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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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sagte er leise zu Friedrich, und doch weiß ich dem Kerl das Maul
nicht anders zu stopfen, denn daß ich ihn aus der Schul' schwatzen
lass'; das kitzelt seinen Hochmuth. Und zum dritten Mal fragte er
ihn, was sonst noch verhandelt worden sei.

Ein Husarentanz, sagte der Schütz.

Was? riefen die Andern und sperrten Maul und Augen auf.

Die Conventsherren werden doch nicht getanzt haben, sagte der
Müllerknecht.

Dummes Geschwätz! entgegnete der Schütz. Dem Herrn Amt¬
mann war angezeigt worden, daß in einem Lichtkarz bei der kropfigen
Lisabeth Kuchen gegessen worden seien und daß des Xanders Bäsle,
die bei ihm dient, den Husarentanz dabei getanzt habe, wobei auch
ledige Bursche zugegen gewesen seien. Die Tänzerin und die Lisa¬
beth, weil die den Karz ohne Erlaubniß gehalten, sind jede ein paar
Stunden ins Häusle gesprochen und mit einem Weiberfrevel gestraft
worden, und von dem Weibsgeziefer, das im Karz Kuchen gessen
hat, ist jede um elf Kreuzer gestraft worden, so auch der Beck, der
neben der Lisabeth wohnt und die Kuchen backen hat.

Friedrich horchte hoch auf: dies war der Karz, in welchen Chri¬
stine durch seine Vermittlung eingeführt worden war. Er hütete sich
aber wohl zu fragen, ob Christine unter den Gestraften gewesen sei.

Der Husarentanz? fragte der Müllerknecht: was ist denn das für
ein Tanz?

Kein besonders anständiger, antwortete ihm Friedrich.

Der Husarentanz, sagte der Schütz, nun, das ist eben der Hu¬
sarentanz. Wer wird denn den nicht kennen?

Der Schütz, rief der Kübler, stellt sich doch als ob er Alles
wüßt'! Ich bin euch gut dafür, daß er ihn selber nicht kennt.

Was, ich? erwiderte der Schütz und richtete sich stolz empor, ich
soll ihn nicht kennen?

Nein, ich wett' was du willst.

Eine Flasch' Wein!

Eingeschlagen!

Und ohne an seine Amtswürde zu denken, sprang der Schütz vom
Stuhl auf, setzte den Hut verkehrt auf den Kopf, nahm die Rock¬
zipfel zwischen die Zähne und führte einen seltsamen Tanz mit plum¬

ſagte er leiſe zu Friedrich, und doch weiß ich dem Kerl das Maul
nicht anders zu ſtopfen, denn daß ich ihn aus der Schul' ſchwatzen
laſſ'; das kitzelt ſeinen Hochmuth. Und zum dritten Mal fragte er
ihn, was ſonſt noch verhandelt worden ſei.

Ein Huſarentanz, ſagte der Schütz.

Was? riefen die Andern und ſperrten Maul und Augen auf.

Die Conventsherren werden doch nicht getanzt haben, ſagte der
Müllerknecht.

Dummes Geſchwätz! entgegnete der Schütz. Dem Herrn Amt¬
mann war angezeigt worden, daß in einem Lichtkarz bei der kropfigen
Liſabeth Kuchen gegeſſen worden ſeien und daß des Xanders Bäsle,
die bei ihm dient, den Huſarentanz dabei getanzt habe, wobei auch
ledige Burſche zugegen geweſen ſeien. Die Tänzerin und die Liſa¬
beth, weil die den Karz ohne Erlaubniß gehalten, ſind jede ein paar
Stunden ins Häusle geſprochen und mit einem Weiberfrevel geſtraft
worden, und von dem Weibsgeziefer, das im Karz Kuchen geſſen
hat, iſt jede um elf Kreuzer geſtraft worden, ſo auch der Beck, der
neben der Liſabeth wohnt und die Kuchen backen hat.

Friedrich horchte hoch auf: dies war der Karz, in welchen Chri¬
ſtine durch ſeine Vermittlung eingeführt worden war. Er hütete ſich
aber wohl zu fragen, ob Chriſtine unter den Geſtraften geweſen ſei.

Der Huſarentanz? fragte der Müllerknecht: was iſt denn das für
ein Tanz?

Kein beſonders anſtändiger, antwortete ihm Friedrich.

Der Huſarentanz, ſagte der Schütz, nun, das iſt eben der Hu¬
ſarentanz. Wer wird denn den nicht kennen?

Der Schütz, rief der Kübler, ſtellt ſich doch als ob er Alles
wüßt'! Ich bin euch gut dafür, daß er ihn ſelber nicht kennt.

Was, ich? erwiderte der Schütz und richtete ſich ſtolz empor, ich
ſoll ihn nicht kennen?

Nein, ich wett' was du willſt.

Eine Flaſch' Wein!

Eingeſchlagen!

Und ohne an ſeine Amtswürde zu denken, ſprang der Schütz vom
Stuhl auf, ſetzte den Hut verkehrt auf den Kopf, nahm die Rock¬
zipfel zwiſchen die Zähne und führte einen ſeltſamen Tanz mit plum¬

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[102/0118] ſagte er leiſe zu Friedrich, und doch weiß ich dem Kerl das Maul nicht anders zu ſtopfen, denn daß ich ihn aus der Schul' ſchwatzen laſſ'; das kitzelt ſeinen Hochmuth. Und zum dritten Mal fragte er ihn, was ſonſt noch verhandelt worden ſei. Ein Huſarentanz, ſagte der Schütz. Was? riefen die Andern und ſperrten Maul und Augen auf. Die Conventsherren werden doch nicht getanzt haben, ſagte der Müllerknecht. Dummes Geſchwätz! entgegnete der Schütz. Dem Herrn Amt¬ mann war angezeigt worden, daß in einem Lichtkarz bei der kropfigen Liſabeth Kuchen gegeſſen worden ſeien und daß des Xanders Bäsle, die bei ihm dient, den Huſarentanz dabei getanzt habe, wobei auch ledige Burſche zugegen geweſen ſeien. Die Tänzerin und die Liſa¬ beth, weil die den Karz ohne Erlaubniß gehalten, ſind jede ein paar Stunden ins Häusle geſprochen und mit einem Weiberfrevel geſtraft worden, und von dem Weibsgeziefer, das im Karz Kuchen geſſen hat, iſt jede um elf Kreuzer geſtraft worden, ſo auch der Beck, der neben der Liſabeth wohnt und die Kuchen backen hat. Friedrich horchte hoch auf: dies war der Karz, in welchen Chri¬ ſtine durch ſeine Vermittlung eingeführt worden war. Er hütete ſich aber wohl zu fragen, ob Chriſtine unter den Geſtraften geweſen ſei. Der Huſarentanz? fragte der Müllerknecht: was iſt denn das für ein Tanz? Kein beſonders anſtändiger, antwortete ihm Friedrich. Der Huſarentanz, ſagte der Schütz, nun, das iſt eben der Hu¬ ſarentanz. Wer wird denn den nicht kennen? Der Schütz, rief der Kübler, ſtellt ſich doch als ob er Alles wüßt'! Ich bin euch gut dafür, daß er ihn ſelber nicht kennt. Was, ich? erwiderte der Schütz und richtete ſich ſtolz empor, ich ſoll ihn nicht kennen? Nein, ich wett' was du willſt. Eine Flaſch' Wein! Eingeſchlagen! Und ohne an ſeine Amtswürde zu denken, ſprang der Schütz vom Stuhl auf, ſetzte den Hut verkehrt auf den Kopf, nahm die Rock¬ zipfel zwiſchen die Zähne und führte einen ſeltſamen Tanz mit plum¬

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/118>, abgerufen am 25.11.2024.