daß man bald Gott, bald den Weltbau, als eine, und zwar als die einige Substanz angesehen, bald aber auch die Substanzen nur in den einfachen Din- gen aufgesuchet, die Körper aber, als bloße Phaeno- mena substantiata betrachtet hat, die gleichsam nur dem Scheine nach Substanzen sind; und dabey ver- fiel man auf Schwierigkeiten, ob man den Raum, die Zeit, die Kräfte etc. als besondere Substanzen, oder als Accidenzen ansehen soll etc. Die Sache läßt sich überhaupt so vorstellen.
§. 614.
Man hat bey der Betrachtung der Dinge ange- merket, daß ihrer Veränderungen unerachtet, etwas fortdauerndes dabey sey und zum Grunde liege, in welchem eigentlich die Veränderungen vorgehen. So- dann bemerkte man auch, daß es Eigenschaften und Modificationen giebt, die, wo sie vorkommen, im- mer in etwas anderm sind. So z. E. die Größe an sich betrachtet, existirt nirgends, hingegen existiren unzählige Dinge, die eine Größe haben. Dadurch verfiel man allerdings und sehr leicht auf den Unter- schied, den man zwischen Dingen, die für sich exi- stiren, und zwischen dem, was nur in anderm exi- stirt, zu machen hatte. Erstere nennete man Sub- stanzen, letztere aber Accidenzen.
§. 615.
Diese Wörter können nun in Absicht auf verschie- denen Gebrauch verhältnißweise genommen werden, weil es gar wohl möglich ist, daß ein Accidenz a nicht unmittelbar in der Substanz S, sondern ver- mittelst eines andern Accidens A in derselben ist, welches derselben unmittelbarer anhängt. Denn so
ist
XX. Hauptſtuͤck.
daß man bald Gott, bald den Weltbau, als eine, und zwar als die einige Subſtanz angeſehen, bald aber auch die Subſtanzen nur in den einfachen Din- gen aufgeſuchet, die Koͤrper aber, als bloße Phaeno- mena ſubſtantiata betrachtet hat, die gleichſam nur dem Scheine nach Subſtanzen ſind; und dabey ver- fiel man auf Schwierigkeiten, ob man den Raum, die Zeit, die Kraͤfte ꝛc. als beſondere Subſtanzen, oder als Accidenzen anſehen ſoll ꝛc. Die Sache laͤßt ſich uͤberhaupt ſo vorſtellen.
§. 614.
Man hat bey der Betrachtung der Dinge ange- merket, daß ihrer Veraͤnderungen unerachtet, etwas fortdauerndes dabey ſey und zum Grunde liege, in welchem eigentlich die Veraͤnderungen vorgehen. So- dann bemerkte man auch, daß es Eigenſchaften und Modificationen giebt, die, wo ſie vorkommen, im- mer in etwas anderm ſind. So z. E. die Groͤße an ſich betrachtet, exiſtirt nirgends, hingegen exiſtiren unzaͤhlige Dinge, die eine Groͤße haben. Dadurch verfiel man allerdings und ſehr leicht auf den Unter- ſchied, den man zwiſchen Dingen, die fuͤr ſich exi- ſtiren, und zwiſchen dem, was nur in anderm exi- ſtirt, zu machen hatte. Erſtere nennete man Sub- ſtanzen, letztere aber Accidenzen.
§. 615.
Dieſe Woͤrter koͤnnen nun in Abſicht auf verſchie- denen Gebrauch verhaͤltnißweiſe genommen werden, weil es gar wohl moͤglich iſt, daß ein Accidenz a nicht unmittelbar in der Subſtanz S, ſondern ver- mittelſt eines andern Accidens A in derſelben iſt, welches derſelben unmittelbarer anhaͤngt. Denn ſo
iſt
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XX. Hauptſtuͤck.
daß man bald Gott, bald den Weltbau, als eine,
und zwar als die einige Subſtanz angeſehen, bald
aber auch die Subſtanzen nur in den einfachen Din-
gen aufgeſuchet, die Koͤrper aber, als bloße Phaeno-
mena ſubſtantiata betrachtet hat, die gleichſam nur
dem Scheine nach Subſtanzen ſind; und dabey ver-
fiel man auf Schwierigkeiten, ob man den Raum,
die Zeit, die Kraͤfte ꝛc. als beſondere Subſtanzen,
oder als Accidenzen anſehen ſoll ꝛc. Die Sache laͤßt
ſich uͤberhaupt ſo vorſtellen.
§. 614.
Man hat bey der Betrachtung der Dinge ange-
merket, daß ihrer Veraͤnderungen unerachtet, etwas
fortdauerndes dabey ſey und zum Grunde liege, in
welchem eigentlich die Veraͤnderungen vorgehen. So-
dann bemerkte man auch, daß es Eigenſchaften und
Modificationen giebt, die, wo ſie vorkommen, im-
mer in etwas anderm ſind. So z. E. die Groͤße an
ſich betrachtet, exiſtirt nirgends, hingegen exiſtiren
unzaͤhlige Dinge, die eine Groͤße haben. Dadurch
verfiel man allerdings und ſehr leicht auf den Unter-
ſchied, den man zwiſchen Dingen, die fuͤr ſich exi-
ſtiren, und zwiſchen dem, was nur in anderm exi-
ſtirt, zu machen hatte. Erſtere nennete man Sub-
ſtanzen, letztere aber Accidenzen.
§. 615.
Dieſe Woͤrter koͤnnen nun in Abſicht auf verſchie-
denen Gebrauch verhaͤltnißweiſe genommen werden,
weil es gar wohl moͤglich iſt, daß ein Accidenz a
nicht unmittelbar in der Subſtanz S, ſondern ver-
mittelſt eines andern Accidens A in derſelben iſt,
welches derſelben unmittelbarer anhaͤngt. Denn ſo
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/262>, abgerufen am 23.11.2024.
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