hat der Dinkel um dreißig Kreuzer abgeschlagen, im August hat er noch vier Gulden kost't.
Der Amtmann rechnete mit dem Bleistift auf einem Stück Sudel¬ papier. Vier Scheffel Dinkel, murmelte er, thut vierzehn Gulden; drei Scheffel Haber, thut sieben Gulden dreißig, beides nach jetzigem Preis. Zusammen also einundzwanzig Gulden und dreißig Kreuzer. Ist er mit der Taxation zufrieden?
Herr Amtmann, antwortete Friedrich, ich hab' zu meinem Vater gesagt, wenn der Fruchtpreis bis zur Abrechnung anziehe, so solle das sein Nutzen sein; also sollt's eigentlich mir zu gut kommen, wenn der Preis unter der Zeit gefallen ist, weil mein Vater ja doch damals nicht hat verkaufen wollen. Aber ich bin nicht so interessirt. Machen Sie nur das Ungerade voll und rechnen Sie zweiundzwanzig Gulden, daß die Zahl rund ist.
Ich weiß nicht was Er will, sagte der Amtmann. Ich habe ja nach dem heutigen Preis, also zu Seinen Gunsten gerechnet.
Richtig, Herr Amtmann, erwiderte Friedrich, aber Sie haben vier Scheffel Dinkel und drei Scheffel Haber angenommen, und es können eben so gut vier Scheffel Haber und drei Scheffel Dinkel gewesen sein, oder auch gradaus halb und halb.
Ist mir das eine Strohhalmspalterei! rief der Amtmann verdrie߬ lich. Die beiden Gerichtsbeisitzer lachten. Wenn's hoch kommt, so macht's 'n Gulden Unterschied, und 'n halben Gulden will er ja sel¬ ber drein geben, sagte der eine. Kommst endlich in's Rechnen? rief Friedrich's Vormund: 's wär' wohl Zeit,'daß du dran dächtest; hätt'st aber schon früher anfangen sollen.
Damit Er sieht, daß Ihm kein Unrecht geschieht, so will ich's Ihm vorrechnen, sagte der Amtmann und griff wieder zum Bleistift.
Ach, mir ist's ja nicht um's Geld! sagte Friedrich zugleich ärger¬ lich und beschämt. Ihn hatte bloß das verdrossen, daß man von den möglichen Grundlagen der Berechnung die ungünstigste angenom¬ men hatte.
Während der Amtmann noch rechnete, hörte man vor der Thüre, die der Schütz aus Neugier ein wenig offen gelassen hatte, einen schwe¬ ren Tritt, der von wiederholtem Räuspern des Kommenden begleitet war, dann einen Wortwechsel mit dem Schützen, welcher endlich sagte:
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hat der Dinkel um dreißig Kreuzer abgeſchlagen, im Auguſt hat er noch vier Gulden koſt't.
Der Amtmann rechnete mit dem Bleiſtift auf einem Stück Sudel¬ papier. Vier Scheffel Dinkel, murmelte er, thut vierzehn Gulden; drei Scheffel Haber, thut ſieben Gulden dreißig, beides nach jetzigem Preis. Zuſammen alſo einundzwanzig Gulden und dreißig Kreuzer. Iſt er mit der Taxation zufrieden?
Herr Amtmann, antwortete Friedrich, ich hab' zu meinem Vater geſagt, wenn der Fruchtpreis bis zur Abrechnung anziehe, ſo ſolle das ſein Nutzen ſein; alſo ſollt's eigentlich mir zu gut kommen, wenn der Preis unter der Zeit gefallen iſt, weil mein Vater ja doch damals nicht hat verkaufen wollen. Aber ich bin nicht ſo intereſſirt. Machen Sie nur das Ungerade voll und rechnen Sie zweiundzwanzig Gulden, daß die Zahl rund iſt.
Ich weiß nicht was Er will, ſagte der Amtmann. Ich habe ja nach dem heutigen Preis, alſo zu Seinen Gunſten gerechnet.
Richtig, Herr Amtmann, erwiderte Friedrich, aber Sie haben vier Scheffel Dinkel und drei Scheffel Haber angenommen, und es können eben ſo gut vier Scheffel Haber und drei Scheffel Dinkel geweſen ſein, oder auch gradaus halb und halb.
Iſt mir das eine Strohhalmſpalterei! rief der Amtmann verdrie߬ lich. Die beiden Gerichtsbeiſitzer lachten. Wenn's hoch kommt, ſo macht's 'n Gulden Unterſchied, und 'n halben Gulden will er ja ſel¬ ber drein geben, ſagte der eine. Kommſt endlich in's Rechnen? rief Friedrich's Vormund: 's wär' wohl Zeit,'daß du dran dächteſt; hätt'ſt aber ſchon früher anfangen ſollen.
Damit Er ſieht, daß Ihm kein Unrecht geſchieht, ſo will ich's Ihm vorrechnen, ſagte der Amtmann und griff wieder zum Bleiſtift.
Ach, mir iſt's ja nicht um's Geld! ſagte Friedrich zugleich ärger¬ lich und beſchämt. Ihn hatte bloß das verdroſſen, daß man von den möglichen Grundlagen der Berechnung die ungünſtigſte angenom¬ men hatte.
Während der Amtmann noch rechnete, hörte man vor der Thüre, die der Schütz aus Neugier ein wenig offen gelaſſen hatte, einen ſchwe¬ ren Tritt, der von wiederholtem Räuſpern des Kommenden begleitet war, dann einen Wortwechſel mit dem Schützen, welcher endlich ſagte:
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hat der Dinkel um dreißig Kreuzer abgeſchlagen, im Auguſt hat er
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Der Amtmann rechnete mit dem Bleiſtift auf einem Stück Sudel¬
papier. Vier Scheffel Dinkel, murmelte er, thut vierzehn Gulden;
drei Scheffel Haber, thut ſieben Gulden dreißig, beides nach jetzigem
Preis. Zuſammen alſo einundzwanzig Gulden und dreißig Kreuzer.
Iſt er mit der Taxation zufrieden?
Herr Amtmann, antwortete Friedrich, ich hab' zu meinem Vater
geſagt, wenn der Fruchtpreis bis zur Abrechnung anziehe, ſo ſolle das
ſein Nutzen ſein; alſo ſollt's eigentlich mir zu gut kommen, wenn der
Preis unter der Zeit gefallen iſt, weil mein Vater ja doch damals
nicht hat verkaufen wollen. Aber ich bin nicht ſo intereſſirt. Machen
Sie nur das Ungerade voll und rechnen Sie zweiundzwanzig Gulden,
daß die Zahl rund iſt.
Ich weiß nicht was Er will, ſagte der Amtmann. Ich habe ja
nach dem heutigen Preis, alſo zu Seinen Gunſten gerechnet.
Richtig, Herr Amtmann, erwiderte Friedrich, aber Sie haben vier
Scheffel Dinkel und drei Scheffel Haber angenommen, und es können
eben ſo gut vier Scheffel Haber und drei Scheffel Dinkel geweſen
ſein, oder auch gradaus halb und halb.
Iſt mir das eine Strohhalmſpalterei! rief der Amtmann verdrie߬
lich. Die beiden Gerichtsbeiſitzer lachten. Wenn's hoch kommt, ſo
macht's 'n Gulden Unterſchied, und 'n halben Gulden will er ja ſel¬
ber drein geben, ſagte der eine. Kommſt endlich in's Rechnen? rief
Friedrich's Vormund: 's wär' wohl Zeit,'daß du dran dächteſt; hätt'ſt
aber ſchon früher anfangen ſollen.
Damit Er ſieht, daß Ihm kein Unrecht geſchieht, ſo will ich's Ihm
vorrechnen, ſagte der Amtmann und griff wieder zum Bleiſtift.
Ach, mir iſt's ja nicht um's Geld! ſagte Friedrich zugleich ärger¬
lich und beſchämt. Ihn hatte bloß das verdroſſen, daß man von den
möglichen Grundlagen der Berechnung die ungünſtigſte angenom¬
men hatte.
Während der Amtmann noch rechnete, hörte man vor der Thüre,
die der Schütz aus Neugier ein wenig offen gelaſſen hatte, einen ſchwe¬
ren Tritt, der von wiederholtem Räuſpern des Kommenden begleitet
war, dann einen Wortwechſel mit dem Schützen, welcher endlich ſagte:
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/291>, abgerufen am 24.11.2024.
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