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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XVI. Hauptstück.
ist, weil darinn alle bewegte Körper einander ähn-
lich
sind. Hingegen daß ein Körper nach jeder Rich-
tung und mit jeder Geschwindigkeit in Bewegung
gesetzet werden könne, ist eine Allgemeinheit von der
andern Art, oder eine uneingeschränkte Möglich-
keit.
Die erstere Art von Allgemeinheit geht auf
das Subject, so daß man saget: Alle A sind B.
Die andere aber auf das Prädicat, so daß man saget:
A kann, nach jeden Modificationen des B, B
seyn. Die Aehnlichkeit der Dinge ist an sich schlecht-
hin ideal (§. 372. 164. 425.), und in so fern ist sie
nicht der Grund von der Möglichkeit der Dinge, son-
dern diese hat ihre eigene Gründe, und fängt, wo
sie uneingeschränkt seyn soll, bey dem einfachen an,
(Alethiol. §. 239. 246. 250.). Thut man dieses in
dem wissenschaftlichen Vortrage, so wird man einen
Anfang haben, und die zusammengesetzten Be-
griffe werden darinn,
wie in dem Reiche der
Wahrheit (Alethiol. §. 241.), als Prädicate vor-
kommen, ehe sie als Subjecte vorkommen.

So aber verfuhr man in der Metaphysic nicht, son-
dern man nahm den Begriff eines Dinges gleich an-
fangs als Subject vor, welcher, wie wir vorhin ge-
sehen haben (§. 521. 522.), so sehr zusammengesetzet
ist, daß man des Analysirens kaum ein Ende findet.
Und allem Ansehen nach findet man gar keines, wenn
man alle Fundamenta diuisionis aufsuchen soll, (§. 520.
184. 247.). Die Eintheilungen der Dinge in Arten
und Gattungen ist gleichsam eine bloß locale Ord-
nung (§. 338.), dahingegen die gesetzliche bey den ein-
fachen und unbedingten Möglichkeiten anfängt, und
eben dadurch einen ganz andern Weg geht. Es ist
daher gar wohl möglich, daß, da man bey der letztern
anfangen und Schritt für Schritt fortgehen kann,

bey

XVI. Hauptſtuͤck.
iſt, weil darinn alle bewegte Koͤrper einander aͤhn-
lich
ſind. Hingegen daß ein Koͤrper nach jeder Rich-
tung und mit jeder Geſchwindigkeit in Bewegung
geſetzet werden koͤnne, iſt eine Allgemeinheit von der
andern Art, oder eine uneingeſchraͤnkte Moͤglich-
keit.
Die erſtere Art von Allgemeinheit geht auf
das Subject, ſo daß man ſaget: Alle A ſind B.
Die andere aber auf das Praͤdicat, ſo daß man ſaget:
A kann, nach jeden Modificationen des B, B
ſeyn. Die Aehnlichkeit der Dinge iſt an ſich ſchlecht-
hin ideal (§. 372. 164. 425.), und in ſo fern iſt ſie
nicht der Grund von der Moͤglichkeit der Dinge, ſon-
dern dieſe hat ihre eigene Gruͤnde, und faͤngt, wo
ſie uneingeſchraͤnkt ſeyn ſoll, bey dem einfachen an,
(Alethiol. §. 239. 246. 250.). Thut man dieſes in
dem wiſſenſchaftlichen Vortrage, ſo wird man einen
Anfang haben, und die zuſammengeſetzten Be-
griffe werden darinn,
wie in dem Reiche der
Wahrheit (Alethiol. §. 241.), als Praͤdicate vor-
kommen, ehe ſie als Subjecte vorkommen.

So aber verfuhr man in der Metaphyſic nicht, ſon-
dern man nahm den Begriff eines Dinges gleich an-
fangs als Subject vor, welcher, wie wir vorhin ge-
ſehen haben (§. 521. 522.), ſo ſehr zuſammengeſetzet
iſt, daß man des Analyſirens kaum ein Ende findet.
Und allem Anſehen nach findet man gar keines, wenn
man alle Fundamenta diuiſionis aufſuchen ſoll, (§. 520.
184. 247.). Die Eintheilungen der Dinge in Arten
und Gattungen iſt gleichſam eine bloß locale Ord-
nung (§. 338.), dahingegen die geſetzliche bey den ein-
fachen und unbedingten Moͤglichkeiten anfaͤngt, und
eben dadurch einen ganz andern Weg geht. Es iſt
daher gar wohl moͤglich, daß, da man bey der letztern
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[142/0150] XVI. Hauptſtuͤck. iſt, weil darinn alle bewegte Koͤrper einander aͤhn- lich ſind. Hingegen daß ein Koͤrper nach jeder Rich- tung und mit jeder Geſchwindigkeit in Bewegung geſetzet werden koͤnne, iſt eine Allgemeinheit von der andern Art, oder eine uneingeſchraͤnkte Moͤglich- keit. Die erſtere Art von Allgemeinheit geht auf das Subject, ſo daß man ſaget: Alle A ſind B. Die andere aber auf das Praͤdicat, ſo daß man ſaget: A kann, nach jeden Modificationen des B, B ſeyn. Die Aehnlichkeit der Dinge iſt an ſich ſchlecht- hin ideal (§. 372. 164. 425.), und in ſo fern iſt ſie nicht der Grund von der Moͤglichkeit der Dinge, ſon- dern dieſe hat ihre eigene Gruͤnde, und faͤngt, wo ſie uneingeſchraͤnkt ſeyn ſoll, bey dem einfachen an, (Alethiol. §. 239. 246. 250.). Thut man dieſes in dem wiſſenſchaftlichen Vortrage, ſo wird man einen Anfang haben, und die zuſammengeſetzten Be- griffe werden darinn, wie in dem Reiche der Wahrheit (Alethiol. §. 241.), als Praͤdicate vor- kommen, ehe ſie als Subjecte vorkommen. So aber verfuhr man in der Metaphyſic nicht, ſon- dern man nahm den Begriff eines Dinges gleich an- fangs als Subject vor, welcher, wie wir vorhin ge- ſehen haben (§. 521. 522.), ſo ſehr zuſammengeſetzet iſt, daß man des Analyſirens kaum ein Ende findet. Und allem Anſehen nach findet man gar keines, wenn man alle Fundamenta diuiſionis aufſuchen ſoll, (§. 520. 184. 247.). Die Eintheilungen der Dinge in Arten und Gattungen iſt gleichſam eine bloß locale Ord- nung (§. 338.), dahingegen die geſetzliche bey den ein- fachen und unbedingten Moͤglichkeiten anfaͤngt, und eben dadurch einen ganz andern Weg geht. Es iſt daher gar wohl moͤglich, daß, da man bey der letztern anfangen und Schritt fuͤr Schritt fortgehen kann, bey

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/150>, abgerufen am 23.11.2024.