Hochzeit? sagte sie: ich hab' gemeint, es sei -- von etwas Andrem die Rede. Hab' ich denn so schrecklich träumt?
Er wiederholte ihr, daß er gleich am nächsten Tage mit ihr zur Trauung wandern werde. Ihr Angesicht belebte und erheiterte sich nach und nach. Ist's denn wirklich wahr? sagte sie: soll ich endlich einmal mit dir vor den Altar kommen?
Sieben Jahre -- so lang' wird's jetzt sein, daß wir das erstemal mit einander vor Kirchenconvent gewesen sind -- sieben Jahre hab' ich mir's um dich sauer werden lassen müssen, wie der Erzvater Jakob um die Rahel, und jetzt ist's endlich gewonnen.
Gelt, und darüber bin ich zur Lea worden? sagte sie, einen scheuen Blick um sich werfend. Sie starrte die Gesellschaft an, wie wenn sie sie noch nie gesehen hätte, und drängte ängstlich fort. Er erklärte sich bereit mit ihr zu gehen.
Wir wollen jetzt auch zur Ruhe, versetzte die Alte.
Der Hitzling ist hinab, sagte ihr Sohn, gen Himmel deutend: die Glanzer sind aufgegangen.
Und der Jaim ist geschwächt, setzte Bettelmelcher hinzu, indem er das Fäßchen mit einem Fußtritt auf den Boden schleuderte.
Beim Abschied wurde der Gast in jenischer Sprache aufgefordert, sich bald wieder auf dieser Stelle einzufinden, wo er die Gesellschaft noch eine Zeit lang gelagert finden werde. Er gab sein Wort. Der Zigeuner bot ihm Kleider an, da ihre Garderobe reich versehen sei und er den kleinen Vorschuß bei Gelegenheit wieder erstatten könne. Er nahm das Anerbieten an und wurde alsbald mit einer vollstän¬ digen Kleidung versehen, die ihm für die Hochzeitreise sehr zu Statten kam. Christinen wurde nichts angeboten, und er scheute sich, etwas für sie anzusprechen. Bettelmelcher gab ihm noch genauere Anweisung über den Pfarrer, der ihn trauen sollte; er nannte ihm seinen Namen und beschrieb ihm seine Wohnung so genau, daß er nicht fehlen konnte.
Als das Paar sich mit einander entfernt hatte, blickte sich die Bande eine Zeit lang stillschweigend an; dann sagte der scheele Chri¬ stianus: Er ist reif, und dir, Frau Schwester, gratulir' ich zu der Eroberung. Laß du ihn zur Hochzeit und Copulation gehen, er hält's bei dem Bauernmensch keine acht Tage mehr aus.
Woher weißt du denn, daß ich ihn will? fragte seine jüngere Schwester.
Hochzeit? ſagte ſie: ich hab' gemeint, es ſei — von etwas Andrem die Rede. Hab' ich denn ſo ſchrecklich träumt?
Er wiederholte ihr, daß er gleich am nächſten Tage mit ihr zur Trauung wandern werde. Ihr Angeſicht belebte und erheiterte ſich nach und nach. Iſt's denn wirklich wahr? ſagte ſie: ſoll ich endlich einmal mit dir vor den Altar kommen?
Sieben Jahre — ſo lang' wird's jetzt ſein, daß wir das erſtemal mit einander vor Kirchenconvent geweſen ſind — ſieben Jahre hab' ich mir's um dich ſauer werden laſſen müſſen, wie der Erzvater Jakob um die Rahel, und jetzt iſt's endlich gewonnen.
Gelt, und darüber bin ich zur Lea worden? ſagte ſie, einen ſcheuen Blick um ſich werfend. Sie ſtarrte die Geſellſchaft an, wie wenn ſie ſie noch nie geſehen hätte, und drängte ängſtlich fort. Er erklärte ſich bereit mit ihr zu gehen.
Wir wollen jetzt auch zur Ruhe, verſetzte die Alte.
Der Hitzling iſt hinab, ſagte ihr Sohn, gen Himmel deutend: die Glanzer ſind aufgegangen.
Und der Jaim iſt geſchwächt, ſetzte Bettelmelcher hinzu, indem er das Fäßchen mit einem Fußtritt auf den Boden ſchleuderte.
Beim Abſchied wurde der Gaſt in jeniſcher Sprache aufgefordert, ſich bald wieder auf dieſer Stelle einzufinden, wo er die Geſellſchaft noch eine Zeit lang gelagert finden werde. Er gab ſein Wort. Der Zigeuner bot ihm Kleider an, da ihre Garderobe reich verſehen ſei und er den kleinen Vorſchuß bei Gelegenheit wieder erſtatten könne. Er nahm das Anerbieten an und wurde alsbald mit einer vollſtän¬ digen Kleidung verſehen, die ihm für die Hochzeitreiſe ſehr zu Statten kam. Chriſtinen wurde nichts angeboten, und er ſcheute ſich, etwas für ſie anzuſprechen. Bettelmelcher gab ihm noch genauere Anweiſung über den Pfarrer, der ihn trauen ſollte; er nannte ihm ſeinen Namen und beſchrieb ihm ſeine Wohnung ſo genau, daß er nicht fehlen konnte.
Als das Paar ſich mit einander entfernt hatte, blickte ſich die Bande eine Zeit lang ſtillſchweigend an; dann ſagte der ſcheele Chri¬ ſtianus: Er iſt reif, und dir, Frau Schweſter, gratulir' ich zu der Eroberung. Laß du ihn zur Hochzeit und Copulation gehen, er hält's bei dem Bauernmenſch keine acht Tage mehr aus.
Woher weißt du denn, daß ich ihn will? fragte ſeine jüngere Schweſter.
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Hochzeit? ſagte ſie: ich hab' gemeint, es ſei — von etwas Andrem
die Rede. Hab' ich denn ſo ſchrecklich träumt?
Er wiederholte ihr, daß er gleich am nächſten Tage mit ihr zur
Trauung wandern werde. Ihr Angeſicht belebte und erheiterte ſich
nach und nach. Iſt's denn wirklich wahr? ſagte ſie: ſoll ich endlich
einmal mit dir vor den Altar kommen?
Sieben Jahre — ſo lang' wird's jetzt ſein, daß wir das erſtemal
mit einander vor Kirchenconvent geweſen ſind — ſieben Jahre hab'
ich mir's um dich ſauer werden laſſen müſſen, wie der Erzvater Jakob
um die Rahel, und jetzt iſt's endlich gewonnen.
Gelt, und darüber bin ich zur Lea worden? ſagte ſie, einen ſcheuen
Blick um ſich werfend. Sie ſtarrte die Geſellſchaft an, wie wenn ſie
ſie noch nie geſehen hätte, und drängte ängſtlich fort. Er erklärte
ſich bereit mit ihr zu gehen.
Wir wollen jetzt auch zur Ruhe, verſetzte die Alte.
Der Hitzling iſt hinab, ſagte ihr Sohn, gen Himmel deutend: die
Glanzer ſind aufgegangen.
Und der Jaim iſt geſchwächt, ſetzte Bettelmelcher hinzu, indem er
das Fäßchen mit einem Fußtritt auf den Boden ſchleuderte.
Beim Abſchied wurde der Gaſt in jeniſcher Sprache aufgefordert,
ſich bald wieder auf dieſer Stelle einzufinden, wo er die Geſellſchaft
noch eine Zeit lang gelagert finden werde. Er gab ſein Wort. Der
Zigeuner bot ihm Kleider an, da ihre Garderobe reich verſehen ſei
und er den kleinen Vorſchuß bei Gelegenheit wieder erſtatten könne.
Er nahm das Anerbieten an und wurde alsbald mit einer vollſtän¬
digen Kleidung verſehen, die ihm für die Hochzeitreiſe ſehr zu Statten
kam. Chriſtinen wurde nichts angeboten, und er ſcheute ſich, etwas
für ſie anzuſprechen. Bettelmelcher gab ihm noch genauere Anweiſung
über den Pfarrer, der ihn trauen ſollte; er nannte ihm ſeinen Namen
und beſchrieb ihm ſeine Wohnung ſo genau, daß er nicht fehlen konnte.
Als das Paar ſich mit einander entfernt hatte, blickte ſich die
Bande eine Zeit lang ſtillſchweigend an; dann ſagte der ſcheele Chri¬
ſtianus: Er iſt reif, und dir, Frau Schweſter, gratulir' ich zu der
Eroberung. Laß du ihn zur Hochzeit und Copulation gehen, er hält's
bei dem Bauernmenſch keine acht Tage mehr aus.
Woher weißt du denn, daß ich ihn will? fragte ſeine jüngere Schweſter.
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/408>, abgerufen am 25.11.2024.
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