. Der
andere ist in Bewegung, weil er ausweichen muß.
Die Frage, woher der Körper seine Bewegung hat,
wird nun in die verwandelt, woher sie der Wirbel ha-
be, und ist also so gut unaufgelößt, wie die erste.
Da die Ströme so gar unschicklich sind, so würde ich
bey dem letzten verbleiben, und den Druck der
Schwere von jedem Körper selbst abhängen machen,

so
U 4

uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
rungen haben, um etwas hierinn veſte zu ſetzen, und
die Erklaͤrung, wie dieſer Druck geſchehe, wird immer
der Knote der Schwierigkeit bleiben, wenn er richtig
erwieſen ſeyn ſolle.

Inzwiſchen kann man ihn zum Grunde ſetzen,
und die Wirkung der Schwere einer Materie zuſchrei-
ben, ſo die Planeten, welche ihre eigene Geſchwin-
digkeit haben, von der geraden Linie gegen die Son-
ne ablenkt. Man wird ſodann auf die Frage verfal-
len: Ob dieſe Materie, die in dem Wirkungskreyſe
der Sonne ihren Druck aͤuſſert, mit der Sonne in
ihrer Laufbahn herum koͤmmt, oder ob die Sonne,
wo ſie ſeyn mag, ſich gleich wieder einen Wirkungs-
kreyß errichtet. Im letzten Falle haͤngt der Druck
der Materie oder des Wirbels von der Sonne ab, wie
es auch immer damit zugehe, und da ſetze ich aller-
dings in jeden Wirbel einen Koͤrper, der ihn beherr-
ſche, und aller Orten verurſache. Iſt das erſte, ſo
verfallen wir allem Anſehen nach wieder auf Stroͤme,
und muͤſſen ſie bey Planeten und Cometen wieder vor-
nehmen, bloß mit dem Unterſchiede, daß hiebey nur
ein Theil des Stroms den Wirbel ausmacht. Der
andere iſt in Bewegung, weil er ausweichen muß.
Die Frage, woher der Koͤrper ſeine Bewegung hat,
wird nun in die verwandelt, woher ſie der Wirbel ha-
be, und iſt alſo ſo gut unaufgeloͤßt, wie die erſte.
Da die Stroͤme ſo gar unſchicklich ſind, ſo wuͤrde ich
bey dem letzten verbleiben, und den Druck der
Schwere von jedem Koͤrper ſelbſt abhaͤngen machen,

ſo
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0344" n="311"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die Einrichtung des Weltbaues.</hi></fw><lb/>
rungen haben, um etwas hierinn ve&#x017F;te zu &#x017F;etzen, und<lb/>
die Erkla&#x0364;rung, wie die&#x017F;er Druck ge&#x017F;chehe, wird immer<lb/>
der Knote der Schwierigkeit bleiben, wenn er richtig<lb/>
erwie&#x017F;en &#x017F;eyn &#x017F;olle.</p><lb/>
          <p>Inzwi&#x017F;chen kann man ihn zum Grunde &#x017F;etzen,<lb/>
und die Wirkung der Schwere einer Materie zu&#x017F;chrei-<lb/>
ben, &#x017F;o die Planeten, welche ihre eigene Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit haben, von der geraden Linie gegen die Son-<lb/>
ne ablenkt. Man wird &#x017F;odann auf die Frage verfal-<lb/>
len: Ob die&#x017F;e Materie, die in dem Wirkungskrey&#x017F;e<lb/>
der Sonne ihren Druck a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert, mit der Sonne in<lb/>
ihrer Laufbahn herum ko&#x0364;mmt, oder ob die Sonne,<lb/>
wo &#x017F;ie &#x017F;eyn mag, &#x017F;ich gleich wieder einen Wirkungs-<lb/>
kreyß errichtet. Im letzten Falle ha&#x0364;ngt der Druck<lb/>
der Materie oder des Wirbels von der Sonne ab, wie<lb/>
es auch immer damit zugehe, und da &#x017F;etze ich aller-<lb/>
dings in jeden Wirbel einen Ko&#x0364;rper, der ihn beherr-<lb/>
&#x017F;che, und aller Orten verur&#x017F;ache. I&#x017F;t das er&#x017F;te, &#x017F;o<lb/>
verfallen wir allem An&#x017F;ehen nach wieder auf Stro&#x0364;me,<lb/>
und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie bey Planeten und Cometen wieder vor-<lb/>
nehmen, bloß mit dem Unter&#x017F;chiede, daß hiebey nur<lb/>
ein Theil des Stroms den Wirbel ausmacht. Der<lb/>
andere i&#x017F;t in Bewegung, weil er ausweichen muß.<lb/>
Die Frage, woher der Ko&#x0364;rper &#x017F;eine Bewegung hat,<lb/>
wird nun in die verwandelt, woher &#x017F;ie der Wirbel ha-<lb/>
be, und i&#x017F;t al&#x017F;o &#x017F;o gut unaufgelo&#x0364;ßt, wie die er&#x017F;te.<lb/>
Da die Stro&#x0364;me &#x017F;o gar un&#x017F;chicklich &#x017F;ind, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich<lb/>
bey dem letzten verbleiben, und den Druck der<lb/>
Schwere von jedem Ko&#x0364;rper &#x017F;elb&#x017F;t abha&#x0364;ngen machen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0344] uͤber die Einrichtung des Weltbaues. rungen haben, um etwas hierinn veſte zu ſetzen, und die Erklaͤrung, wie dieſer Druck geſchehe, wird immer der Knote der Schwierigkeit bleiben, wenn er richtig erwieſen ſeyn ſolle. Inzwiſchen kann man ihn zum Grunde ſetzen, und die Wirkung der Schwere einer Materie zuſchrei- ben, ſo die Planeten, welche ihre eigene Geſchwin- digkeit haben, von der geraden Linie gegen die Son- ne ablenkt. Man wird ſodann auf die Frage verfal- len: Ob dieſe Materie, die in dem Wirkungskreyſe der Sonne ihren Druck aͤuſſert, mit der Sonne in ihrer Laufbahn herum koͤmmt, oder ob die Sonne, wo ſie ſeyn mag, ſich gleich wieder einen Wirkungs- kreyß errichtet. Im letzten Falle haͤngt der Druck der Materie oder des Wirbels von der Sonne ab, wie es auch immer damit zugehe, und da ſetze ich aller- dings in jeden Wirbel einen Koͤrper, der ihn beherr- ſche, und aller Orten verurſache. Iſt das erſte, ſo verfallen wir allem Anſehen nach wieder auf Stroͤme, und muͤſſen ſie bey Planeten und Cometen wieder vor- nehmen, bloß mit dem Unterſchiede, daß hiebey nur ein Theil des Stroms den Wirbel ausmacht. Der andere iſt in Bewegung, weil er ausweichen muß. Die Frage, woher der Koͤrper ſeine Bewegung hat, wird nun in die verwandelt, woher ſie der Wirbel ha- be, und iſt alſo ſo gut unaufgeloͤßt, wie die erſte. Da die Stroͤme ſo gar unſchicklich ſind, ſo wuͤrde ich bey dem letzten verbleiben, und den Druck der Schwere von jedem Koͤrper ſelbſt abhaͤngen machen, ſo U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/344
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/344>, abgerufen am 22.11.2024.