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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXIV. Hauptstück.
Durchsichtigkeit hat es eine ähnliche Bewandtniß.
Sie ist absolut, wenn alles Licht durchgeht, und die
Grade richten sich nach der Menge der durchgehenden
Stralen, die Grade der Undurchsichtigkeit aber nach
der Menge derer, die zurück geworfen oder zerstreuet
werden. Beyde Mengen aber machen immer die
ganze Summe der auffallenden Stralen aus, welche
in dieser Absicht als eine Einheit genommen wird.
Die Kürze wird der Länge so entgegengesetzt, daß
letztere zuweilen und mehrmalen absolute, erstere aber
nur vergleichungsweise genommen wird, und da be-
zieht sie sich entweder auf etwas längeres, oder auf
diejenige absolute Länge, welche zu einer Absicht er-
fordert würde, wie z. E. wenn man saget, die Kürze
der Zeit erlaube nicht, mehr zu thun, oder sie lasse
etwas nicht zu etc. Dabey kömmt schlechthin nur eine
Verhältniß vor.

§. 739.

Um nun wiederum zu dem §. 742. zurücke zu keh-
ren, so kömmt da, wo man die Dimensionen einer
Größe durch die Erfahrung aufsuchet, die Frage vor,
ob man sie alle habe? Das will nun sagen, ob man
alle diejenigen Bestimmungen und Umstände, mit
deren Veränderung sich auch die vorgegebene Größe
verändert, gefunden habe? Diese Frage läßt sich öf-
ters nicht so leicht erörtern, weil sich, wie wir bereits
vorhin (§. 720.) erwähnet haben, öfters erst mit der
Veränderung des Ortes und der Zeit, neue Verän-
derungen hervor thun, an die man nicht gedacht hat-
te, (§. 598.). Jndessen kann man es bey diesem
Nicht - wissen unter der Bedingung bewenden lassen,
daß man die gefundene Formel nicht weiter aus-
dehnet, als die Erfahrung geht, und indem man

diese

XXIV. Hauptſtuͤck.
Durchſichtigkeit hat es eine aͤhnliche Bewandtniß.
Sie iſt abſolut, wenn alles Licht durchgeht, und die
Grade richten ſich nach der Menge der durchgehenden
Stralen, die Grade der Undurchſichtigkeit aber nach
der Menge derer, die zuruͤck geworfen oder zerſtreuet
werden. Beyde Mengen aber machen immer die
ganze Summe der auffallenden Stralen aus, welche
in dieſer Abſicht als eine Einheit genommen wird.
Die Kuͤrze wird der Laͤnge ſo entgegengeſetzt, daß
letztere zuweilen und mehrmalen abſolute, erſtere aber
nur vergleichungsweiſe genommen wird, und da be-
zieht ſie ſich entweder auf etwas laͤngeres, oder auf
diejenige abſolute Laͤnge, welche zu einer Abſicht er-
fordert wuͤrde, wie z. E. wenn man ſaget, die Kuͤrze
der Zeit erlaube nicht, mehr zu thun, oder ſie laſſe
etwas nicht zu ꝛc. Dabey koͤmmt ſchlechthin nur eine
Verhaͤltniß vor.

§. 739.

Um nun wiederum zu dem §. 742. zuruͤcke zu keh-
ren, ſo koͤmmt da, wo man die Dimenſionen einer
Groͤße durch die Erfahrung aufſuchet, die Frage vor,
ob man ſie alle habe? Das will nun ſagen, ob man
alle diejenigen Beſtimmungen und Umſtaͤnde, mit
deren Veraͤnderung ſich auch die vorgegebene Groͤße
veraͤndert, gefunden habe? Dieſe Frage laͤßt ſich oͤf-
ters nicht ſo leicht eroͤrtern, weil ſich, wie wir bereits
vorhin (§. 720.) erwaͤhnet haben, oͤfters erſt mit der
Veraͤnderung des Ortes und der Zeit, neue Veraͤn-
derungen hervor thun, an die man nicht gedacht hat-
te, (§. 598.). Jndeſſen kann man es bey dieſem
Nicht - wiſſen unter der Bedingung bewenden laſſen,
daß man die gefundene Formel nicht weiter aus-
dehnet, als die Erfahrung geht, und indem man

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[360/0368] XXIV. Hauptſtuͤck. Durchſichtigkeit hat es eine aͤhnliche Bewandtniß. Sie iſt abſolut, wenn alles Licht durchgeht, und die Grade richten ſich nach der Menge der durchgehenden Stralen, die Grade der Undurchſichtigkeit aber nach der Menge derer, die zuruͤck geworfen oder zerſtreuet werden. Beyde Mengen aber machen immer die ganze Summe der auffallenden Stralen aus, welche in dieſer Abſicht als eine Einheit genommen wird. Die Kuͤrze wird der Laͤnge ſo entgegengeſetzt, daß letztere zuweilen und mehrmalen abſolute, erſtere aber nur vergleichungsweiſe genommen wird, und da be- zieht ſie ſich entweder auf etwas laͤngeres, oder auf diejenige abſolute Laͤnge, welche zu einer Abſicht er- fordert wuͤrde, wie z. E. wenn man ſaget, die Kuͤrze der Zeit erlaube nicht, mehr zu thun, oder ſie laſſe etwas nicht zu ꝛc. Dabey koͤmmt ſchlechthin nur eine Verhaͤltniß vor. §. 739. Um nun wiederum zu dem §. 742. zuruͤcke zu keh- ren, ſo koͤmmt da, wo man die Dimenſionen einer Groͤße durch die Erfahrung aufſuchet, die Frage vor, ob man ſie alle habe? Das will nun ſagen, ob man alle diejenigen Beſtimmungen und Umſtaͤnde, mit deren Veraͤnderung ſich auch die vorgegebene Groͤße veraͤndert, gefunden habe? Dieſe Frage laͤßt ſich oͤf- ters nicht ſo leicht eroͤrtern, weil ſich, wie wir bereits vorhin (§. 720.) erwaͤhnet haben, oͤfters erſt mit der Veraͤnderung des Ortes und der Zeit, neue Veraͤn- derungen hervor thun, an die man nicht gedacht hat- te, (§. 598.). Jndeſſen kann man es bey dieſem Nicht - wiſſen unter der Bedingung bewenden laſſen, daß man die gefundene Formel nicht weiter aus- dehnet, als die Erfahrung geht, und indem man dieſe

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/368>, abgerufen am 22.11.2024.