Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

lichkeiten und Süßigkeiten einer wohlbestellten Haushaltung von allen Seiten die schroffen Bergwege herauftragen zu lassen.

Fällt hienach mit so manchen anderen Vergleichungspunkten zwischen A... berg und Wakefield auch noch der der Armuth hinweg, so bleiben doch immerhin Mr. und Mrs. Primrose übrig, denn das waren die beiden liebenswürdigen Pfarrhälften durch und durch, ein wenig vielleicht schon darum, weil sie sich in ihrer Jugend mit Vorliebe in diese Rolle hineingelesen hatten. Das Behagen, in welchem sie schwammen, theilte sich Allen mit, die sie berührten, und da sie sehr mittheilend waren, so erstreckten sich diese Berührungen in ziemlich weite Kreise. Die Gastfreundschaft unserer Primroses war so groß, daß Niemand ihr steiles Schwalbennest unzugänglich fand und die Gemeinde selbst, obgleich sie nicht erwarten durfte, einen Steinriegel in eine Kornkammer und Dornsträuche in Feigenbäume verwandelt zu sehen, befand sich doch wenigstens bei dem Wohlstand ihres Pfarrers weit besser, als wenn sie, wie es in ähnlicher Lage meist der Fall ist, zu ihrem eigenen Mangel an Wolle auch noch einen kahlen Hirten gehabt hätte.

Sonach, wenn der geneigte Leser den Pfarrer von A . . . berg vielleicht auf den ersten Anblick wegen seines Papierfernrohrs für einen armen Schlucker oder gar für einen Filz gehalten hat, so ist dies nur einer von den vielen Beweisen für die Wahrheit des Sprichworts,

lichkeiten und Süßigkeiten einer wohlbestellten Haushaltung von allen Seiten die schroffen Bergwege herauftragen zu lassen.

Fällt hienach mit so manchen anderen Vergleichungspunkten zwischen A... berg und Wakefield auch noch der der Armuth hinweg, so bleiben doch immerhin Mr. und Mrs. Primrose übrig, denn das waren die beiden liebenswürdigen Pfarrhälften durch und durch, ein wenig vielleicht schon darum, weil sie sich in ihrer Jugend mit Vorliebe in diese Rolle hineingelesen hatten. Das Behagen, in welchem sie schwammen, theilte sich Allen mit, die sie berührten, und da sie sehr mittheilend waren, so erstreckten sich diese Berührungen in ziemlich weite Kreise. Die Gastfreundschaft unserer Primroses war so groß, daß Niemand ihr steiles Schwalbennest unzugänglich fand und die Gemeinde selbst, obgleich sie nicht erwarten durfte, einen Steinriegel in eine Kornkammer und Dornsträuche in Feigenbäume verwandelt zu sehen, befand sich doch wenigstens bei dem Wohlstand ihres Pfarrers weit besser, als wenn sie, wie es in ähnlicher Lage meist der Fall ist, zu ihrem eigenen Mangel an Wolle auch noch einen kahlen Hirten gehabt hätte.

Sonach, wenn der geneigte Leser den Pfarrer von A . . . berg vielleicht auf den ersten Anblick wegen seines Papierfernrohrs für einen armen Schlucker oder gar für einen Filz gehalten hat, so ist dies nur einer von den vielen Beweisen für die Wahrheit des Sprichworts,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="1">
        <p><pb facs="#f0018"/>
lichkeiten und Süßigkeiten einer                wohlbestellten Haushaltung von allen Seiten die schroffen Bergwege herauftragen zu                lassen.</p><lb/>
        <p>Fällt hienach mit so manchen anderen Vergleichungspunkten zwischen A... berg und                Wakefield auch noch der der Armuth hinweg, so bleiben doch immerhin Mr. und Mrs.                Primrose übrig, denn das waren die beiden liebenswürdigen Pfarrhälften durch und                durch, ein wenig vielleicht schon darum, weil sie sich in ihrer Jugend mit Vorliebe                in diese Rolle hineingelesen hatten. Das Behagen, in welchem sie schwammen, theilte                sich Allen mit, die sie berührten, und da sie sehr mittheilend waren, so erstreckten                sich diese Berührungen in ziemlich weite Kreise. Die Gastfreundschaft unserer                Primroses war so groß, daß Niemand ihr steiles Schwalbennest unzugänglich fand und                die Gemeinde selbst, obgleich sie nicht erwarten durfte, einen Steinriegel in eine                Kornkammer und Dornsträuche in Feigenbäume verwandelt zu sehen, befand sich doch                wenigstens bei dem Wohlstand ihres Pfarrers weit besser, als wenn sie, wie es in                ähnlicher Lage meist der Fall ist, zu ihrem eigenen Mangel an Wolle auch noch einen                kahlen Hirten gehabt hätte.</p><lb/>
        <p>Sonach, wenn der geneigte Leser den Pfarrer von A . . . berg vielleicht auf den                ersten Anblick wegen seines Papierfernrohrs für einen armen Schlucker oder gar für                einen Filz gehalten hat, so ist dies nur einer von den vielen Beweisen für die                Wahrheit des Sprichworts,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0018] lichkeiten und Süßigkeiten einer wohlbestellten Haushaltung von allen Seiten die schroffen Bergwege herauftragen zu lassen. Fällt hienach mit so manchen anderen Vergleichungspunkten zwischen A... berg und Wakefield auch noch der der Armuth hinweg, so bleiben doch immerhin Mr. und Mrs. Primrose übrig, denn das waren die beiden liebenswürdigen Pfarrhälften durch und durch, ein wenig vielleicht schon darum, weil sie sich in ihrer Jugend mit Vorliebe in diese Rolle hineingelesen hatten. Das Behagen, in welchem sie schwammen, theilte sich Allen mit, die sie berührten, und da sie sehr mittheilend waren, so erstreckten sich diese Berührungen in ziemlich weite Kreise. Die Gastfreundschaft unserer Primroses war so groß, daß Niemand ihr steiles Schwalbennest unzugänglich fand und die Gemeinde selbst, obgleich sie nicht erwarten durfte, einen Steinriegel in eine Kornkammer und Dornsträuche in Feigenbäume verwandelt zu sehen, befand sich doch wenigstens bei dem Wohlstand ihres Pfarrers weit besser, als wenn sie, wie es in ähnlicher Lage meist der Fall ist, zu ihrem eigenen Mangel an Wolle auch noch einen kahlen Hirten gehabt hätte. Sonach, wenn der geneigte Leser den Pfarrer von A . . . berg vielleicht auf den ersten Anblick wegen seines Papierfernrohrs für einen armen Schlucker oder gar für einen Filz gehalten hat, so ist dies nur einer von den vielen Beweisen für die Wahrheit des Sprichworts,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/18
Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/18>, abgerufen am 22.11.2024.