Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XXIV. Hauptstück.
bis Kepler uns die wahre und einfache Seite auf-
deckte, von welcher man die Theorie anfangen muß.
Nach dem sie aber gefunden war, so konnte man mit
großen Schritten weiter gehen, als man es vorhin
hätte denken dörfen. So viel ist daran gelegen, daß
man die Natur richtig und nach der einfachsten Ord-
nung befrage. Man kann überhaupt den Schluß ma-
chen, daß, wenn die angestellten Erfahrungen For-
meln von der Art angeben: x = aym + bym+n +
cym+2n + dym+3n
+ etc. man entweder nicht den einfach-
sten Fall vor sich habe, oder daß, wenn man ihn vor
sich hat, andere Abscissen und Ordinaten gesuchet wer-
den müssen, und daß die beobachteten Größen nur Fol-
gen von andern viel einfachern sind, so daß ungeachtet
man eigentlich jene gebraucht, die Theorie, wenn sie
anders in ihrer wahren Ordnung zu Stande kommen
solle, bey diesen anfangen muß. Um diese aber zu
finden, muß man, besonders wo die Erfahrung nur
Summen und Producte angiebt, sich zu den Differen-
tialgrößen wenden, um das Einfache da aufzusuchen,
(§. 596.).

§. 738.

Fragt man nun, wo die einfachen Functionen x2, x3,
und so auch die umgekehrten, , etc. vorkom-
men, so lassen sich aus der Natur derselben einige
Criteria herleiten. Einmal kommen x2, x3 vor, wo
von Flächen und körperlichen Räumen die Rede ist,
weil jene zwo, diese aber drey Dimensionen haben.
Denn so geschieht es sehr oft, daß man ähnliche Figu-
ren und Körper vergleicht, und z. E. den Jnhalt der
Cirkel, Cylinder, Kugeln etc. durch die Functionen des
Diameters ausdrücket. Sodann kann etwann xy der-

gestalt

XXIV. Hauptſtuͤck.
bis Kepler uns die wahre und einfache Seite auf-
deckte, von welcher man die Theorie anfangen muß.
Nach dem ſie aber gefunden war, ſo konnte man mit
großen Schritten weiter gehen, als man es vorhin
haͤtte denken doͤrfen. So viel iſt daran gelegen, daß
man die Natur richtig und nach der einfachſten Ord-
nung befrage. Man kann uͤberhaupt den Schluß ma-
chen, daß, wenn die angeſtellten Erfahrungen For-
meln von der Art angeben: x = aym + bym+n +
cym+2n + dym+3n
+ ꝛc. man entweder nicht den einfach-
ſten Fall vor ſich habe, oder daß, wenn man ihn vor
ſich hat, andere Abſciſſen und Ordinaten geſuchet wer-
den muͤſſen, und daß die beobachteten Groͤßen nur Fol-
gen von andern viel einfachern ſind, ſo daß ungeachtet
man eigentlich jene gebraucht, die Theorie, wenn ſie
anders in ihrer wahren Ordnung zu Stande kommen
ſolle, bey dieſen anfangen muß. Um dieſe aber zu
finden, muß man, beſonders wo die Erfahrung nur
Summen und Producte angiebt, ſich zu den Differen-
tialgroͤßen wenden, um das Einfache da aufzuſuchen,
(§. 596.).

§. 738.

Fragt man nun, wo die einfachen Functionen x2, x3,
und ſo auch die umgekehrten, , ꝛc. vorkom-
men, ſo laſſen ſich aus der Natur derſelben einige
Criteria herleiten. Einmal kommen x2, x3 vor, wo
von Flaͤchen und koͤrperlichen Raͤumen die Rede iſt,
weil jene zwo, dieſe aber drey Dimenſionen haben.
Denn ſo geſchieht es ſehr oft, daß man aͤhnliche Figu-
ren und Koͤrper vergleicht, und z. E. den Jnhalt der
Cirkel, Cylinder, Kugeln ꝛc. durch die Functionen des
Diameters ausdruͤcket. Sodann kann etwann xy der-

geſtalt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0366" n="358"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
bis <hi rendition="#fr">Kepler</hi> uns die wahre und einfache Seite auf-<lb/>
deckte, von welcher man die Theorie anfangen muß.<lb/>
Nach dem &#x017F;ie aber gefunden war, &#x017F;o konnte man mit<lb/>
großen Schritten weiter gehen, als man es vorhin<lb/>
ha&#x0364;tte denken do&#x0364;rfen. So viel i&#x017F;t daran gelegen, daß<lb/>
man die Natur richtig und nach der einfach&#x017F;ten Ord-<lb/>
nung befrage. Man kann u&#x0364;berhaupt den Schluß ma-<lb/>
chen, daß, wenn die ange&#x017F;tellten Erfahrungen For-<lb/>
meln von der Art angeben: <hi rendition="#aq">x = ay<hi rendition="#sup">m</hi> + by<hi rendition="#sup">m+n</hi> +<lb/>
cy<hi rendition="#sup">m+2n</hi> + dy<hi rendition="#sup">m+3n</hi></hi> + &#xA75B;c. man entweder nicht den einfach-<lb/>
&#x017F;ten Fall vor &#x017F;ich habe, oder daß, wenn man ihn vor<lb/>
&#x017F;ich hat, andere Ab&#x017F;ci&#x017F;&#x017F;en und Ordinaten ge&#x017F;uchet wer-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und daß die beobachteten Gro&#x0364;ßen nur Fol-<lb/>
gen von andern viel einfachern &#x017F;ind, &#x017F;o daß ungeachtet<lb/>
man eigentlich jene gebraucht, die Theorie, wenn &#x017F;ie<lb/>
anders in ihrer wahren Ordnung zu Stande kommen<lb/>
&#x017F;olle, bey die&#x017F;en anfangen muß. Um die&#x017F;e aber zu<lb/>
finden, muß man, be&#x017F;onders wo die Erfahrung nur<lb/>
Summen und Producte angiebt, &#x017F;ich zu den Differen-<lb/>
tialgro&#x0364;ßen wenden, um das Einfache da aufzu&#x017F;uchen,<lb/>
(§. 596.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 738.</head><lb/>
            <p>Fragt man nun, wo die einfachen Functionen <hi rendition="#aq">x<hi rendition="#sup">2</hi>, x<hi rendition="#sup">3</hi>,</hi><lb/>
und &#x017F;o auch die umgekehrten, <formula notation="TeX"> \frac {1} {x}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {1} {x^2}</formula> &#xA75B;c. vorkom-<lb/>
men, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich aus der Natur der&#x017F;elben einige<lb/><hi rendition="#aq">Criteria</hi> herleiten. Einmal kommen <hi rendition="#aq">x<hi rendition="#sup">2</hi>, x<hi rendition="#sup">3</hi></hi> vor, wo<lb/>
von Fla&#x0364;chen und ko&#x0364;rperlichen Ra&#x0364;umen die Rede i&#x017F;t,<lb/>
weil jene zwo, die&#x017F;e aber drey Dimen&#x017F;ionen haben.<lb/>
Denn &#x017F;o ge&#x017F;chieht es &#x017F;ehr oft, daß man a&#x0364;hnliche Figu-<lb/>
ren und Ko&#x0364;rper vergleicht, und z. E. den Jnhalt der<lb/>
Cirkel, Cylinder, Kugeln &#xA75B;c. durch die Functionen des<lb/>
Diameters ausdru&#x0364;cket. Sodann kann etwann <hi rendition="#aq">xy</hi> der-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;talt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0366] XXIV. Hauptſtuͤck. bis Kepler uns die wahre und einfache Seite auf- deckte, von welcher man die Theorie anfangen muß. Nach dem ſie aber gefunden war, ſo konnte man mit großen Schritten weiter gehen, als man es vorhin haͤtte denken doͤrfen. So viel iſt daran gelegen, daß man die Natur richtig und nach der einfachſten Ord- nung befrage. Man kann uͤberhaupt den Schluß ma- chen, daß, wenn die angeſtellten Erfahrungen For- meln von der Art angeben: x = aym + bym+n + cym+2n + dym+3n + ꝛc. man entweder nicht den einfach- ſten Fall vor ſich habe, oder daß, wenn man ihn vor ſich hat, andere Abſciſſen und Ordinaten geſuchet wer- den muͤſſen, und daß die beobachteten Groͤßen nur Fol- gen von andern viel einfachern ſind, ſo daß ungeachtet man eigentlich jene gebraucht, die Theorie, wenn ſie anders in ihrer wahren Ordnung zu Stande kommen ſolle, bey dieſen anfangen muß. Um dieſe aber zu finden, muß man, beſonders wo die Erfahrung nur Summen und Producte angiebt, ſich zu den Differen- tialgroͤßen wenden, um das Einfache da aufzuſuchen, (§. 596.). §. 738. Fragt man nun, wo die einfachen Functionen x2, x3, und ſo auch die umgekehrten, [FORMEL], [FORMEL] ꝛc. vorkom- men, ſo laſſen ſich aus der Natur derſelben einige Criteria herleiten. Einmal kommen x2, x3 vor, wo von Flaͤchen und koͤrperlichen Raͤumen die Rede iſt, weil jene zwo, dieſe aber drey Dimenſionen haben. Denn ſo geſchieht es ſehr oft, daß man aͤhnliche Figu- ren und Koͤrper vergleicht, und z. E. den Jnhalt der Cirkel, Cylinder, Kugeln ꝛc. durch die Functionen des Diameters ausdruͤcket. Sodann kann etwann xy der- geſtalt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/366
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/366>, abgerufen am 21.11.2024.