Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 1. Tübingen, 1876.§. 36. Die richterlichen Reichsbehörden. In formeller Hinsicht gilt die Vorschrift, daß das R.-O.-H.-G. II. Die Reichs-Konsular-Gerichte. 1) Den Reichskonsuln steht eine volle Gerichtsbarkeit sowohl Die Ausübung der Konsulargerichtsbarkeit steht jedoch nur Unterworfen sind der Konsulargerichtsbarkeit alle in den Kon- Für die Ausübung der Konsular-Gerichtsbarkeit ist bis zum 1) Regulativ vom 9. Juli 1874 §. 35. (Centralblatt S. 281.) 2) Konsulatsgesetz vom 8. November 1867 §. 22 Abs. 1. Diese Länder sind die Türkei nebst den ihrer Oberhoheit unterworfenen Ländern, vgl. jedoch für Egypten das R.-G. vom 30. März 1874 (R.-G.-Bl. S. 23); ferner Persien, (Vertrag vom 11. Juni 1873 Art 13 R.-G.-Bl. S. 358); China, Siam, Japan (Vertr. v. 20. Febr. 1869 B.-G.-Bl. 1870 S. 1). 3) Allgem. Dienst-Instruktion für die Konsuln vom 6. Juni 1871 zu §§. 22--24 in Hirth's Annalen 1871 S. 630. 4) Konsulatsgesetz §. 23. Vgl. Reichsgesetzbl. 1871 S. 373. 374. 5) Konsulatsgesetz §. 22 Abs. 2. Für politische Verbrechen und Vergehen
welche innerhalb des Deutschen Reiches oder in Beziehung auf dasselbe verübt sind, besteht jedoch die spezielle Zuständigkeit des Preuß. Staatsgerichtshofes. Preuß. Gesetz vom 25. April 1853 (Gesetz-Samml. S. 162). Preuß. Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit vom 29. Juni 1865 §. 45 (B.-G.-Bl. 1867 S. 153). Reichskonsulargesetz a. a. O. Ueber den Begriff der Schutzge- nossen vgl. Beschluß des Reichs-Oberhandelsgerichts vom 2. Febr. 1875. Entscheidungen Bd. XVI. S. 17 ff. Auch abgedruckt im Centralblatt 1875 S. 283 ff. §. 36. Die richterlichen Reichsbehörden. In formeller Hinſicht gilt die Vorſchrift, daß das R.-O.-H.-G. II. Die Reichs-Konſular-Gerichte. 1) Den Reichskonſuln ſteht eine volle Gerichtsbarkeit ſowohl Die Ausübung der Konſulargerichtsbarkeit ſteht jedoch nur Unterworfen ſind der Konſulargerichtsbarkeit alle in den Kon- Für die Ausübung der Konſular-Gerichtsbarkeit iſt bis zum 1) Regulativ vom 9. Juli 1874 §. 35. (Centralblatt S. 281.) 2) Konſulatsgeſetz vom 8. November 1867 §. 22 Abſ. 1. Dieſe Länder ſind die Türkei nebſt den ihrer Oberhoheit unterworfenen Ländern, vgl. jedoch für Egypten das R.-G. vom 30. März 1874 (R.-G.-Bl. S. 23); ferner Perſien, (Vertrag vom 11. Juni 1873 Art 13 R.-G.-Bl. S. 358); China, Siam, Japan (Vertr. v. 20. Febr. 1869 B.-G.-Bl. 1870 S. 1). 3) Allgem. Dienſt-Inſtruktion für die Konſuln vom 6. Juni 1871 zu §§. 22—24 in Hirth’s Annalen 1871 S. 630. 4) Konſulatsgeſetz §. 23. Vgl. Reichsgeſetzbl. 1871 S. 373. 374. 5) Konſulatsgeſetz §. 22 Abſ. 2. Für politiſche Verbrechen und Vergehen
welche innerhalb des Deutſchen Reiches oder in Beziehung auf daſſelbe verübt ſind, beſteht jedoch die ſpezielle Zuſtändigkeit des Preuß. Staatsgerichtshofes. Preuß. Geſetz vom 25. April 1853 (Geſetz-Samml. S. 162). Preuß. Geſetz über die Konſulargerichtsbarkeit vom 29. Juni 1865 §. 45 (B.-G.-Bl. 1867 S. 153). Reichskonſulargeſetz a. a. O. Ueber den Begriff der Schutzge- noſſen vgl. Beſchluß des Reichs-Oberhandelsgerichts vom 2. Febr. 1875. Entſcheidungen Bd. XVI. S. 17 ff. Auch abgedruckt im Centralblatt 1875 S. 283 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <pb facs="#f0386" n="366"/> <fw place="top" type="header">§. 36. Die richterlichen Reichsbehörden.</fw><lb/> <p>In formeller Hinſicht gilt die Vorſchrift, daß das R.-O.-H.-G.<lb/> alle Urtheile auf Grund des Geſ. v. 14. Juni 1871 unter der<lb/> Bezeichnung: „Das Reichs-Oberhandelsgericht als oberſter Gerichts-<lb/> hof für Elſaß und Lothringen“ erläßt <note place="foot" n="1)">Regulativ vom 9. Juli 1874 §. 35. (Centralblatt S. 281.)</note>.</p> </div><lb/> <div n="6"> <head><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Die Reichs-Konſular-Gerichte</hi>.</head><lb/> <p>1) Den Reichskonſuln ſteht eine <hi rendition="#g">volle</hi> Gerichtsbarkeit ſowohl<lb/> in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten als in Strafſachen mit Einſchluß<lb/> der Polizei-Jurisdiktion zu, wenn ſie in Ländern reſidiren, in<lb/> welchen ihnen durch Herkommen oder durch Staatsverträge die<lb/> Ausübung der Gerichtsbarkeit geſtattet iſt <note place="foot" n="2)">Konſulatsgeſetz vom 8. November 1867 §. 22 Abſ. 1. Dieſe Länder<lb/> ſind die <hi rendition="#g">Türkei</hi> nebſt den ihrer Oberhoheit unterworfenen Ländern, vgl.<lb/> jedoch für <hi rendition="#g">Egypten</hi> das R.-G. vom 30. März 1874 (R.-G.-Bl. S. 23);<lb/> ferner <hi rendition="#g">Perſien</hi>, (Vertrag vom 11. Juni 1873 Art 13 R.-G.-Bl. S. 358);<lb/><hi rendition="#g">China, Siam, Japan</hi> (Vertr. v. 20. Febr. 1869 B.-G.-Bl. 1870 S. 1).</note>.</p><lb/> <p>Die Ausübung der Konſulargerichtsbarkeit ſteht jedoch nur<lb/> denjenigen Konſuln zu, denen ſie vom Reichskanzler unter Anwei-<lb/> ſung eines Jurisdiktionsbezirkes ſpeziell übertragen wird <note place="foot" n="3)">Allgem. Dienſt-Inſtruktion für die Konſuln vom 6. Juni 1871 zu<lb/> §§. 22—24 in Hirth’s Annalen 1871 S. 630.</note>. Die<lb/> Jurisdiktionsbezirke der einzelnen Konſuln werden von dem Reichs-<lb/> kanzler nach Vernehmung des Bundesraths-Ausſchuſſes für Han-<lb/> del und Verkehr beſtimmt <note place="foot" n="4)">Konſulatsgeſetz §. 23. Vgl. Reichsgeſetzbl. 1871 S. 373. 374.</note>.</p><lb/> <p>Unterworfen ſind der Konſulargerichtsbarkeit alle in den Kon-<lb/> ſular-Jurisdiktionsbezirken wohnenden oder ſich aufhaltenden Reichs-<lb/> angehörigen und Schutzgenoſſen <note place="foot" n="5)">Konſulatsgeſetz §. 22 Abſ. 2. Für politiſche Verbrechen und Vergehen<lb/> welche innerhalb des Deutſchen Reiches oder in Beziehung auf daſſelbe verübt<lb/> ſind, beſteht jedoch die ſpezielle Zuſtändigkeit des Preuß. Staatsgerichtshofes.<lb/> Preuß. Geſetz vom 25. April 1853 (Geſetz-Samml. S. 162). Preuß. Geſetz<lb/> über die Konſulargerichtsbarkeit vom 29. Juni 1865 §. 45 (B.-G.-Bl. 1867<lb/> S. 153). Reichskonſulargeſetz a. a. O. Ueber den Begriff der <hi rendition="#g">Schutzge-<lb/> noſſen</hi> vgl. Beſchluß des Reichs-Oberhandelsgerichts vom 2. Febr. 1875.<lb/> Entſcheidungen Bd. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> S. 17 ff. Auch abgedruckt im Centralblatt 1875<lb/> S. 283 ff.</note>.</p><lb/> <p>Für die Ausübung der Konſular-Gerichtsbarkeit iſt bis zum<lb/> Erlaſſe eines Reichsgeſetzes das <hi rendition="#g">Preußiſche Geſetz</hi> über die<lb/> Gerichtsbarkeit der Konſuln v. 29. Juni 1865 für maaßgebend<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [366/0386]
§. 36. Die richterlichen Reichsbehörden.
In formeller Hinſicht gilt die Vorſchrift, daß das R.-O.-H.-G.
alle Urtheile auf Grund des Geſ. v. 14. Juni 1871 unter der
Bezeichnung: „Das Reichs-Oberhandelsgericht als oberſter Gerichts-
hof für Elſaß und Lothringen“ erläßt 1).
II. Die Reichs-Konſular-Gerichte.
1) Den Reichskonſuln ſteht eine volle Gerichtsbarkeit ſowohl
in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten als in Strafſachen mit Einſchluß
der Polizei-Jurisdiktion zu, wenn ſie in Ländern reſidiren, in
welchen ihnen durch Herkommen oder durch Staatsverträge die
Ausübung der Gerichtsbarkeit geſtattet iſt 2).
Die Ausübung der Konſulargerichtsbarkeit ſteht jedoch nur
denjenigen Konſuln zu, denen ſie vom Reichskanzler unter Anwei-
ſung eines Jurisdiktionsbezirkes ſpeziell übertragen wird 3). Die
Jurisdiktionsbezirke der einzelnen Konſuln werden von dem Reichs-
kanzler nach Vernehmung des Bundesraths-Ausſchuſſes für Han-
del und Verkehr beſtimmt 4).
Unterworfen ſind der Konſulargerichtsbarkeit alle in den Kon-
ſular-Jurisdiktionsbezirken wohnenden oder ſich aufhaltenden Reichs-
angehörigen und Schutzgenoſſen 5).
Für die Ausübung der Konſular-Gerichtsbarkeit iſt bis zum
Erlaſſe eines Reichsgeſetzes das Preußiſche Geſetz über die
Gerichtsbarkeit der Konſuln v. 29. Juni 1865 für maaßgebend
1) Regulativ vom 9. Juli 1874 §. 35. (Centralblatt S. 281.)
2) Konſulatsgeſetz vom 8. November 1867 §. 22 Abſ. 1. Dieſe Länder
ſind die Türkei nebſt den ihrer Oberhoheit unterworfenen Ländern, vgl.
jedoch für Egypten das R.-G. vom 30. März 1874 (R.-G.-Bl. S. 23);
ferner Perſien, (Vertrag vom 11. Juni 1873 Art 13 R.-G.-Bl. S. 358);
China, Siam, Japan (Vertr. v. 20. Febr. 1869 B.-G.-Bl. 1870 S. 1).
3) Allgem. Dienſt-Inſtruktion für die Konſuln vom 6. Juni 1871 zu
§§. 22—24 in Hirth’s Annalen 1871 S. 630.
4) Konſulatsgeſetz §. 23. Vgl. Reichsgeſetzbl. 1871 S. 373. 374.
5) Konſulatsgeſetz §. 22 Abſ. 2. Für politiſche Verbrechen und Vergehen
welche innerhalb des Deutſchen Reiches oder in Beziehung auf daſſelbe verübt
ſind, beſteht jedoch die ſpezielle Zuſtändigkeit des Preuß. Staatsgerichtshofes.
Preuß. Geſetz vom 25. April 1853 (Geſetz-Samml. S. 162). Preuß. Geſetz
über die Konſulargerichtsbarkeit vom 29. Juni 1865 §. 45 (B.-G.-Bl. 1867
S. 153). Reichskonſulargeſetz a. a. O. Ueber den Begriff der Schutzge-
noſſen vgl. Beſchluß des Reichs-Oberhandelsgerichts vom 2. Febr. 1875.
Entſcheidungen Bd. XVI. S. 17 ff. Auch abgedruckt im Centralblatt 1875
S. 283 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |