Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.XIII. Hauptstück. Die Kraft. und Geschwindigkeit geben. Es hat Böhme inseiner Abhandlung de Quantitate Motiuorum das Gute mit der Masse, die Deutlichkeit oder Lebhaf- tigkeit der Vorstellung des Guten mit der Geschwin- digkeit, den daraus entstehenden Trieb mit der Grö- ße der Bewegung (quantitas motus) verglichen. Jn der That richtet sich auch der Trieb des Wollens, theils nach dem, ob man sich das Gute, als ein grö- ßeres Gut vorstellet, theils auch nach dem, ob die Vorstellung selbst lebhafter ist, und daher einen stär- kern Eindruck machet. Die Unentschlossenheit und das Verlegen seyn äußert sich gemeiniglich bey Vorstellungen, die einander entgegen sind, und eben dadurch, daß jede den Willen auf besondere Seiten lenket, denselben im Gleichgewichte und gleichsam in Oscillationen halten. Wird aber die eine dieser Vorstellungen durch das längere anhalten früher schwächer, oder kommen zu den andern noch neue hinzu, so wird auch der Wille auf eine Seite gelen- ket. Und auf diese Art kommt das, was man in der Mechanic die Zusammensetzung der Kräfte nen- net, bey den Kräften, die den Willen in Bewe- gung setzen, ebenfalls vor, und man kann diese, so gut, wie die von den Körpern, in lebendige und todte unterscheiden, wozu sich das tertium comparationis, und zugleich der Unterschied, der sich in dem Gebrauche von beyden Arten äußert, in dem §. 403. findet. Vierzehn-
XIII. Hauptſtuͤck. Die Kraft. und Geſchwindigkeit geben. Es hat Boͤhme inſeiner Abhandlung de Quantitate Motiuorum das Gute mit der Maſſe, die Deutlichkeit oder Lebhaf- tigkeit der Vorſtellung des Guten mit der Geſchwin- digkeit, den daraus entſtehenden Trieb mit der Groͤ- ße der Bewegung (quantitas motus) verglichen. Jn der That richtet ſich auch der Trieb des Wollens, theils nach dem, ob man ſich das Gute, als ein groͤ- ßeres Gut vorſtellet, theils auch nach dem, ob die Vorſtellung ſelbſt lebhafter iſt, und daher einen ſtaͤr- kern Eindruck machet. Die Unentſchloſſenheit und das Verlegen ſeyn aͤußert ſich gemeiniglich bey Vorſtellungen, die einander entgegen ſind, und eben dadurch, daß jede den Willen auf beſondere Seiten lenket, denſelben im Gleichgewichte und gleichſam in Oſcillationen halten. Wird aber die eine dieſer Vorſtellungen durch das laͤngere anhalten fruͤher ſchwaͤcher, oder kommen zu den andern noch neue hinzu, ſo wird auch der Wille auf eine Seite gelen- ket. Und auf dieſe Art kommt das, was man in der Mechanic die Zuſammenſetzung der Kraͤfte nen- net, bey den Kraͤften, die den Willen in Bewe- gung ſetzen, ebenfalls vor, und man kann dieſe, ſo gut, wie die von den Koͤrpern, in lebendige und todte unterſcheiden, wozu ſich das tertium comparationis, und zugleich der Unterſchied, der ſich in dem Gebrauche von beyden Arten aͤußert, in dem §. 403. findet. Vierzehn-
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XIII. Hauptſtuͤck. Die Kraft.
und Geſchwindigkeit geben. Es hat Boͤhme in
ſeiner Abhandlung de Quantitate Motiuorum das
Gute mit der Maſſe, die Deutlichkeit oder Lebhaf-
tigkeit der Vorſtellung des Guten mit der Geſchwin-
digkeit, den daraus entſtehenden Trieb mit der Groͤ-
ße der Bewegung (quantitas motus) verglichen. Jn
der That richtet ſich auch der Trieb des Wollens,
theils nach dem, ob man ſich das Gute, als ein groͤ-
ßeres Gut vorſtellet, theils auch nach dem, ob die
Vorſtellung ſelbſt lebhafter iſt, und daher einen ſtaͤr-
kern Eindruck machet. Die Unentſchloſſenheit
und das Verlegen ſeyn aͤußert ſich gemeiniglich bey
Vorſtellungen, die einander entgegen ſind, und eben
dadurch, daß jede den Willen auf beſondere Seiten
lenket, denſelben im Gleichgewichte und gleichſam in
Oſcillationen halten. Wird aber die eine dieſer
Vorſtellungen durch das laͤngere anhalten fruͤher
ſchwaͤcher, oder kommen zu den andern noch neue
hinzu, ſo wird auch der Wille auf eine Seite gelen-
ket. Und auf dieſe Art kommt das, was man in
der Mechanic die Zuſammenſetzung der Kraͤfte nen-
net, bey den Kraͤften, die den Willen in Bewe-
gung ſetzen, ebenfalls vor, und man kann dieſe,
ſo gut, wie die von den Koͤrpern, in lebendige
und todte unterſcheiden, wozu ſich das tertium
comparationis, und zugleich der Unterſchied, der
ſich in dem Gebrauche von beyden Arten aͤußert,
in dem §. 403. findet.
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