solchen Anlässen den erwünschtesten gegeben, da Sie mir eben diese Frage vorlegten, und nun in Ihrem letzten Schreiben meine bis dahin noch undeutliche Vorstellungen in Ordnung brachten, und behörig aus einander setzten. Ich nehme Ihren Vorschlag mit Vergnügen an, und werde nun trachten, zu untersu- chen, was zu einem vollständigen Beweise erfordert würde, was mir noch dabey mangelt, um ihn vollstän- dig zu machen, und wie ferne sich die Lücken durch Wahrscheinlichkeit ausfüllen lassen.
Erstlich ist unstreitig, daß meine Hypothese noth- wendig würde entweder bewährt oder verworfen wer- den, wenn wir ein Mittel hätten, den Abstand jeder Fixsterne genau auszumessen, weil man sodann ihre Lage gewiß wissen würde, die ich durch andere Be- trachtungen zu bestimmen gesucht habe. Die jährli- che Parallaxe der Erde ist zu dieser Absicht viel zu un- merklich, daher fällt das Mittel weg, welches uns die Geometrie in andern Fällen anbeut. Das Gesetz der Schwere und die Bewegung der Fixsterne giebt ein ander Mittel, allein diese Bewegung ist so gerin- ge, und ihre Beschaffenheit so unbestimmt, daß wir in vielen Jahrhunderten damit nichts ausrichten werden. Dermalen läßt es sich nur bey den Körpern unseres Sonnen-Systems anbringen. Das einige, was dem- nach übrig bleibt, ist das Licht und die Grösse der Fix- sterne, welche beyde Stücke so wohl für sich als dem Augenschein nach betrachtet werden müssen, wenn man daraus auf den Abstand der Sterne schliessen will.
Ein
Coſmologiſche Briefe
ſolchen Anlaͤſſen den erwuͤnſchteſten gegeben, da Sie mir eben dieſe Frage vorlegten, und nun in Ihrem letzten Schreiben meine bis dahin noch undeutliche Vorſtellungen in Ordnung brachten, und behoͤrig aus einander ſetzten. Ich nehme Ihren Vorſchlag mit Vergnuͤgen an, und werde nun trachten, zu unterſu- chen, was zu einem vollſtaͤndigen Beweiſe erfordert wuͤrde, was mir noch dabey mangelt, um ihn vollſtaͤn- dig zu machen, und wie ferne ſich die Luͤcken durch Wahrſcheinlichkeit ausfuͤllen laſſen.
Erſtlich iſt unſtreitig, daß meine Hypotheſe noth- wendig wuͤrde entweder bewaͤhrt oder verworfen wer- den, wenn wir ein Mittel haͤtten, den Abſtand jeder Fixſterne genau auszumeſſen, weil man ſodann ihre Lage gewiß wiſſen wuͤrde, die ich durch andere Be- trachtungen zu beſtimmen geſucht habe. Die jaͤhrli- che Parallaxe der Erde iſt zu dieſer Abſicht viel zu un- merklich, daher faͤllt das Mittel weg, welches uns die Geometrie in andern Faͤllen anbeut. Das Geſetz der Schwere und die Bewegung der Fixſterne giebt ein ander Mittel, allein dieſe Bewegung iſt ſo gerin- ge, und ihre Beſchaffenheit ſo unbeſtimmt, daß wir in vielen Jahrhunderten damit nichts ausrichten werden. Dermalen laͤßt es ſich nur bey den Koͤrpern unſeres Sonnen-Syſtems anbringen. Das einige, was dem- nach uͤbrig bleibt, iſt das Licht und die Groͤſſe der Fix- ſterne, welche beyde Stuͤcke ſo wohl fuͤr ſich als dem Augenſchein nach betrachtet werden muͤſſen, wenn man daraus auf den Abſtand der Sterne ſchlieſſen will.
Ein
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Coſmologiſche Briefe
ſolchen Anlaͤſſen den erwuͤnſchteſten gegeben, da Sie
mir eben dieſe Frage vorlegten, und nun in Ihrem
letzten Schreiben meine bis dahin noch undeutliche
Vorſtellungen in Ordnung brachten, und behoͤrig aus
einander ſetzten. Ich nehme Ihren Vorſchlag mit
Vergnuͤgen an, und werde nun trachten, zu unterſu-
chen, was zu einem vollſtaͤndigen Beweiſe erfordert
wuͤrde, was mir noch dabey mangelt, um ihn vollſtaͤn-
dig zu machen, und wie ferne ſich die Luͤcken durch
Wahrſcheinlichkeit ausfuͤllen laſſen.
Erſtlich iſt unſtreitig, daß meine Hypotheſe noth-
wendig wuͤrde entweder bewaͤhrt oder verworfen wer-
den, wenn wir ein Mittel haͤtten, den Abſtand jeder
Fixſterne genau auszumeſſen, weil man ſodann ihre
Lage gewiß wiſſen wuͤrde, die ich durch andere Be-
trachtungen zu beſtimmen geſucht habe. Die jaͤhrli-
che Parallaxe der Erde iſt zu dieſer Abſicht viel zu un-
merklich, daher faͤllt das Mittel weg, welches uns die
Geometrie in andern Faͤllen anbeut. Das Geſetz
der Schwere und die Bewegung der Fixſterne giebt
ein ander Mittel, allein dieſe Bewegung iſt ſo gerin-
ge, und ihre Beſchaffenheit ſo unbeſtimmt, daß wir in
vielen Jahrhunderten damit nichts ausrichten werden.
Dermalen laͤßt es ſich nur bey den Koͤrpern unſeres
Sonnen-Syſtems anbringen. Das einige, was dem-
nach uͤbrig bleibt, iſt das Licht und die Groͤſſe der Fix-
ſterne, welche beyde Stuͤcke ſo wohl fuͤr ſich als dem
Augenſchein nach betrachtet werden muͤſſen, wenn man
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/185>, abgerufen am 16.07.2024.
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