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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882.

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§. 113. Die Einheit der Zoll- und Steuer-Gesetzgebung etc.

In Elsaß-Lothringen ist das Gesetz eingeführt worden durch
das Ges. v. 17. Juli 1871. Ges.Bl. S. 37; hier hat es gemäß
den Ausführungen Bd. II S. 135 ff. den Charakter des wirklichen
Reichsgesetzes.

2. Das Gesetz des Norddeutschen Bundes, betreffend
die Sicherung der Zollvereinsgrenze in den vom Zollgebiete aus-
geschlossenen Hamburgischen Gebietstheilen, vom 1. Juli 1869 1).
Das Gesetz ist in den vom Zollgebiete ausgeschlossenen Bremischen
Gebietstheilen eingeführt worden durch das Reichsgesetz v. 28. Juni
1879. (R.G.Bl. S. 159.)

3. Das Reichsgesetz, betreffend den Zolltarif des deut-
schen Zollgebietes vom 15. Juli 1879 2). Gemäß § 6 dieses Gesetzes
können "Waaren, welche aus Staaten kommen, welche deutsche
Schiffe oder Waaren deutscher Herkunft ungünstiger behandeln, als
diejenigen anderer Staaten, soweit nicht Vertragsbestimmungen
entgegenstehen, mit einem Zuschlage bis zu 50 Prozent des
Betrages der tarifmäßigen Eingangsabgabe belegt werden". (Sogen.
Retorsionszoll.) Die Erhebung eines solchen Zuschlages wird nach
erfolgter Zustimmung des Bundesraths durch kaiserliche Ver-
ordnung
angeordnet; die Verordnung ist aber dem Reichstag
sofort, oder wenn derselbe nicht versammelt ist, bei seinem nächsten
Zusammentritte mitzutheilen und sie ist außer Kraft zu setzen,
wenn der Reichstag die Zustimmung nicht ertheilt 3).

4. Hinsichtlich der Zoll- und Steuervergehen kommen neben
den besondern Vorschriften der Zoll- und Steuergesetze 4) die all-
gemeinen
Regeln des Strafgesetzbuchs und hinsichtlich des

1) Bundesgesetzbl. 1869 S. 370. Auch dieses Gesetz ist im Zollverein zu
Stande gekommen.
2) R.G.Bl. 1879 S. 207. Abgeändert durch Reichsges. v. 6. Juni 1880
(R.G.Bl. S. 120) hinsichtlich des Flachszolles; ferner durch die Reichsgesetze
vom 19. und 21. Juni 1881 (R.G.Bl. S. 119. 121).
3) Nach dem Wortlaut des Gesetzes verliert die Verordnung durch die
Versagung der Genehmigung nicht ipso jure ihre Geltung, sondern sie ist
"außer Kraft zu setzen", wozu eine Kaiserl. Verordnung erforderlich ist. Dies
ist eine Abweichung von dem sonst in der Reichsgesetzgebung verfolgten Prinzip.
Vgl. Bd. I. S. 514. Bd. II. S. 76 fg. u. S. 149.
4) Vgl. insbesondere das Zollgesetz v. 1869 §§. 134--165 und Einf.Ges.
zum Strafgesetzb. §. 2.
§. 113. Die Einheit der Zoll- und Steuer-Geſetzgebung ꝛc.

In Elſaß-Lothringen iſt das Geſetz eingeführt worden durch
das Geſ. v. 17. Juli 1871. Geſ.Bl. S. 37; hier hat es gemäß
den Ausführungen Bd. II S. 135 ff. den Charakter des wirklichen
Reichsgeſetzes.

2. Das Geſetz des Norddeutſchen Bundes, betreffend
die Sicherung der Zollvereinsgrenze in den vom Zollgebiete aus-
geſchloſſenen Hamburgiſchen Gebietstheilen, vom 1. Juli 1869 1).
Das Geſetz iſt in den vom Zollgebiete ausgeſchloſſenen Bremiſchen
Gebietstheilen eingeführt worden durch das Reichsgeſetz v. 28. Juni
1879. (R.G.Bl. S. 159.)

3. Das Reichsgeſetz, betreffend den Zolltarif des deut-
ſchen Zollgebietes vom 15. Juli 1879 2). Gemäß § 6 dieſes Geſetzes
können „Waaren, welche aus Staaten kommen, welche deutſche
Schiffe oder Waaren deutſcher Herkunft ungünſtiger behandeln, als
diejenigen anderer Staaten, ſoweit nicht Vertragsbeſtimmungen
entgegenſtehen, mit einem Zuſchlage bis zu 50 Prozent des
Betrages der tarifmäßigen Eingangsabgabe belegt werden“. (Sogen.
Retorſionszoll.) Die Erhebung eines ſolchen Zuſchlages wird nach
erfolgter Zuſtimmung des Bundesraths durch kaiſerliche Ver-
ordnung
angeordnet; die Verordnung iſt aber dem Reichstag
ſofort, oder wenn derſelbe nicht verſammelt iſt, bei ſeinem nächſten
Zuſammentritte mitzutheilen und ſie iſt außer Kraft zu ſetzen,
wenn der Reichstag die Zuſtimmung nicht ertheilt 3).

4. Hinſichtlich der Zoll- und Steuervergehen kommen neben
den beſondern Vorſchriften der Zoll- und Steuergeſetze 4) die all-
gemeinen
Regeln des Strafgeſetzbuchs und hinſichtlich des

1) Bundesgeſetzbl. 1869 S. 370. Auch dieſes Geſetz iſt im Zollverein zu
Stande gekommen.
2) R.G.Bl. 1879 S. 207. Abgeändert durch Reichsgeſ. v. 6. Juni 1880
(R.G.Bl. S. 120) hinſichtlich des Flachszolles; ferner durch die Reichsgeſetze
vom 19. und 21. Juni 1881 (R.G.Bl. S. 119. 121).
3) Nach dem Wortlaut des Geſetzes verliert die Verordnung durch die
Verſagung der Genehmigung nicht ipso jure ihre Geltung, ſondern ſie iſt
„außer Kraft zu ſetzen“, wozu eine Kaiſerl. Verordnung erforderlich iſt. Dies
iſt eine Abweichung von dem ſonſt in der Reichsgeſetzgebung verfolgten Prinzip.
Vgl. Bd. I. S. 514. Bd. II. S. 76 fg. u. S. 149.
4) Vgl. insbeſondere das Zollgeſetz v. 1869 §§. 134—165 und Einf.Geſ.
zum Strafgeſetzb. §. 2.
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[271/0281] §. 113. Die Einheit der Zoll- und Steuer-Geſetzgebung ꝛc. In Elſaß-Lothringen iſt das Geſetz eingeführt worden durch das Geſ. v. 17. Juli 1871. Geſ.Bl. S. 37; hier hat es gemäß den Ausführungen Bd. II S. 135 ff. den Charakter des wirklichen Reichsgeſetzes. 2. Das Geſetz des Norddeutſchen Bundes, betreffend die Sicherung der Zollvereinsgrenze in den vom Zollgebiete aus- geſchloſſenen Hamburgiſchen Gebietstheilen, vom 1. Juli 1869 1). Das Geſetz iſt in den vom Zollgebiete ausgeſchloſſenen Bremiſchen Gebietstheilen eingeführt worden durch das Reichsgeſetz v. 28. Juni 1879. (R.G.Bl. S. 159.) 3. Das Reichsgeſetz, betreffend den Zolltarif des deut- ſchen Zollgebietes vom 15. Juli 1879 2). Gemäß § 6 dieſes Geſetzes können „Waaren, welche aus Staaten kommen, welche deutſche Schiffe oder Waaren deutſcher Herkunft ungünſtiger behandeln, als diejenigen anderer Staaten, ſoweit nicht Vertragsbeſtimmungen entgegenſtehen, mit einem Zuſchlage bis zu 50 Prozent des Betrages der tarifmäßigen Eingangsabgabe belegt werden“. (Sogen. Retorſionszoll.) Die Erhebung eines ſolchen Zuſchlages wird nach erfolgter Zuſtimmung des Bundesraths durch kaiſerliche Ver- ordnung angeordnet; die Verordnung iſt aber dem Reichstag ſofort, oder wenn derſelbe nicht verſammelt iſt, bei ſeinem nächſten Zuſammentritte mitzutheilen und ſie iſt außer Kraft zu ſetzen, wenn der Reichstag die Zuſtimmung nicht ertheilt 3). 4. Hinſichtlich der Zoll- und Steuervergehen kommen neben den beſondern Vorſchriften der Zoll- und Steuergeſetze 4) die all- gemeinen Regeln des Strafgeſetzbuchs und hinſichtlich des 1) Bundesgeſetzbl. 1869 S. 370. Auch dieſes Geſetz iſt im Zollverein zu Stande gekommen. 2) R.G.Bl. 1879 S. 207. Abgeändert durch Reichsgeſ. v. 6. Juni 1880 (R.G.Bl. S. 120) hinſichtlich des Flachszolles; ferner durch die Reichsgeſetze vom 19. und 21. Juni 1881 (R.G.Bl. S. 119. 121). 3) Nach dem Wortlaut des Geſetzes verliert die Verordnung durch die Verſagung der Genehmigung nicht ipso jure ihre Geltung, ſondern ſie iſt „außer Kraft zu ſetzen“, wozu eine Kaiſerl. Verordnung erforderlich iſt. Dies iſt eine Abweichung von dem ſonſt in der Reichsgeſetzgebung verfolgten Prinzip. Vgl. Bd. I. S. 514. Bd. II. S. 76 fg. u. S. 149. 4) Vgl. insbeſondere das Zollgeſetz v. 1869 §§. 134—165 und Einf.Geſ. zum Strafgeſetzb. §. 2.

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0302_1882/281>, abgerufen am 22.11.2024.