Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

Cosmologische Briefe
winkel seyn. Dieses kömmt aber mit Halleys Tafel
sehr wenig überein.

Ich glaube nicht, daß die Sichtbarkeit hier-
inn etwas ändern mag. Denn ich müßte anneh-
men, die Cometen seyen viel sichtbarer, wenn sie
einen kleinen Neigungswinkel gegen die Eccliptic
haben, als wenn dieser Winkel grösser ist. Die-
ses möchte angehen, wenn die besten Umstände der
Sichtbarkeit in die südliche Halbkugel fallen, weil
uns sodann der Comet unter dem Horizont bliebe.

Da Sie, mein Herr, die Perihelien eben
so auf der Kugelfläche ausgetheilt haben, wie ich
die Pole der Cometenbahnen austheile, und hin-
gegen ihre Berechnung mit der Tafel viel genauer
übereinstimmt, so habe ich gezweifelt, ob nicht ei-
nes dem andern im Wege stehe. Wenn dieses
wäre, so behielten die Perihelien unstreitig den
Vorzug, und die Ausnahme müßte auf die Ver-
theilung der Pole fallen. Gienge aber beydes an,
und die Sichtbarkeit machte ebenfalls keine Aus-
nahm, so müßte man fast schliessen, daß die Ec-
cliptic
oder die Fläche der Planetenbahnen in Ab-
sicht auf die Neigungswinkel etwas besonders hät-
te. Vielleicht müßte man auch warten, bis die
Halleysche Tafel merklich vollständiger würde, wel-
ches noch aus verschiedenen andern Absichten zu
wünschen ist.

Es

Coſmologiſche Briefe
winkel ſeyn. Dieſes koͤmmt aber mit Halleys Tafel
ſehr wenig uͤberein.

Ich glaube nicht, daß die Sichtbarkeit hier-
inn etwas aͤndern mag. Denn ich muͤßte anneh-
men, die Cometen ſeyen viel ſichtbarer, wenn ſie
einen kleinen Neigungswinkel gegen die Eccliptic
haben, als wenn dieſer Winkel groͤſſer iſt. Die-
ſes moͤchte angehen, wenn die beſten Umſtaͤnde der
Sichtbarkeit in die ſuͤdliche Halbkugel fallen, weil
uns ſodann der Comet unter dem Horizont bliebe.

Da Sie, mein Herr, die Perihelien eben
ſo auf der Kugelflaͤche ausgetheilt haben, wie ich
die Pole der Cometenbahnen austheile, und hin-
gegen ihre Berechnung mit der Tafel viel genauer
uͤbereinſtimmt, ſo habe ich gezweifelt, ob nicht ei-
nes dem andern im Wege ſtehe. Wenn dieſes
waͤre, ſo behielten die Perihelien unſtreitig den
Vorzug, und die Ausnahme muͤßte auf die Ver-
theilung der Pole fallen. Gienge aber beydes an,
und die Sichtbarkeit machte ebenfalls keine Aus-
nahm, ſo muͤßte man faſt ſchlieſſen, daß die Ec-
cliptic
oder die Flaͤche der Planetenbahnen in Ab-
ſicht auf die Neigungswinkel etwas beſonders haͤt-
te. Vielleicht muͤßte man auch warten, bis die
Halleyſche Tafel merklich vollſtaͤndiger wuͤrde, wel-
ches noch aus verſchiedenen andern Abſichten zu
wuͤnſchen iſt.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0265" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Co&#x017F;mologi&#x017F;che Briefe</hi></fw><lb/>
winkel &#x017F;eyn. Die&#x017F;es ko&#x0364;mmt aber mit Halleys Tafel<lb/>
&#x017F;ehr wenig u&#x0364;berein.</p><lb/>
          <p>Ich glaube nicht, daß die Sichtbarkeit hier-<lb/>
inn etwas a&#x0364;ndern mag. Denn ich mu&#x0364;ßte anneh-<lb/>
men, die Cometen &#x017F;eyen viel &#x017F;ichtbarer, wenn &#x017F;ie<lb/>
einen kleinen Neigungswinkel gegen die <hi rendition="#aq">Eccliptic</hi><lb/>
haben, als wenn die&#x017F;er Winkel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t. Die-<lb/>
&#x017F;es mo&#x0364;chte angehen, wenn die be&#x017F;ten Um&#x017F;ta&#x0364;nde der<lb/>
Sichtbarkeit in die &#x017F;u&#x0364;dliche Halbkugel fallen, weil<lb/>
uns &#x017F;odann der Comet unter dem Horizont bliebe.</p><lb/>
          <p>Da Sie, mein Herr, die Perihelien eben<lb/>
&#x017F;o auf der Kugelfla&#x0364;che ausgetheilt haben, wie ich<lb/>
die Pole der Cometenbahnen austheile, und hin-<lb/>
gegen ihre Berechnung mit der Tafel viel genauer<lb/>
u&#x0364;berein&#x017F;timmt, &#x017F;o habe ich gezweifelt, ob nicht ei-<lb/>
nes dem andern im Wege &#x017F;tehe. Wenn die&#x017F;es<lb/>
wa&#x0364;re, &#x017F;o behielten die Perihelien un&#x017F;treitig den<lb/>
Vorzug, und die Ausnahme mu&#x0364;ßte auf die Ver-<lb/>
theilung der Pole fallen. Gienge aber beydes an,<lb/>
und die Sichtbarkeit machte ebenfalls keine Aus-<lb/>
nahm, &#x017F;o mu&#x0364;ßte man fa&#x017F;t &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, daß die <hi rendition="#aq">Ec-<lb/>
cliptic</hi> oder die Fla&#x0364;che der Planetenbahnen in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf die Neigungswinkel etwas be&#x017F;onders ha&#x0364;t-<lb/>
te. Vielleicht mu&#x0364;ßte man auch warten, bis die<lb/>
Halley&#x017F;che Tafel merklich voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger wu&#x0364;rde, wel-<lb/>
ches noch aus ver&#x017F;chiedenen andern Ab&#x017F;ichten zu<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen i&#x017F;t.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Es</fw></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0265] Coſmologiſche Briefe winkel ſeyn. Dieſes koͤmmt aber mit Halleys Tafel ſehr wenig uͤberein. Ich glaube nicht, daß die Sichtbarkeit hier- inn etwas aͤndern mag. Denn ich muͤßte anneh- men, die Cometen ſeyen viel ſichtbarer, wenn ſie einen kleinen Neigungswinkel gegen die Eccliptic haben, als wenn dieſer Winkel groͤſſer iſt. Die- ſes moͤchte angehen, wenn die beſten Umſtaͤnde der Sichtbarkeit in die ſuͤdliche Halbkugel fallen, weil uns ſodann der Comet unter dem Horizont bliebe. Da Sie, mein Herr, die Perihelien eben ſo auf der Kugelflaͤche ausgetheilt haben, wie ich die Pole der Cometenbahnen austheile, und hin- gegen ihre Berechnung mit der Tafel viel genauer uͤbereinſtimmt, ſo habe ich gezweifelt, ob nicht ei- nes dem andern im Wege ſtehe. Wenn dieſes waͤre, ſo behielten die Perihelien unſtreitig den Vorzug, und die Ausnahme muͤßte auf die Ver- theilung der Pole fallen. Gienge aber beydes an, und die Sichtbarkeit machte ebenfalls keine Aus- nahm, ſo muͤßte man faſt ſchlieſſen, daß die Ec- cliptic oder die Flaͤche der Planetenbahnen in Ab- ſicht auf die Neigungswinkel etwas beſonders haͤt- te. Vielleicht muͤßte man auch warten, bis die Halleyſche Tafel merklich vollſtaͤndiger wuͤrde, wel- ches noch aus verſchiedenen andern Abſichten zu wuͤnſchen iſt. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/265
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/265>, abgerufen am 21.05.2024.