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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882.

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§. 100. Die Verpflichtung zur Rechtshülfe.
durch Art. 71 Ziff. 1 und Art. 76 der Hamburger Verfassung
v. 13. Okt. 1879 zugewiesenen Streitfragen zwischen dem Ham-
burger Senat und der Bürgerschaft 1).
3. Ueber die Gerichtsbarkeit des Reiches zur Entscheidung von
Streitigkeiten nicht privatrechtlicher Natur zwischen verschiedenen
Bundesstaaten nach Art. 76 der R.V. vgl. Bd. I S. 268 ff.
§. 100. Die Verpflichtung zur Rechtshülfe.

Der Grundsatz, daß die Gerichte des Bundesgebietes sich in
bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Strafsachen gegenseitig
Rechtshülfe zu leisten haben, ohne daß es einen Unterschied macht,
ob das ersuchende und das ersuchte Gericht demselben Bundes-
staate, oder ob sie verschiedenen Bundesstaaten angehören, ist be-
reits in dem Gesetz des Norddeutschen Bundes v. 21. Juni 1869
anerkannt worden, dessen Geltung zunächst durch Staatsvertrag auf
Baden 2) und Südhessen 3), sodann bei der Reichsgründung ver-
fassungsmäßig auf das ganze Reichsgebiet ausgedehnt worden ist 4).
Die Bestimmungen dieses Gesetzes sind aber mit der Einführung
einer gleichmäßigen Gerichtsverfassung und einer gemeinrechtlichen
Prozeßordnung zum Theil überflüssig zum Theil unanwendbar
geworden, und soweit sie noch praktische Bedeutung behalten haben,
sind sie in die Reichsjustizgesetze, insbesondere in das Gerichtsver-
fassungsgesetz übergegangen. Das Gesetz vom 21. Juni 1869
regelt aber die gegenseitige Rechtshülfe in bürgerlichen Rechts-
streitigkeiten und in Strafsachen ohne Unterscheidung und Ein-
schränkung, während das Gerichtsverfassungsgesetz und die Prozeß-
ordnungen nur für die ordentliche streitige Gerichtsbarkeit
Geltung haben 5). Demgemäß sind hinsichtlich der Rechtshülfe-
Leistung drei Kategorien von gerichtlichen Angelegenheiten zu unter-
scheiden:


1) Reichsges. v. 14. März 1881. (R.G.Bl. S. 37.)
2) Vertrag v. 14. Januar 1870. (B.G.Bl. S. 67.)
3) Vertrag v. 18. März 1870 nebst Protok. v. 15. Nov. 1870. (B.G.Bl.
S. 607. 617.)
4) Verfassung des Deutschen Bundes Art. 80. I. Nr. 19. (B.G.Bl. 1870
S. 648.) Für Bayern: Reichsges. v. 22. April 1871 §. 6. (R.G.Bl. S. 89),
für Elsaß-Lothr.: Reichsges. v. 11. Dezemb. 1871. (R.G Bl. S. 445.)
5) Vgl. Motive zum Gerichtsverf.Ges. S. 189. (Hahn S. 167.)
§. 100. Die Verpflichtung zur Rechtshülfe.
durch Art. 71 Ziff. 1 und Art. 76 der Hamburger Verfaſſung
v. 13. Okt. 1879 zugewieſenen Streitfragen zwiſchen dem Ham-
burger Senat und der Bürgerſchaft 1).
3. Ueber die Gerichtsbarkeit des Reiches zur Entſcheidung von
Streitigkeiten nicht privatrechtlicher Natur zwiſchen verſchiedenen
Bundesſtaaten nach Art. 76 der R.V. vgl. Bd. I S. 268 ff.
§. 100. Die Verpflichtung zur Rechtshülfe.

Der Grundſatz, daß die Gerichte des Bundesgebietes ſich in
bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten und in Strafſachen gegenſeitig
Rechtshülfe zu leiſten haben, ohne daß es einen Unterſchied macht,
ob das erſuchende und das erſuchte Gericht demſelben Bundes-
ſtaate, oder ob ſie verſchiedenen Bundesſtaaten angehören, iſt be-
reits in dem Geſetz des Norddeutſchen Bundes v. 21. Juni 1869
anerkannt worden, deſſen Geltung zunächſt durch Staatsvertrag auf
Baden 2) und Südheſſen 3), ſodann bei der Reichsgründung ver-
faſſungsmäßig auf das ganze Reichsgebiet ausgedehnt worden iſt 4).
Die Beſtimmungen dieſes Geſetzes ſind aber mit der Einführung
einer gleichmäßigen Gerichtsverfaſſung und einer gemeinrechtlichen
Prozeßordnung zum Theil überflüſſig zum Theil unanwendbar
geworden, und ſoweit ſie noch praktiſche Bedeutung behalten haben,
ſind ſie in die Reichsjuſtizgeſetze, insbeſondere in das Gerichtsver-
faſſungsgeſetz übergegangen. Das Geſetz vom 21. Juni 1869
regelt aber die gegenſeitige Rechtshülfe in bürgerlichen Rechts-
ſtreitigkeiten und in Strafſachen ohne Unterſcheidung und Ein-
ſchränkung, während das Gerichtsverfaſſungsgeſetz und die Prozeß-
ordnungen nur für die ordentliche ſtreitige Gerichtsbarkeit
Geltung haben 5). Demgemäß ſind hinſichtlich der Rechtshülfe-
Leiſtung drei Kategorien von gerichtlichen Angelegenheiten zu unter-
ſcheiden:


1) Reichsgeſ. v. 14. März 1881. (R.G.Bl. S. 37.)
2) Vertrag v. 14. Januar 1870. (B.G.Bl. S. 67.)
3) Vertrag v. 18. März 1870 nebſt Protok. v. 15. Nov. 1870. (B.G.Bl.
S. 607. 617.)
4) Verfaſſung des Deutſchen Bundes Art. 80. I. Nr. 19. (B.G.Bl. 1870
S. 648.) Für Bayern: Reichsgeſ. v. 22. April 1871 §. 6. (R.G.Bl. S. 89),
für Elſaß-Lothr.: Reichsgeſ. v. 11. Dezemb. 1871. (R.G Bl. S. 445.)
5) Vgl. Motive zum Gerichtsverf.Geſ. S. 189. (Hahn S. 167.)
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[66/0076] §. 100. Die Verpflichtung zur Rechtshülfe. durch Art. 71 Ziff. 1 und Art. 76 der Hamburger Verfaſſung v. 13. Okt. 1879 zugewieſenen Streitfragen zwiſchen dem Ham- burger Senat und der Bürgerſchaft 1). 3. Ueber die Gerichtsbarkeit des Reiches zur Entſcheidung von Streitigkeiten nicht privatrechtlicher Natur zwiſchen verſchiedenen Bundesſtaaten nach Art. 76 der R.V. vgl. Bd. I S. 268 ff. §. 100. Die Verpflichtung zur Rechtshülfe. Der Grundſatz, daß die Gerichte des Bundesgebietes ſich in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten und in Strafſachen gegenſeitig Rechtshülfe zu leiſten haben, ohne daß es einen Unterſchied macht, ob das erſuchende und das erſuchte Gericht demſelben Bundes- ſtaate, oder ob ſie verſchiedenen Bundesſtaaten angehören, iſt be- reits in dem Geſetz des Norddeutſchen Bundes v. 21. Juni 1869 anerkannt worden, deſſen Geltung zunächſt durch Staatsvertrag auf Baden 2) und Südheſſen 3), ſodann bei der Reichsgründung ver- faſſungsmäßig auf das ganze Reichsgebiet ausgedehnt worden iſt 4). Die Beſtimmungen dieſes Geſetzes ſind aber mit der Einführung einer gleichmäßigen Gerichtsverfaſſung und einer gemeinrechtlichen Prozeßordnung zum Theil überflüſſig zum Theil unanwendbar geworden, und ſoweit ſie noch praktiſche Bedeutung behalten haben, ſind ſie in die Reichsjuſtizgeſetze, insbeſondere in das Gerichtsver- faſſungsgeſetz übergegangen. Das Geſetz vom 21. Juni 1869 regelt aber die gegenſeitige Rechtshülfe in bürgerlichen Rechts- ſtreitigkeiten und in Strafſachen ohne Unterſcheidung und Ein- ſchränkung, während das Gerichtsverfaſſungsgeſetz und die Prozeß- ordnungen nur für die ordentliche ſtreitige Gerichtsbarkeit Geltung haben 5). Demgemäß ſind hinſichtlich der Rechtshülfe- Leiſtung drei Kategorien von gerichtlichen Angelegenheiten zu unter- ſcheiden: 1) Reichsgeſ. v. 14. März 1881. (R.G.Bl. S. 37.) 2) Vertrag v. 14. Januar 1870. (B.G.Bl. S. 67.) 3) Vertrag v. 18. März 1870 nebſt Protok. v. 15. Nov. 1870. (B.G.Bl. S. 607. 617.) 4) Verfaſſung des Deutſchen Bundes Art. 80. I. Nr. 19. (B.G.Bl. 1870 S. 648.) Für Bayern: Reichsgeſ. v. 22. April 1871 §. 6. (R.G.Bl. S. 89), für Elſaß-Lothr.: Reichsgeſ. v. 11. Dezemb. 1871. (R.G Bl. S. 445.) 5) Vgl. Motive zum Gerichtsverf.Geſ. S. 189. (Hahn S. 167.)

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0302_1882/76>, abgerufen am 23.11.2024.