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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/
Das 13. Capitel.

Magnesia.

SOlche wird darumb also genennet/ dieweil es sich/ so wohl am Ge-
wicht/ als an der Farb mit dem Magnetstein vergleichet. Dieses ist
eine fast allgemeine Materia des Glases/und gebrauchet man diese Ma-
gnesie nicht allein zu dem Ende/ daß dadurch die grüne und blaue Farb
dem Glas benommen werde/ davon Virgilius im 4ten Buch Georgi-
cor.
also singet:
-- -- Eam circum Milesia vellera Nymphae
Carpebant hyali saturo fucata colore.

Teutsch:

Vom Thale brachs die Nymph/ das durch Myleso gehet/
Welchs stets in voller Blüht und hoher Farbe stehet.

Ein Ausleger des Virgilii füget zu diesem Verse noch hinzu/ nachfol-
gende Wort: Vitreo viridi, Nymphis apto, in Glas-grüner Farb/ so
zum Wasser sich schicket.

Die grüne Farb ist in allen Glas-Sorten zu finden/ dahero mag
die Magnesie mit allem Fug eine Seiffe/ welche das Glas reiniget/ ge-
nennet werden; es giebet auch die gedachte Magnesia dem Glas aller-
ley Farb/ als roth/ schwartz/ Purpur-Farb und dergleichen; ja sie mag
für eine Haupt-Materia aller Farben gehalten oder benamset werden/
wie solches dieses gantze gegenwertige Buch/ und absonderlich Caesalpin9
mit folgenden Worten weitläufftig und warhaftig erweiset/ also lautende:
"Es wird diese Art des Magnetsteins heut zu Tag ins gemein Manganese
"und vom Alberto Magno, Magnesie genennet/ und wird zu dem Glas-
"machen gebrauchet; dieweil man darvor hält/ daß es das geschmoltzene
"Glas/ gleichwie der Magnet das Eysen/ an sich ziehet: Es ist ein
"schwärtzlichter/ dem Magnet ähnlicher Stein/ und gebrauchen ihn die
"Glasmacher; denn so man von solcher Magnesie nur ein wenig mit ge-
"schmoltzenen Glas vermenget/ so reiniget es dasselbige von allen fremb-
"den Farben/ und machet das Glas heller; nimmt man aber der ge-
"dachten Magnesie etwas mehrers/ so bekommet das Glas eine Pur-
"purfarb: Man bringet diese Magnesie aus Teutschland/ auch wird sie
"in Jtalien/ aus den Bergen Vitorbii, und anderswo gegraben.

Plinius gedencket auch eines falschen Magnetsteins/ also schrei-

bend:
C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/
Das 13. Capitel.

Magneſia.

SOlche wird darumb alſo genennet/ dieweil es ſich/ ſo wohl am Ge-
wicht/ als an der Farb mit dem Magnetſtein vergleichet. Dieſes iſt
eine faſt allgemeine Materia des Glaſes/und gebrauchet man dieſe Ma-
gneſie nicht allein zu dem Ende/ daß dadurch die gruͤne und blaue Farb
dem Glas benommen werde/ davon Virgilius im 4ten Buch Georgi-
cor.
alſo ſinget:
‒‒ ‒‒ Eam circum Mileſia vellera Nymphæ
Carpebant hyali ſaturo fucata colore.

Teutſch:

Vom Thale brachs die Nymph/ das durch Myleſo gehet/
Welchs ſtets in voller Bluͤht und hoher Farbe ſtehet.

Ein Ausleger des Virgilii fuͤget zu dieſem Verſe noch hinzu/ nachfol-
gende Wort: Vitreo viridi, Nymphis apto, in Glas-gruͤner Farb/ ſo
zum Waſſer ſich ſchicket.

Die gruͤne Farb iſt in allen Glas-Sorten zu finden/ dahero mag
die Magneſie mit allem Fug eine Seiffe/ welche das Glas reiniget/ ge-
nennet werden; es giebet auch die gedachte Magneſia dem Glas aller-
ley Farb/ als roth/ ſchwartz/ Purpur-Farb und dergleichen; ja ſie mag
fuͤr eine Haupt-Materia aller Farben gehalten oder benamſet werden/
wie ſolches dieſes gantze gegenwertige Buch/ und abſonderlich Cæſalpin9
mit folgenden Worten weitlaͤufftig und waꝛhaftig erweiſet/ alſo lautende:
„Es wird dieſe Art des Magnetſteins heut zu Tag ins gemein Manganeſe
„und vom Alberto Magno, Magneſie genennet/ und wird zu dem Glas-
„machen gebrauchet; dieweil man darvor haͤlt/ daß es das geſchmoltzene
„Glas/ gleichwie der Magnet das Eyſen/ an ſich ziehet: Es iſt ein
„ſchwaͤrtzlichter/ dem Magnet aͤhnlicher Stein/ und gebrauchen ihn die
„Glasmacher; denn ſo man von ſolcher Magneſie nur ein wenig mit ge-
„ſchmoltzenen Glas vermenget/ ſo reiniget es daſſelbige von allen fremb-
„den Farben/ und machet das Glas heller; nimmt man aber der ge-
„dachten Magneſie etwas mehrers/ ſo bekommet das Glas eine Pur-
„purfarb: Man bringet dieſe Magneſie aus Teutſchland/ auch wird ſie
„in Jtalien/ aus den Bergen Vitorbii, und anderswo gegraben.

Plinius gedencket auch eines falſchen Magnetſteins/ alſo ſchrei-

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[208[268]/0312] C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ Das 13. Capitel. Magneſia. SOlche wird darumb alſo genennet/ dieweil es ſich/ ſo wohl am Ge- wicht/ als an der Farb mit dem Magnetſtein vergleichet. Dieſes iſt eine faſt allgemeine Materia des Glaſes/und gebrauchet man dieſe Ma- gneſie nicht allein zu dem Ende/ daß dadurch die gruͤne und blaue Farb dem Glas benommen werde/ davon Virgilius im 4ten Buch Georgi- cor. alſo ſinget: ‒‒ ‒‒ Eam circum Mileſia vellera Nymphæ Carpebant hyali ſaturo fucata colore. Teutſch: Vom Thale brachs die Nymph/ das durch Myleſo gehet/ Welchs ſtets in voller Bluͤht und hoher Farbe ſtehet. Ein Ausleger des Virgilii fuͤget zu dieſem Verſe noch hinzu/ nachfol- gende Wort: Vitreo viridi, Nymphis apto, in Glas-gruͤner Farb/ ſo zum Waſſer ſich ſchicket. Die gruͤne Farb iſt in allen Glas-Sorten zu finden/ dahero mag die Magneſie mit allem Fug eine Seiffe/ welche das Glas reiniget/ ge- nennet werden; es giebet auch die gedachte Magneſia dem Glas aller- ley Farb/ als roth/ ſchwartz/ Purpur-Farb und dergleichen; ja ſie mag fuͤr eine Haupt-Materia aller Farben gehalten oder benamſet werden/ wie ſolches dieſes gantze gegenwertige Buch/ und abſonderlich Cæſalpin9 mit folgenden Worten weitlaͤufftig und waꝛhaftig erweiſet/ alſo lautende: „Es wird dieſe Art des Magnetſteins heut zu Tag ins gemein Manganeſe „und vom Alberto Magno, Magneſie genennet/ und wird zu dem Glas- „machen gebrauchet; dieweil man darvor haͤlt/ daß es das geſchmoltzene „Glas/ gleichwie der Magnet das Eyſen/ an ſich ziehet: Es iſt ein „ſchwaͤrtzlichter/ dem Magnet aͤhnlicher Stein/ und gebrauchen ihn die „Glasmacher; denn ſo man von ſolcher Magneſie nur ein wenig mit ge- „ſchmoltzenen Glas vermenget/ ſo reiniget es daſſelbige von allen fremb- „den Farben/ und machet das Glas heller; nimmt man aber der ge- „dachten Magneſie etwas mehrers/ ſo bekommet das Glas eine Pur- „purfarb: Man bringet dieſe Magneſie aus Teutſchland/ auch wird ſie „in Jtalien/ aus den Bergen Vitorbii, und anderswo gegraben. Plinius gedencket auch eines falſchen Magnetſteins/ alſo ſchrei- bend:

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 208[268]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/312>, abgerufen am 22.11.2024.