Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Die ganze Gesellschaft sprang auf.

Hurrah!

Ein Teufelskerl der Miaulis!

Kapudan hoch! und immer höher!

Vivat sequens! rief ein angehender Vicar, der frisch von der Universität herkam.

Und mögen alle die Pumphosen bis zum Großtürken hinauf hinter ihm drein fahren!

Und der Metternich --

Ein junger Actuarius hatte diesen Ausruf begonnen, konnte ihn aber nicht vollenden, denn ein vorsichtiger Kanzlerrath schnitt die Fortsetzung ab mit der Frage: Was macht denn der Alexander Ipsilanti? Und als ihm geantwortet wurde, der sitze immer noch, wandte er sich an einen pensionirten Steuerbeamten, der sich nebenher mit Poesie beschäftigte, und forderte ihn auf, diesem Patrioten ein Musenopfer zu bringen.

In meiner nächsten Muselstunde soll's geschehen! betheuerte der Aufgeforderte mit geschmeicheltem Lächeln.

Eine Bewegung unterdrückter Heiterkeit lief über den Tisch. Um dieselbe unmerkbarer zu machen, rief Einer: Es ist doch schändlich von den Oesterreichern, den griechischen Helden so mir nichts dir nichts einzustecken.

An England wär's, ihnen das zu verbieten! rief ein Anderer. England soll seine Schuldigkeit thun!

Die ganze Gesellschaft sprang auf.

Hurrah!

Ein Teufelskerl der Miaulis!

Kapudan hoch! und immer höher!

Vivat sequens! rief ein angehender Vicar, der frisch von der Universität herkam.

Und mögen alle die Pumphosen bis zum Großtürken hinauf hinter ihm drein fahren!

Und der Metternich —

Ein junger Actuarius hatte diesen Ausruf begonnen, konnte ihn aber nicht vollenden, denn ein vorsichtiger Kanzlerrath schnitt die Fortsetzung ab mit der Frage: Was macht denn der Alexander Ipsilanti? Und als ihm geantwortet wurde, der sitze immer noch, wandte er sich an einen pensionirten Steuerbeamten, der sich nebenher mit Poesie beschäftigte, und forderte ihn auf, diesem Patrioten ein Musenopfer zu bringen.

In meiner nächsten Muselstunde soll's geschehen! betheuerte der Aufgeforderte mit geschmeicheltem Lächeln.

Eine Bewegung unterdrückter Heiterkeit lief über den Tisch. Um dieselbe unmerkbarer zu machen, rief Einer: Es ist doch schändlich von den Oesterreichern, den griechischen Helden so mir nichts dir nichts einzustecken.

An England wär's, ihnen das zu verbieten! rief ein Anderer. England soll seine Schuldigkeit thun!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="3">
        <pb facs="#f0105"/>
        <p>Die ganze Gesellschaft sprang auf.</p><lb/>
        <p>Hurrah!</p><lb/>
        <p>Ein Teufelskerl der Miaulis!</p><lb/>
        <p>Kapudan hoch! und immer höher!</p><lb/>
        <p>Vivat sequens! rief ein angehender Vicar, der frisch von der Universität herkam.</p><lb/>
        <p>Und mögen alle die Pumphosen bis zum Großtürken hinauf hinter ihm drein fahren!</p><lb/>
        <p>Und der Metternich &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ein junger Actuarius hatte diesen Ausruf begonnen, konnte ihn aber nicht vollenden,                denn ein vorsichtiger Kanzlerrath schnitt die Fortsetzung ab mit der Frage: Was macht                denn der Alexander Ipsilanti? Und als ihm geantwortet wurde, der sitze immer noch,                wandte er sich an einen pensionirten Steuerbeamten, der sich nebenher mit Poesie                beschäftigte, und forderte ihn auf, diesem Patrioten ein Musenopfer zu bringen.</p><lb/>
        <p>In meiner nächsten Muselstunde soll's geschehen! betheuerte der Aufgeforderte mit                geschmeicheltem Lächeln.</p><lb/>
        <p>Eine Bewegung unterdrückter Heiterkeit lief über den Tisch. Um dieselbe unmerkbarer                zu machen, rief Einer: Es ist doch schändlich von den Oesterreichern, den                griechischen Helden so mir nichts dir nichts einzustecken.</p><lb/>
        <p>An England wär's, ihnen das zu verbieten! rief ein Anderer. England soll seine                Schuldigkeit thun!</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0105] Die ganze Gesellschaft sprang auf. Hurrah! Ein Teufelskerl der Miaulis! Kapudan hoch! und immer höher! Vivat sequens! rief ein angehender Vicar, der frisch von der Universität herkam. Und mögen alle die Pumphosen bis zum Großtürken hinauf hinter ihm drein fahren! Und der Metternich — Ein junger Actuarius hatte diesen Ausruf begonnen, konnte ihn aber nicht vollenden, denn ein vorsichtiger Kanzlerrath schnitt die Fortsetzung ab mit der Frage: Was macht denn der Alexander Ipsilanti? Und als ihm geantwortet wurde, der sitze immer noch, wandte er sich an einen pensionirten Steuerbeamten, der sich nebenher mit Poesie beschäftigte, und forderte ihn auf, diesem Patrioten ein Musenopfer zu bringen. In meiner nächsten Muselstunde soll's geschehen! betheuerte der Aufgeforderte mit geschmeicheltem Lächeln. Eine Bewegung unterdrückter Heiterkeit lief über den Tisch. Um dieselbe unmerkbarer zu machen, rief Einer: Es ist doch schändlich von den Oesterreichern, den griechischen Helden so mir nichts dir nichts einzustecken. An England wär's, ihnen das zu verbieten! rief ein Anderer. England soll seine Schuldigkeit thun!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/105
Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/105>, abgerufen am 25.11.2024.