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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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Cosmologische Briefe
Grösse und gleiche Klarheit hätten, so würde noth-
wendig folgen, daß die kleinern weiter entfernt seyn
müßten. Wären sie aber gleich weit entfernt, so müß-
te man annehmen, daß die kleinern auch zugleich
schwächeres Licht hätten. Denn die Anzahl der Ster-
ne der ersten, zweyten und folgenden Grössen wächßt
ungefehr wie das Quadrat der Grösse. Von der er-
sten Grösse zählt man 18, von der zweyten 68, von
der dritten 209, von der vierten 453. etc. Sie se-
hen schon, mein Herr, daß sich diese Progression viel
besser zu dem verschiedenen Abstande schickt. Ich will
zwar gar nicht setzen, daß alle Sterne gleich groß und
gleich glänzend seyen. Denn so würde ich nicht über
12. Sterne der ersten Grösse, oder 48. der zweyten,
oder 108. der dritten etc. bekommen. Es können et-
liche der nächsten Sterne kleiner und dunkler, hingegen
mehrer von den entferntern heller und grösser seyn, und
überhaupt schickt sich auch eine solche Verschiedenheit
besser zu meiner Hypothese, da ich die Sterne in Be-
wegung setze, so können sie nach und nach ihre Lage
und ihren Abstand ändern.

Diese Bewegung haben Sie, mein Herr, als
in der Welt nothwendig, zugegeben, und ich sehe nicht,
was man dawider einwenden könnte. Die Vollkom-
menheit der Welt, und die Verbindung von Raum
und Zeit erfordert sie, und das Gesetz der Schwere,
welches die ganze Welt zusammenhängt, zeigt, daß sie
wirklich aller Orten da ist. Ich schliesse hieraus ohne
Bedenken, daß die Fixsterne ungleich entfernt seyn

müssen.

Coſmologiſche Briefe
Groͤſſe und gleiche Klarheit haͤtten, ſo wuͤrde noth-
wendig folgen, daß die kleinern weiter entfernt ſeyn
muͤßten. Waͤren ſie aber gleich weit entfernt, ſo muͤß-
te man annehmen, daß die kleinern auch zugleich
ſchwaͤcheres Licht haͤtten. Denn die Anzahl der Ster-
ne der erſten, zweyten und folgenden Groͤſſen waͤchßt
ungefehr wie das Quadrat der Groͤſſe. Von der er-
ſten Groͤſſe zaͤhlt man 18, von der zweyten 68, von
der dritten 209, von der vierten 453. ꝛc. Sie ſe-
hen ſchon, mein Herr, daß ſich dieſe Progreſſion viel
beſſer zu dem verſchiedenen Abſtande ſchickt. Ich will
zwar gar nicht ſetzen, daß alle Sterne gleich groß und
gleich glaͤnzend ſeyen. Denn ſo wuͤrde ich nicht uͤber
12. Sterne der erſten Groͤſſe, oder 48. der zweyten,
oder 108. der dritten ꝛc. bekommen. Es koͤnnen et-
liche der naͤchſten Sterne kleiner und dunkler, hingegen
mehrer von den entferntern heller und groͤſſer ſeyn, und
uͤberhaupt ſchickt ſich auch eine ſolche Verſchiedenheit
beſſer zu meiner Hypotheſe, da ich die Sterne in Be-
wegung ſetze, ſo koͤnnen ſie nach und nach ihre Lage
und ihren Abſtand aͤndern.

Dieſe Bewegung haben Sie, mein Herr, als
in der Welt nothwendig, zugegeben, und ich ſehe nicht,
was man dawider einwenden koͤnnte. Die Vollkom-
menheit der Welt, und die Verbindung von Raum
und Zeit erfordert ſie, und das Geſetz der Schwere,
welches die ganze Welt zuſammenhaͤngt, zeigt, daß ſie
wirklich aller Orten da iſt. Ich ſchlieſſe hieraus ohne
Bedenken, daß die Fixſterne ungleich entfernt ſeyn

muͤſſen.
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[154/0187] Coſmologiſche Briefe Groͤſſe und gleiche Klarheit haͤtten, ſo wuͤrde noth- wendig folgen, daß die kleinern weiter entfernt ſeyn muͤßten. Waͤren ſie aber gleich weit entfernt, ſo muͤß- te man annehmen, daß die kleinern auch zugleich ſchwaͤcheres Licht haͤtten. Denn die Anzahl der Ster- ne der erſten, zweyten und folgenden Groͤſſen waͤchßt ungefehr wie das Quadrat der Groͤſſe. Von der er- ſten Groͤſſe zaͤhlt man 18, von der zweyten 68, von der dritten 209, von der vierten 453. ꝛc. Sie ſe- hen ſchon, mein Herr, daß ſich dieſe Progreſſion viel beſſer zu dem verſchiedenen Abſtande ſchickt. Ich will zwar gar nicht ſetzen, daß alle Sterne gleich groß und gleich glaͤnzend ſeyen. Denn ſo wuͤrde ich nicht uͤber 12. Sterne der erſten Groͤſſe, oder 48. der zweyten, oder 108. der dritten ꝛc. bekommen. Es koͤnnen et- liche der naͤchſten Sterne kleiner und dunkler, hingegen mehrer von den entferntern heller und groͤſſer ſeyn, und uͤberhaupt ſchickt ſich auch eine ſolche Verſchiedenheit beſſer zu meiner Hypotheſe, da ich die Sterne in Be- wegung ſetze, ſo koͤnnen ſie nach und nach ihre Lage und ihren Abſtand aͤndern. Dieſe Bewegung haben Sie, mein Herr, als in der Welt nothwendig, zugegeben, und ich ſehe nicht, was man dawider einwenden koͤnnte. Die Vollkom- menheit der Welt, und die Verbindung von Raum und Zeit erfordert ſie, und das Geſetz der Schwere, welches die ganze Welt zuſammenhaͤngt, zeigt, daß ſie wirklich aller Orten da iſt. Ich ſchlieſſe hieraus ohne Bedenken, daß die Fixſterne ungleich entfernt ſeyn muͤſſen.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/187>, abgerufen am 24.11.2024.