Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877.§. 71. Die Verwaltung der Post und Telegraphie. Selbstständigkeit der Post- und Telegraphen-Verwaltungen, welchein mehreren Staaten des Norddeutschen Bundes bestanden, ein Ende gemacht 1). Der Norddeutsche Bund hatte nicht nur die Gesetzge- bung über das gesammte Post- und Telegraphenwesen und die Be- aufsichtigung desselben der Bundeskompetenz zugewiesen (Verf. Art. 4 Nro. 10), sondern Post und Telegraphie wurden der Verwaltung der einzelnen Staaten entzogen und der unmittelbaren Verwaltung des Bundes unterstellt. Dem Bundespräsidium gehört nach Art. 50 der Nordd. Bundesverfassung die obere Leitung der Post- und Telegraphen-Verwaltung. Dasselbe hat die Pflicht und das Recht, dafür zu sorgen, daß Einheit in der Organisation der Verwaltung und im Betriebe des Dienstes, sowie in der Qualifikation der Be- amten hergestellt und erhalten wird. Ihm ist der Erlaß der regle- mentarischen Festsetzungen und allgemeinen administrativen Anord- nungen übertragen und sämmtliche Beamte der Post- und Tele- Telegraphenrecht. In der Zeitschr. f. Deutsches Recht Bd. XIX. S. 271 --320 (Tübingen 1859). Serafini, Il telegrafo. Pavia 1862. Meili, das Telegraphen-Recht. 2. Aufl. Zürich 1873 (woselbst S. 5 ff. zahlreiche Literatur-Angaben). Ludewig, die Telegraphie. Leipzig 1872. Vgl. auch Dambach, das Telegraphen-Strafrecht, im Ge- richtssaal Bd. XXIII. 1871 S. 241 ff. (auch im Separat-Abdruck 1872 erschienen) und Fischer, Telegraphie u. Völkerr. Leipz. 1876. 1) Selbstständige Postverwaltungen bestanden in Preußen, welches auf
Grund besonderer Staatsverträge auch in Anhalt, Waldeck und in Theilen der beiden Schwarzburgischen Fürstenthümer, in den Oldenburgischen Fürsten- thümern Birkenfeld und Lübeck und in der Großherzogl. Sächs. Enclave All- stedt die Post verwaltete. Außerdem hatte Preußen durch Vertrag v. 28. Jan. 1867 dem Fürsten v. Thurn und Taxis die gesammten, demselben zustehenden Postrechte abgekauft; dieselben erstreckten sich, abgesehen von den im Jahre 1866 mit Preußen vereinigten Landestheilen, auf das Großherz. Hessen, die Sächsisch-Thüringischen Fürstenthümer und beide Lippe. Eigene Postverwal- tungen bestanden überdies im Königreich Sachsen, welches zugleich für Sachsen-Altenburg die Post verwaltete, in beiden Mecklenburg, Olden- burg, Braunschweig und den Hansestädten. In den drei Hanse- städten bestanden überdies Postämter des Fürsten Thurn u. Taxis, in Ham- burg und Lübeck Dänische Postämter und in Hamburg ein Schwedisches Post- amt. Durch die Verträge mit Dänemark v. 7. April 1868 (B.-G.-Bl. S. 157) und mit Schweden v. 23. Febr. 1869 (B.-G.-Bl. S. 73) wurden diese aus- ländischen Postämter beseitigt. Die in den Hansestädten befindlichen Deutschen Anstalten wurden nach Vorschrift des Art. 51 der Verf. des Nordd. Bundes vereinigt. Vgl. Timm im Amtsblatt der Reichspostverw. 1872 S. 115 fg. §. 71. Die Verwaltung der Poſt und Telegraphie. Selbſtſtändigkeit der Poſt- und Telegraphen-Verwaltungen, welchein mehreren Staaten des Norddeutſchen Bundes beſtanden, ein Ende gemacht 1). Der Norddeutſche Bund hatte nicht nur die Geſetzge- bung über das geſammte Poſt- und Telegraphenweſen und die Be- aufſichtigung deſſelben der Bundeskompetenz zugewieſen (Verf. Art. 4 Nro. 10), ſondern Poſt und Telegraphie wurden der Verwaltung der einzelnen Staaten entzogen und der unmittelbaren Verwaltung des Bundes unterſtellt. Dem Bundespräſidium gehört nach Art. 50 der Nordd. Bundesverfaſſung die obere Leitung der Poſt- und Telegraphen-Verwaltung. Daſſelbe hat die Pflicht und das Recht, dafür zu ſorgen, daß Einheit in der Organiſation der Verwaltung und im Betriebe des Dienſtes, ſowie in der Qualifikation der Be- amten hergeſtellt und erhalten wird. Ihm iſt der Erlaß der regle- mentariſchen Feſtſetzungen und allgemeinen adminiſtrativen Anord- nungen übertragen und ſämmtliche Beamte der Poſt- und Tele- Telegraphenrecht. In der Zeitſchr. f. Deutſches Recht Bd. XIX. S. 271 —320 (Tübingen 1859). Serafini, Il telegrafo. Pavia 1862. Meili, das Telegraphen-Recht. 2. Aufl. Zürich 1873 (woſelbſt S. 5 ff. zahlreiche Literatur-Angaben). Ludewig, die Telegraphie. Leipzig 1872. Vgl. auch Dambach, das Telegraphen-Strafrecht, im Ge- richtsſaal Bd. XXIII. 1871 S. 241 ff. (auch im Separat-Abdruck 1872 erſchienen) und Fiſcher, Telegraphie u. Völkerr. Leipz. 1876. 1) Selbſtſtändige Poſtverwaltungen beſtanden in Preußen, welches auf
Grund beſonderer Staatsverträge auch in Anhalt, Waldeck und in Theilen der beiden Schwarzburgiſchen Fürſtenthümer, in den Oldenburgiſchen Fürſten- thümern Birkenfeld und Lübeck und in der Großherzogl. Sächſ. Enclave All- ſtedt die Poſt verwaltete. Außerdem hatte Preußen durch Vertrag v. 28. Jan. 1867 dem Fürſten v. Thurn und Taxis die geſammten, demſelben zuſtehenden Poſtrechte abgekauft; dieſelben erſtreckten ſich, abgeſehen von den im Jahre 1866 mit Preußen vereinigten Landestheilen, auf das Großherz. Heſſen, die Sächſiſch-Thüringiſchen Fürſtenthümer und beide Lippe. Eigene Poſtverwal- tungen beſtanden überdies im Königreich Sachſen, welches zugleich für Sachſen-Altenburg die Poſt verwaltete, in beiden Mecklenburg, Olden- burg, Braunſchweig und den Hanſeſtädten. In den drei Hanſe- ſtädten beſtanden überdies Poſtämter des Fürſten Thurn u. Taxis, in Ham- burg und Lübeck Däniſche Poſtämter und in Hamburg ein Schwediſches Poſt- amt. Durch die Verträge mit Dänemark v. 7. April 1868 (B.-G.-Bl. S. 157) und mit Schweden v. 23. Febr. 1869 (B.-G.-Bl. S. 73) wurden dieſe aus- ländiſchen Poſtämter beſeitigt. Die in den Hanſeſtädten befindlichen Deutſchen Anſtalten wurden nach Vorſchrift des Art. 51 der Verf. des Nordd. Bundes vereinigt. Vgl. Timm im Amtsblatt der Reichspoſtverw. 1872 S. 115 fg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0300" n="286"/><fw place="top" type="header">§. 71. Die Verwaltung der Poſt und Telegraphie.</fw><lb/> Selbſtſtändigkeit der Poſt- und Telegraphen-Verwaltungen, welche<lb/> in mehreren Staaten des Norddeutſchen Bundes beſtanden, ein Ende<lb/> gemacht <note place="foot" n="1)">Selbſtſtändige Poſtverwaltungen beſtanden in <hi rendition="#g">Preußen</hi>, welches auf<lb/> Grund beſonderer Staatsverträge auch in Anhalt, Waldeck und in Theilen der<lb/> beiden Schwarzburgiſchen Fürſtenthümer, in den Oldenburgiſchen Fürſten-<lb/> thümern Birkenfeld und Lübeck und in der Großherzogl. Sächſ. 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§. 71. Die Verwaltung der Poſt und Telegraphie.
Selbſtſtändigkeit der Poſt- und Telegraphen-Verwaltungen, welche
in mehreren Staaten des Norddeutſchen Bundes beſtanden, ein Ende
gemacht 1). Der Norddeutſche Bund hatte nicht nur die Geſetzge-
bung über das geſammte Poſt- und Telegraphenweſen und die Be-
aufſichtigung deſſelben der Bundeskompetenz zugewieſen (Verf. Art.
4 Nro. 10), ſondern Poſt und Telegraphie wurden der Verwaltung
der einzelnen Staaten entzogen und der unmittelbaren Verwaltung
des Bundes unterſtellt. Dem Bundespräſidium gehört nach Art. 50
der Nordd. Bundesverfaſſung die obere Leitung der Poſt- und
Telegraphen-Verwaltung. Daſſelbe hat die Pflicht und das Recht,
dafür zu ſorgen, daß Einheit in der Organiſation der Verwaltung
und im Betriebe des Dienſtes, ſowie in der Qualifikation der Be-
amten hergeſtellt und erhalten wird. Ihm iſt der Erlaß der regle-
mentariſchen Feſtſetzungen und allgemeinen adminiſtrativen Anord-
nungen übertragen und ſämmtliche Beamte der Poſt- und Tele-
*)
1) Selbſtſtändige Poſtverwaltungen beſtanden in Preußen, welches auf
Grund beſonderer Staatsverträge auch in Anhalt, Waldeck und in Theilen der
beiden Schwarzburgiſchen Fürſtenthümer, in den Oldenburgiſchen Fürſten-
thümern Birkenfeld und Lübeck und in der Großherzogl. Sächſ. Enclave All-
ſtedt die Poſt verwaltete. Außerdem hatte Preußen durch Vertrag v. 28. Jan.
1867 dem Fürſten v. Thurn und Taxis die geſammten, demſelben zuſtehenden
Poſtrechte abgekauft; dieſelben erſtreckten ſich, abgeſehen von den im Jahre
1866 mit Preußen vereinigten Landestheilen, auf das Großherz. Heſſen, die
Sächſiſch-Thüringiſchen Fürſtenthümer und beide Lippe. Eigene Poſtverwal-
tungen beſtanden überdies im Königreich Sachſen, welches zugleich für
Sachſen-Altenburg die Poſt verwaltete, in beiden Mecklenburg, Olden-
burg, Braunſchweig und den Hanſeſtädten. In den drei Hanſe-
ſtädten beſtanden überdies Poſtämter des Fürſten Thurn u. Taxis, in Ham-
burg und Lübeck Däniſche Poſtämter und in Hamburg ein Schwediſches Poſt-
amt. Durch die Verträge mit Dänemark v. 7. April 1868 (B.-G.-Bl. S. 157)
und mit Schweden v. 23. Febr. 1869 (B.-G.-Bl. S. 73) wurden dieſe aus-
ländiſchen Poſtämter beſeitigt. Die in den Hanſeſtädten befindlichen Deutſchen
Anſtalten wurden nach Vorſchrift des Art. 51 der Verf. des Nordd. Bundes
vereinigt. Vgl. Timm im Amtsblatt der Reichspoſtverw. 1872 S. 115 fg.
*) Telegraphenrecht. In der Zeitſchr. f. Deutſches Recht Bd. XIX. S. 271
—320 (Tübingen 1859). Serafini, Il telegrafo. Pavia 1862.
Meili, das Telegraphen-Recht. 2. Aufl. Zürich 1873 (woſelbſt S. 5 ff.
zahlreiche Literatur-Angaben). Ludewig, die Telegraphie. Leipzig
1872. Vgl. auch Dambach, das Telegraphen-Strafrecht, im Ge-
richtsſaal Bd. XXIII. 1871 S. 241 ff. (auch im Separat-Abdruck
1872 erſchienen) und Fiſcher, Telegraphie u. Völkerr. Leipz. 1876.
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