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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Etwas seyn und das Nichts seyn.
im Reiche der Wahrheit, auf welches wir hier
eigentlich sehen, hat es dieselbe, (§. 260.). Die
Wahrheit dieses Satzes gründet sich eigentlich
schlechthin auf die Natur des Termini infiniti,
und giebt sie noch näher zu erkennen. Sodann
nehmen wir hier die Indiuidua, wie sie im Reiche
der Wahrheiten, real und durchaus bestimmt
vorkommen, und weil sie nicht bloß ideal sind,
wie die allgemeinen Begriffe, noch bloß symbo-
lisch, wie eben diese Begriffe und nebst denselben
alles Ungereimte, (§. 231. 249. 164. 259. 260.).
6°. Was nicht A ist, ist Nicht - A. Man
setze, es sey nicht Nicht - A, so ist es A,
(N°. 5.). Dieses stößt aber die Voraussetzung
um. Folglich etc. Oder: Was nicht A ist,
hat solche Bestimmungen, welche die Bestim-
mung A ferner nicht mehr zulassen. Denn hätte
es solche Bestimmungen nicht, so würde es A
seyn können, und im Reiche der Wahrheiten
wirklich A seyn; welches aber, als der Voraus-
setzung zuwider, nicht angeht. Demnach ist es
Nicht - A, (§. 257.).
7°. Was A ist, ist nicht Nicht - A. Man setze,
es sey Nicht - A, so ist es A und nicht - A
zugleich, folglich nichts, (N°. 1.). Da nun
dieses der Bedingung zuwider ist, so kann es
nicht nicht - A seyn. Oder: Man setze, es
sey nicht - A. Demnach hat es solche Prä-
dicate, wodurch A schlechthin ausgeschlossen ist,
und folglich könnte es nicht A seyn, (§. 257.).
Dieses stößt aber die Bedingung um, daß es A
sey. Demnach etc.
8°. Was Nicht - A ist, ist nicht A. Denn
wenn es A wäre, so könnte es nicht Nicht - A
seyn
Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn.
im Reiche der Wahrheit, auf welches wir hier
eigentlich ſehen, hat es dieſelbe, (§. 260.). Die
Wahrheit dieſes Satzes gruͤndet ſich eigentlich
ſchlechthin auf die Natur des Termini infiniti,
und giebt ſie noch naͤher zu erkennen. Sodann
nehmen wir hier die Indiuidua, wie ſie im Reiche
der Wahrheiten, real und durchaus beſtimmt
vorkommen, und weil ſie nicht bloß ideal ſind,
wie die allgemeinen Begriffe, noch bloß ſymbo-
liſch, wie eben dieſe Begriffe und nebſt denſelben
alles Ungereimte, (§. 231. 249. 164. 259. 260.).
6°. Was nicht A iſt, iſt NichtA. Man
ſetze, es ſey nicht NichtA, ſo iſt es A,
(N°. 5.). Dieſes ſtoͤßt aber die Vorausſetzung
um. Folglich ꝛc. Oder: Was nicht A iſt,
hat ſolche Beſtimmungen, welche die Beſtim-
mung A ferner nicht mehr zulaſſen. Denn haͤtte
es ſolche Beſtimmungen nicht, ſo wuͤrde es A
ſeyn koͤnnen, und im Reiche der Wahrheiten
wirklich A ſeyn; welches aber, als der Voraus-
ſetzung zuwider, nicht angeht. Demnach iſt es
Nicht ‒ A, (§. 257.).
7°. Was A iſt, iſt nicht NichtA. Man ſetze,
es ſey NichtA, ſo iſt es A und nichtA
zugleich, folglich nichts, (N°. 1.). Da nun
dieſes der Bedingung zuwider iſt, ſo kann es
nicht nichtA ſeyn. Oder: Man ſetze, es
ſey nichtA. Demnach hat es ſolche Praͤ-
dicate, wodurch A ſchlechthin ausgeſchloſſen iſt,
und folglich koͤnnte es nicht A ſeyn, (§. 257.).
Dieſes ſtoͤßt aber die Bedingung um, daß es A
ſey. Demnach ꝛc.
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wenn es A waͤre, ſo koͤnnte es nicht NichtA
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[235/0271] Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn. im Reiche der Wahrheit, auf welches wir hier eigentlich ſehen, hat es dieſelbe, (§. 260.). Die Wahrheit dieſes Satzes gruͤndet ſich eigentlich ſchlechthin auf die Natur des Termini infiniti, und giebt ſie noch naͤher zu erkennen. Sodann nehmen wir hier die Indiuidua, wie ſie im Reiche der Wahrheiten, real und durchaus beſtimmt vorkommen, und weil ſie nicht bloß ideal ſind, wie die allgemeinen Begriffe, noch bloß ſymbo- liſch, wie eben dieſe Begriffe und nebſt denſelben alles Ungereimte, (§. 231. 249. 164. 259. 260.). 6°. Was nicht A iſt, iſt Nicht ‒ A. Man ſetze, es ſey nicht Nicht ‒ A, ſo iſt es A, (N°. 5.). Dieſes ſtoͤßt aber die Vorausſetzung um. Folglich ꝛc. Oder: Was nicht A iſt, hat ſolche Beſtimmungen, welche die Beſtim- mung A ferner nicht mehr zulaſſen. Denn haͤtte es ſolche Beſtimmungen nicht, ſo wuͤrde es A ſeyn koͤnnen, und im Reiche der Wahrheiten wirklich A ſeyn; welches aber, als der Voraus- ſetzung zuwider, nicht angeht. Demnach iſt es Nicht ‒ A, (§. 257.). 7°. Was A iſt, iſt nicht Nicht ‒ A. Man ſetze, es ſey Nicht ‒ A, ſo iſt es A und nicht ‒ A zugleich, folglich nichts, (N°. 1.). Da nun dieſes der Bedingung zuwider iſt, ſo kann es nicht nicht ‒ A ſeyn. Oder: Man ſetze, es ſey nicht ‒ A. Demnach hat es ſolche Praͤ- dicate, wodurch A ſchlechthin ausgeſchloſſen iſt, und folglich koͤnnte es nicht A ſeyn, (§. 257.). Dieſes ſtoͤßt aber die Bedingung um, daß es A ſey. Demnach ꝛc. 8°. Was Nicht ‒ A iſt, iſt nicht A. Denn wenn es A waͤre, ſo koͤnnte es nicht Nicht ‒ A ſeyn

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/271>, abgerufen am 22.11.2024.