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Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

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Die Hunen wellent woenen, deich ane frunde si.
Ob ich ein ritter woere, ich köm' in etwenne bi.

Der König Etzel klagt laut (Kl. 681):
Als ob man hort' ein wisenthorn,
Dem edeln fursten wolgeborn
Du stimme uz sime munde
Erdoz in der stunde,
Do er so sere klagete,
Daz davon erwagete
Beidu turne und palas.

Ganz dasselbe sagen die Nibelungen von Dietrich (Z.
8025):
Mit kraft begonde rufen der degen uzerkorn,
Daz sin stimme erlute, alsam ein wisenteshorn,
Und daz du burc vil wite von siner kraft erdoz.

Ferner von dem Fiedler in der Klage (Z. 1555):
Durch daz er videln kunde,
Daz volk in z' aller stunde
Hiez niwan einen spileman.

Dies ist die Stelle in den Nibelungen, die wir oben als
eingeschoben bezeichneten 32) (Z. 5924):
Durch daz er videln konde, was er der spilman ge-
nant.

So stimmen wieder beide Gedichte in einem Umstande bis
auf den Ausdruck zusammen, (Kl. 1812):
Daz blut allenthalben volz
Durch du rigelloch hernider.

(Nib. 8406):
Daz blut allenthalben durch du löcher vloz,
Und da zen rigelsteinen, von den toten man.

Die Hu̓nen wellent wœnen, deich ane fru̓nde ſi.
Ob ich ein ritter wœre, ich köm’ in etwenne bi.

Der König Etzel klagt laut (Kl. 681):
Als ob man hort’ ein wiſenthorn,
Dem edeln fu̓rſten wolgeborn
Du̓ ſtimme uz ſime munde
Erdoz in der ſtunde,
Do er ſo ſere klagete,
Daz davon erwagete
Beidu̓ tu̓rne und palas.

Ganz daſſelbe ſagen die Nibelungen von Dietrich (Z.
8025):
Mit kraft begonde růfen der degen uzerkorn,
Daz ſin ſtimme erlute, alſam ein wiſenteshorn,
Und daz du̓ burc vil wite von ſiner kraft erdoz.

Ferner von dem Fiedler in der Klage (Z. 1555):
Durch daz er videln kunde,
Daz volk in z’ aller ſtunde
Hiez niwan einen ſpileman.

Dies iſt die Stelle in den Nibelungen, die wir oben als
eingeſchoben bezeichneten 32) (Z. 5924):
Durch daz er videln konde, was er der ſpilman ge-
nant.

So ſtimmen wieder beide Gedichte in einem Umſtande bis
auf den Ausdruck zuſammen, (Kl. 1812):
Daz blůt allenthalben volz
Durch du̓ rigelloch hernider.

(Nib. 8406):
Daz blůt allenthalben durch du̓ löcher vloz,
Und da zen rigelſteinen, von den toten man.

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[40/0048] Die Hu̓nen wellent wœnen, deich ane fru̓nde ſi. Ob ich ein ritter wœre, ich köm’ in etwenne bi. Der König Etzel klagt laut (Kl. 681): Als ob man hort’ ein wiſenthorn, Dem edeln fu̓rſten wolgeborn Du̓ ſtimme uz ſime munde Erdoz in der ſtunde, Do er ſo ſere klagete, Daz davon erwagete Beidu̓ tu̓rne und palas. Ganz daſſelbe ſagen die Nibelungen von Dietrich (Z. 8025): Mit kraft begonde růfen der degen uzerkorn, Daz ſin ſtimme erlute, alſam ein wiſenteshorn, Und daz du̓ burc vil wite von ſiner kraft erdoz. Ferner von dem Fiedler in der Klage (Z. 1555): Durch daz er videln kunde, Daz volk in z’ aller ſtunde Hiez niwan einen ſpileman. Dies iſt die Stelle in den Nibelungen, die wir oben als eingeſchoben bezeichneten ³²⁾ (Z. 5924): Durch daz er videln konde, was er der ſpilman ge- nant. So ſtimmen wieder beide Gedichte in einem Umſtande bis auf den Ausdruck zuſammen, (Kl. 1812): Daz blůt allenthalben volz Durch du̓ rigelloch hernider. (Nib. 8406): Daz blůt allenthalben durch du̓ löcher vloz, Und da zen rigelſteinen, von den toten man.

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Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/48>, abgerufen am 28.03.2024.