Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Substanzen und Accidenzen.
oder mehrerer Substanzen mit vorkömmt.
Denn wo dieses nicht wäre, so würde in dem Be-
griffe des Prädicates etwas vorkommen, welches in
dem Begriffe des Subjectes nicht wäre, und folglich
auch nicht von demselben bejaht werden könnte. Die-
ses stößt aber die Voraussetzung um, folglich muß
das Subject eine Substanz oder wenigstens ein Be-
griff seyn, in welchem der Begriff einer oder mehrerer
Substanzen vorkömmt.

§. 634.

Wenn die Art eine Substanz ist, so ist auch
die Gattung eine Substanz.
Denn, um aus den
Arten die Gattung zu finden, läßt man die eigenen
Merkmale der Arten allein weg, und behält die ge-
meinsamen. Da nun vermöge der Voraussetzung
die vorgegebene Art eine Substanz ist, so sind auch
ihre Nebenarten Substanzen, weil Accidenzen und
Substanz gar nicht oder höchstens nur auf eine ideale
und bloß symbolische Art in eine Classe gehören. Dem-
nach ist der Begriff Substanz den Arten gemeinsam,
und gehöret folglich mit in den Begriff der Gattung.

§. 635.

Auf diese Art geht es stufenweise höher, bis man
auf den Begriff der Substanz überhaupt kömmt,
welcher gleichsam eine Einheit ist, womit sich alle
Accidenzen multipliciren lassen. Wir merken dieses
deswegen an, weil etwann auch Sätze vorkommen,
in welchen das Prädicat ausdrücklich eine Substanz
ist, das Subject aber dem Namen nach ein Acci-
denz zu seyn scheint, folglich diese Einheit darunter
verstanden werden muß. Denn es lassen sich immer
die einer Substanz eigenen Accidenzen zu solchen Sub-
jecten machen.

§. 636.

Subſtanzen und Accidenzen.
oder mehrerer Subſtanzen mit vorkoͤmmt.
Denn wo dieſes nicht waͤre, ſo wuͤrde in dem Be-
griffe des Praͤdicates etwas vorkommen, welches in
dem Begriffe des Subjectes nicht waͤre, und folglich
auch nicht von demſelben bejaht werden koͤnnte. Die-
ſes ſtoͤßt aber die Vorausſetzung um, folglich muß
das Subject eine Subſtanz oder wenigſtens ein Be-
griff ſeyn, in welchem der Begriff einer oder mehrerer
Subſtanzen vorkoͤmmt.

§. 634.

Wenn die Art eine Subſtanz iſt, ſo iſt auch
die Gattung eine Subſtanz.
Denn, um aus den
Arten die Gattung zu finden, laͤßt man die eigenen
Merkmale der Arten allein weg, und behaͤlt die ge-
meinſamen. Da nun vermoͤge der Vorausſetzung
die vorgegebene Art eine Subſtanz iſt, ſo ſind auch
ihre Nebenarten Subſtanzen, weil Accidenzen und
Subſtanz gar nicht oder hoͤchſtens nur auf eine ideale
und bloß ſymboliſche Art in eine Claſſe gehoͤren. Dem-
nach iſt der Begriff Subſtanz den Arten gemeinſam,
und gehoͤret folglich mit in den Begriff der Gattung.

§. 635.

Auf dieſe Art geht es ſtufenweiſe hoͤher, bis man
auf den Begriff der Subſtanz uͤberhaupt koͤmmt,
welcher gleichſam eine Einheit iſt, womit ſich alle
Accidenzen multipliciren laſſen. Wir merken dieſes
deswegen an, weil etwann auch Saͤtze vorkommen,
in welchen das Praͤdicat ausdruͤcklich eine Subſtanz
iſt, das Subject aber dem Namen nach ein Acci-
denz zu ſeyn ſcheint, folglich dieſe Einheit darunter
verſtanden werden muß. Denn es laſſen ſich immer
die einer Subſtanz eigenen Accidenzen zu ſolchen Sub-
jecten machen.

§. 636.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0275" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sub&#x017F;tanzen und Accidenzen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">oder mehrerer Sub&#x017F;tanzen mit vorko&#x0364;mmt.</hi><lb/>
Denn wo die&#x017F;es nicht wa&#x0364;re, &#x017F;o wu&#x0364;rde in dem Be-<lb/>
griffe des Pra&#x0364;dicates etwas vorkommen, welches in<lb/>
dem Begriffe des Subjectes nicht wa&#x0364;re, und folglich<lb/>
auch nicht von dem&#x017F;elben bejaht werden ko&#x0364;nnte. Die-<lb/>
&#x017F;es &#x017F;to&#x0364;ßt aber die Voraus&#x017F;etzung um, folglich muß<lb/>
das Subject eine Sub&#x017F;tanz oder wenig&#x017F;tens ein Be-<lb/>
griff &#x017F;eyn, in welchem der Begriff einer oder mehrerer<lb/>
Sub&#x017F;tanzen vorko&#x0364;mmt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 634.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wenn die Art eine Sub&#x017F;tanz i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t auch<lb/>
die Gattung eine Sub&#x017F;tanz.</hi> Denn, um aus den<lb/>
Arten die Gattung zu finden, la&#x0364;ßt man die eigenen<lb/>
Merkmale der Arten allein weg, und beha&#x0364;lt die ge-<lb/>
mein&#x017F;amen. Da nun vermo&#x0364;ge der Voraus&#x017F;etzung<lb/>
die vorgegebene Art eine Sub&#x017F;tanz i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ind auch<lb/>
ihre Nebenarten Sub&#x017F;tanzen, weil Accidenzen und<lb/>
Sub&#x017F;tanz gar nicht oder ho&#x0364;ch&#x017F;tens nur auf eine ideale<lb/>
und bloß &#x017F;ymboli&#x017F;che Art in eine Cla&#x017F;&#x017F;e geho&#x0364;ren. Dem-<lb/>
nach i&#x017F;t der Begriff Sub&#x017F;tanz den Arten gemein&#x017F;am,<lb/>
und geho&#x0364;ret folglich mit in den Begriff der Gattung.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 635.</head><lb/>
            <p>Auf die&#x017F;e Art geht es &#x017F;tufenwei&#x017F;e ho&#x0364;her, bis man<lb/>
auf den Begriff der <hi rendition="#fr">Sub&#x017F;tanz</hi> u&#x0364;berhaupt ko&#x0364;mmt,<lb/>
welcher gleich&#x017F;am eine <hi rendition="#fr">Einheit</hi> i&#x017F;t, womit &#x017F;ich alle<lb/>
Accidenzen multipliciren la&#x017F;&#x017F;en. Wir merken die&#x017F;es<lb/>
deswegen an, weil etwann auch Sa&#x0364;tze vorkommen,<lb/>
in welchen das Pra&#x0364;dicat ausdru&#x0364;cklich eine Sub&#x017F;tanz<lb/>
i&#x017F;t, das Subject aber dem Namen nach ein Acci-<lb/>
denz zu &#x017F;eyn &#x017F;cheint, folglich die&#x017F;e Einheit darunter<lb/>
ver&#x017F;tanden werden muß. Denn es la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich immer<lb/>
die einer Sub&#x017F;tanz eigenen Accidenzen zu &#x017F;olchen Sub-<lb/>
jecten machen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 636.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0275] Subſtanzen und Accidenzen. oder mehrerer Subſtanzen mit vorkoͤmmt. Denn wo dieſes nicht waͤre, ſo wuͤrde in dem Be- griffe des Praͤdicates etwas vorkommen, welches in dem Begriffe des Subjectes nicht waͤre, und folglich auch nicht von demſelben bejaht werden koͤnnte. Die- ſes ſtoͤßt aber die Vorausſetzung um, folglich muß das Subject eine Subſtanz oder wenigſtens ein Be- griff ſeyn, in welchem der Begriff einer oder mehrerer Subſtanzen vorkoͤmmt. §. 634. Wenn die Art eine Subſtanz iſt, ſo iſt auch die Gattung eine Subſtanz. Denn, um aus den Arten die Gattung zu finden, laͤßt man die eigenen Merkmale der Arten allein weg, und behaͤlt die ge- meinſamen. Da nun vermoͤge der Vorausſetzung die vorgegebene Art eine Subſtanz iſt, ſo ſind auch ihre Nebenarten Subſtanzen, weil Accidenzen und Subſtanz gar nicht oder hoͤchſtens nur auf eine ideale und bloß ſymboliſche Art in eine Claſſe gehoͤren. Dem- nach iſt der Begriff Subſtanz den Arten gemeinſam, und gehoͤret folglich mit in den Begriff der Gattung. §. 635. Auf dieſe Art geht es ſtufenweiſe hoͤher, bis man auf den Begriff der Subſtanz uͤberhaupt koͤmmt, welcher gleichſam eine Einheit iſt, womit ſich alle Accidenzen multipliciren laſſen. Wir merken dieſes deswegen an, weil etwann auch Saͤtze vorkommen, in welchen das Praͤdicat ausdruͤcklich eine Subſtanz iſt, das Subject aber dem Namen nach ein Acci- denz zu ſeyn ſcheint, folglich dieſe Einheit darunter verſtanden werden muß. Denn es laſſen ſich immer die einer Subſtanz eigenen Accidenzen zu ſolchen Sub- jecten machen. §. 636.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/275
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/275>, abgerufen am 21.11.2024.