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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XX. Hauptstück.
was uns der an sich einfache Begriff des Soliden an-
giebt. Ferner setzen wir dasselbe dergestalt theilbar,
daß so weit man es getheilet oder wirklich getrennet
ansehen will, es noch ferner in kleinere Theile getheilet
oder getrennet werden könne. Und aus dieser unend-
lichen Theilbarkeit, haben wir oben hergeleitet, daß
das Solide, ungeachtet es in seinen kleinsten Theil-
chen eine absolute Continuität hat, an sich weder hart
noch elastisch seyn könne, weil beydes der Theilbar-
keit im Wege stehen würde. Die Härtigkeit, die
die kleinsten Theilchen haben müßten, wäre so, daß
sie auch durch eine unendliche Kraft nicht ferner ge-
trennet, und weder ganz noch theilsweise vernichtet
werden könnten, (§. 207. 536.). Die Elasticität
würde, wenn sie in dem Soliden selbst wäre, von
dieser Härtigkeit herrühren. Da aber dieses nicht
ist, so läßt sie sich ohne Kräfte, die zurück wirken, und
die geänderte Figur wider herstellen, nicht gedenken,
(§. 393. 539.). Dadurch aber läßt sich die Kraft
nicht als eine bloße Eigenschaft des Soliden ansehen,
sondern sie muß eine von dem Soliden verschiedene
Substanz seyn.

§. 622.

Wir haben nun schon oben (§. 545.) angemerket,
daß es uns, überhaupt betrachtet, schwer falle, Sub-
stanzen anzunehmen, die nicht solid sind, und den-
noch in dem Soliden Veränderungen verursachen, das-
selbe in Bewegung setzen, seine Theile in Verbin-
dung erhalten, die das Solide durchdringen, und
hinwiederum von dem Soliden durchdrungen werden,
die folglich mit dem Soliden, seiner absoluten Con-
tinuität unerachtet in gleichem Raume oder an glei-
chem Orte sind etc. Jndessen da man bey genauerer

Betrach-

XX. Hauptſtuͤck.
was uns der an ſich einfache Begriff des Soliden an-
giebt. Ferner ſetzen wir daſſelbe dergeſtalt theilbar,
daß ſo weit man es getheilet oder wirklich getrennet
anſehen will, es noch ferner in kleinere Theile getheilet
oder getrennet werden koͤnne. Und aus dieſer unend-
lichen Theilbarkeit, haben wir oben hergeleitet, daß
das Solide, ungeachtet es in ſeinen kleinſten Theil-
chen eine abſolute Continuitaͤt hat, an ſich weder hart
noch elaſtiſch ſeyn koͤnne, weil beydes der Theilbar-
keit im Wege ſtehen wuͤrde. Die Haͤrtigkeit, die
die kleinſten Theilchen haben muͤßten, waͤre ſo, daß
ſie auch durch eine unendliche Kraft nicht ferner ge-
trennet, und weder ganz noch theilsweiſe vernichtet
werden koͤnnten, (§. 207. 536.). Die Elaſticitaͤt
wuͤrde, wenn ſie in dem Soliden ſelbſt waͤre, von
dieſer Haͤrtigkeit herruͤhren. Da aber dieſes nicht
iſt, ſo laͤßt ſie ſich ohne Kraͤfte, die zuruͤck wirken, und
die geaͤnderte Figur wider herſtellen, nicht gedenken,
(§. 393. 539.). Dadurch aber laͤßt ſich die Kraft
nicht als eine bloße Eigenſchaft des Soliden anſehen,
ſondern ſie muß eine von dem Soliden verſchiedene
Subſtanz ſeyn.

§. 622.

Wir haben nun ſchon oben (§. 545.) angemerket,
daß es uns, uͤberhaupt betrachtet, ſchwer falle, Sub-
ſtanzen anzunehmen, die nicht ſolid ſind, und den-
noch in dem Soliden Veraͤnderungen verurſachen, daſ-
ſelbe in Bewegung ſetzen, ſeine Theile in Verbin-
dung erhalten, die das Solide durchdringen, und
hinwiederum von dem Soliden durchdrungen werden,
die folglich mit dem Soliden, ſeiner abſoluten Con-
tinuitaͤt unerachtet in gleichem Raume oder an glei-
chem Orte ſind ꝛc. Jndeſſen da man bey genauerer

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[258/0266] XX. Hauptſtuͤck. was uns der an ſich einfache Begriff des Soliden an- giebt. Ferner ſetzen wir daſſelbe dergeſtalt theilbar, daß ſo weit man es getheilet oder wirklich getrennet anſehen will, es noch ferner in kleinere Theile getheilet oder getrennet werden koͤnne. Und aus dieſer unend- lichen Theilbarkeit, haben wir oben hergeleitet, daß das Solide, ungeachtet es in ſeinen kleinſten Theil- chen eine abſolute Continuitaͤt hat, an ſich weder hart noch elaſtiſch ſeyn koͤnne, weil beydes der Theilbar- keit im Wege ſtehen wuͤrde. Die Haͤrtigkeit, die die kleinſten Theilchen haben muͤßten, waͤre ſo, daß ſie auch durch eine unendliche Kraft nicht ferner ge- trennet, und weder ganz noch theilsweiſe vernichtet werden koͤnnten, (§. 207. 536.). Die Elaſticitaͤt wuͤrde, wenn ſie in dem Soliden ſelbſt waͤre, von dieſer Haͤrtigkeit herruͤhren. Da aber dieſes nicht iſt, ſo laͤßt ſie ſich ohne Kraͤfte, die zuruͤck wirken, und die geaͤnderte Figur wider herſtellen, nicht gedenken, (§. 393. 539.). Dadurch aber laͤßt ſich die Kraft nicht als eine bloße Eigenſchaft des Soliden anſehen, ſondern ſie muß eine von dem Soliden verſchiedene Subſtanz ſeyn. §. 622. Wir haben nun ſchon oben (§. 545.) angemerket, daß es uns, uͤberhaupt betrachtet, ſchwer falle, Sub- ſtanzen anzunehmen, die nicht ſolid ſind, und den- noch in dem Soliden Veraͤnderungen verurſachen, daſ- ſelbe in Bewegung ſetzen, ſeine Theile in Verbin- dung erhalten, die das Solide durchdringen, und hinwiederum von dem Soliden durchdrungen werden, die folglich mit dem Soliden, ſeiner abſoluten Con- tinuitaͤt unerachtet in gleichem Raume oder an glei- chem Orte ſind ꝛc. Jndeſſen da man bey genauerer Betrach-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/266>, abgerufen am 23.11.2024.