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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XIV. Hauptstück.
setzen, das Trennen, das Auflösen, das Bestim-
men
und das Abstrahiren. Um die Bedeutung
dieser Wörter, wie wir sie hier gebrauchen, und die
Aehnlichkeit der dadurch vorgestellten Operationen mit
den arithmetischen umständlicher aufzuklären, werden
wir anmerken, daß die arithmetischen eigentlich nur
auf gleichartige Dinge gehen. Man addirt z. E.
Linien und Linien, Flächen und Flächen, Gewichte
und Gewichte etc. Hingegen würde die Frage in das
Ungereimte fallen, wie groß z. E. die Summe von
einem Cubicschuhe Raum und einem Jahre Zeit sey?
Man kann auf Fragen von dieser Art nicht anders,
als nach der oben (§. 149.) erwähnten Rechenkunst
antworten, diese Summe sey ein Cubicfuß Raum
und ein Jahr Zeit. Es besteht nämlich diese Rechen-
kunst bloß im Numeriren. Ein Rodel oder Inuen-
tarium
von Hausgeräthe, liegenden Gütern, Capita-
lien, Pfändern etc. giebt ein Beyspiel davon. Man
rechnet darinn nur die gleichartigen Stücke wirklich
arithmetisch zusammen, indessen fordert die Vollstän-
digkeit des Inuentarii dennoch ein Abzählen aller Ti-
tel und aller zu jedem Titel gehörenden vorräthigen
Stücke. Die Stücke seyn a, b, c, d etc. so wird die
Summe dennoch = a + b + c + d + etc. können ge-
setzet werden, und der Unterschied dieser Zeichnung
von der algebraischen (Semiot. §. 234.) besteht nur
darinn, daß a, b, c, d etc. nicht einerley Maaßstab
haben, und ungleichartig sind. Sie werden schlecht-
hin nur vorgezählt oder zusammengenommen.
So fern man bey solchen Fällen die Ausdrücke, zäh-
len, rechnen
etc. gebraucht, stellet man sich die un-
gleichartigen Dinge als Ganze, und in so fern als
Einheiten vor. Sie lassen sich nicht durchaus, son-
dern nur in gewissen Absichten, auf einerley Maaßstab

bringen,

XIV. Hauptſtuͤck.
ſetzen, das Trennen, das Aufloͤſen, das Beſtim-
men
und das Abſtrahiren. Um die Bedeutung
dieſer Woͤrter, wie wir ſie hier gebrauchen, und die
Aehnlichkeit der dadurch vorgeſtellten Operationen mit
den arithmetiſchen umſtaͤndlicher aufzuklaͤren, werden
wir anmerken, daß die arithmetiſchen eigentlich nur
auf gleichartige Dinge gehen. Man addirt z. E.
Linien und Linien, Flaͤchen und Flaͤchen, Gewichte
und Gewichte ꝛc. Hingegen wuͤrde die Frage in das
Ungereimte fallen, wie groß z. E. die Summe von
einem Cubicſchuhe Raum und einem Jahre Zeit ſey?
Man kann auf Fragen von dieſer Art nicht anders,
als nach der oben (§. 149.) erwaͤhnten Rechenkunſt
antworten, dieſe Summe ſey ein Cubicfuß Raum
und ein Jahr Zeit. Es beſteht naͤmlich dieſe Rechen-
kunſt bloß im Numeriren. Ein Rodel oder Inuen-
tarium
von Hausgeraͤthe, liegenden Guͤtern, Capita-
lien, Pfaͤndern ꝛc. giebt ein Beyſpiel davon. Man
rechnet darinn nur die gleichartigen Stuͤcke wirklich
arithmetiſch zuſammen, indeſſen fordert die Vollſtaͤn-
digkeit des Inuentarii dennoch ein Abzaͤhlen aller Ti-
tel und aller zu jedem Titel gehoͤrenden vorraͤthigen
Stuͤcke. Die Stuͤcke ſeyn a, b, c, d ꝛc. ſo wird die
Summe dennoch = a + b + c + d + ꝛc. koͤnnen ge-
ſetzet werden, und der Unterſchied dieſer Zeichnung
von der algebraiſchen (Semiot. §. 234.) beſteht nur
darinn, daß a, b, c, d ꝛc. nicht einerley Maaßſtab
haben, und ungleichartig ſind. Sie werden ſchlecht-
hin nur vorgezaͤhlt oder zuſammengenommen.
So fern man bey ſolchen Faͤllen die Ausdruͤcke, zaͤh-
len, rechnen
ꝛc. gebraucht, ſtellet man ſich die un-
gleichartigen Dinge als Ganze, und in ſo fern als
Einheiten vor. Sie laſſen ſich nicht durchaus, ſon-
dern nur in gewiſſen Abſichten, auf einerley Maaßſtab

bringen,
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[60/0068] XIV. Hauptſtuͤck. ſetzen, das Trennen, das Aufloͤſen, das Beſtim- men und das Abſtrahiren. Um die Bedeutung dieſer Woͤrter, wie wir ſie hier gebrauchen, und die Aehnlichkeit der dadurch vorgeſtellten Operationen mit den arithmetiſchen umſtaͤndlicher aufzuklaͤren, werden wir anmerken, daß die arithmetiſchen eigentlich nur auf gleichartige Dinge gehen. Man addirt z. E. Linien und Linien, Flaͤchen und Flaͤchen, Gewichte und Gewichte ꝛc. Hingegen wuͤrde die Frage in das Ungereimte fallen, wie groß z. E. die Summe von einem Cubicſchuhe Raum und einem Jahre Zeit ſey? Man kann auf Fragen von dieſer Art nicht anders, als nach der oben (§. 149.) erwaͤhnten Rechenkunſt antworten, dieſe Summe ſey ein Cubicfuß Raum und ein Jahr Zeit. Es beſteht naͤmlich dieſe Rechen- kunſt bloß im Numeriren. Ein Rodel oder Inuen- tarium von Hausgeraͤthe, liegenden Guͤtern, Capita- lien, Pfaͤndern ꝛc. giebt ein Beyſpiel davon. Man rechnet darinn nur die gleichartigen Stuͤcke wirklich arithmetiſch zuſammen, indeſſen fordert die Vollſtaͤn- digkeit des Inuentarii dennoch ein Abzaͤhlen aller Ti- tel und aller zu jedem Titel gehoͤrenden vorraͤthigen Stuͤcke. Die Stuͤcke ſeyn a, b, c, d ꝛc. ſo wird die Summe dennoch = a + b + c + d + ꝛc. koͤnnen ge- ſetzet werden, und der Unterſchied dieſer Zeichnung von der algebraiſchen (Semiot. §. 234.) beſteht nur darinn, daß a, b, c, d ꝛc. nicht einerley Maaßſtab haben, und ungleichartig ſind. Sie werden ſchlecht- hin nur vorgezaͤhlt oder zuſammengenommen. So fern man bey ſolchen Faͤllen die Ausdruͤcke, zaͤh- len, rechnen ꝛc. gebraucht, ſtellet man ſich die un- gleichartigen Dinge als Ganze, und in ſo fern als Einheiten vor. Sie laſſen ſich nicht durchaus, ſon- dern nur in gewiſſen Abſichten, auf einerley Maaßſtab bringen,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/68>, abgerufen am 22.11.2024.