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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Einleitungs-Vorrede
geschehen; nach deme sie das Saltz und die Aschen des gedach-
ten Krautes mit einander wohl vereiniget/ und mit darzu-
täuglichen Sand und Steinen vermischet haben: Dieses
nun hat dem menschlichen Verstand die Art und Weiß gezeiget/
wie nicht allein das Glaß/ sondern auch die Crystallen und
was diesem anhängig/ samt noch dergleichen vielen andern
schönen Glaß-Wercken/ bereitet werden können.

Uber dieses/ so ist bey einem und andern alten Scriben-
ten der Ruff/ als ob zu den Zeiten bey der Regirung des Kay-
sers Tiberii, eine Manier wäre erfunden worden/ wie man
das Glaß zurichten könne/ daß es sich/ gleich einem andern
Metall hämmern liesse; allein/ sie fügen noch darzu/ die Sa-
che wäre nachgehends sehr formidabel/ dahero verborgen ge-
blieben/ heuntzutage aber/ gantz und gar unbekant und ver-
lohren worden: Denn/ wann dergleichen heuntigestages sol-
te erfunden/ und an den Tag gebracht werden/ so würde das
Glaß/ wegen solcher Schöne/ und Unverderblichkeit/ in sei-
nem Werth/ viel höher als das Gold und Silber geachtet
werden; da es alsdann weder vom Rost/ noch vom Ge-
schmack/ Geruch oder andern Qvalitäten etwas an sich neh-
men/ noch von denselben würde verändert werden können.

Jndem Gebrauch der Spiegel/ und der Brillen-Glä-
ser/ giebt das Glaß dem Menschen/ noch einen andern sehr
grossen Nutzen: Und obwol diese Brillen-Gläser aus dem na-
türlichen Berg Crystall/ jene Spiegel aber aus den vermisch-
ten Theilen des Ertzes oder Kupffers/ und Zinnes/ welche
ins gemein die Stahlmixtur genennet wird/ bereitet werden
können; so werden doch beyde viel beqvemer/ mit geringern
Unkosten/ hingegen schöner und mit grössern effect, auch aus
dem Glaß bereitet: Jnsonderheit stellen die Spiegel/ von der
gedachten Stahlmixtur verfertiget/ die lebendigen Bilder/
nicht so gut und natürlich vor/ gleich wie die gläserne thun/
ungeachtet die Stahl-Spiegel mehrers kosten/ und viel müh-

samer/

Einleitungs-Vorrede
geſchehen; nach deme ſie das Saltz und die Aſchen des gedach-
ten Krautes mit einander wohl vereiniget/ und mit darzu-
taͤuglichen Sand und Steinen vermiſchet haben: Dieſes
nun hat dem menſchlichen Veꝛſtand die Aꝛt und Weiß gezeiget/
wie nicht allein das Glaß/ ſondern auch die Cryſtallen und
was dieſem anhaͤngig/ ſamt noch dergleichen vielen andern
ſchoͤnen Glaß-Wercken/ bereitet werden koͤnnen.

Uber dieſes/ ſo iſt bey einem und andern alten Scriben-
ten der Ruff/ als ob zu den Zeiten bey der Regirung des Kay-
ſers Tiberii, eine Manier waͤre erfunden worden/ wie man
das Glaß zurichten koͤnne/ daß es ſich/ gleich einem andern
Metall haͤmmern lieſſe; allein/ ſie fuͤgen noch darzu/ die Sa-
che waͤre nachgehends ſehr formidabel/ dahero verborgen ge-
blieben/ heuntzutage aber/ gantz und gar unbekant und ver-
lohren worden: Denn/ wann dergleichen heuntigestages ſol-
te erfunden/ und an den Tag gebracht werden/ ſo wuͤrde das
Glaß/ wegen ſolcher Schoͤne/ und Unverderblichkeit/ in ſei-
nem Werth/ viel hoͤher als das Gold und Silber geachtet
werden; da es alsdann weder vom Roſt/ noch vom Ge-
ſchmack/ Geruch oder andern Qvalitaͤten etwas an ſich neh-
men/ noch von denſelben wuͤrde veraͤndert werden koͤnnen.

Jndem Gebrauch der Spiegel/ und der Brillen-Glaͤ-
ſer/ giebt das Glaß dem Menſchen/ noch einen andern ſehr
groſſen Nutzen: Und obwol dieſe Brillen-Glaͤſer aus dem na-
tuͤrlichen Berg Cryſtall/ jene Spiegel aber aus den vermiſch-
ten Theilen des Ertzes oder Kupffers/ und Zinnes/ welche
ins gemein die Stahlmixtur genennet wird/ bereitet werden
koͤnnen; ſo werden doch beyde viel beqvemer/ mit geringern
Unkoſten/ hingegen ſchoͤner und mit groͤſſern effect, auch aus
dem Glaß bereitet: Jnſonderheit ſtellen die Spiegel/ von der
gedachten Stahlmixtur verfertiget/ die lebendigen Bilder/
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[4/0028] Einleitungs-Vorrede geſchehen; nach deme ſie das Saltz und die Aſchen des gedach- ten Krautes mit einander wohl vereiniget/ und mit darzu- taͤuglichen Sand und Steinen vermiſchet haben: Dieſes nun hat dem menſchlichen Veꝛſtand die Aꝛt und Weiß gezeiget/ wie nicht allein das Glaß/ ſondern auch die Cryſtallen und was dieſem anhaͤngig/ ſamt noch dergleichen vielen andern ſchoͤnen Glaß-Wercken/ bereitet werden koͤnnen. Uber dieſes/ ſo iſt bey einem und andern alten Scriben- ten der Ruff/ als ob zu den Zeiten bey der Regirung des Kay- ſers Tiberii, eine Manier waͤre erfunden worden/ wie man das Glaß zurichten koͤnne/ daß es ſich/ gleich einem andern Metall haͤmmern lieſſe; allein/ ſie fuͤgen noch darzu/ die Sa- che waͤre nachgehends ſehr formidabel/ dahero verborgen ge- blieben/ heuntzutage aber/ gantz und gar unbekant und ver- lohren worden: Denn/ wann dergleichen heuntigestages ſol- te erfunden/ und an den Tag gebracht werden/ ſo wuͤrde das Glaß/ wegen ſolcher Schoͤne/ und Unverderblichkeit/ in ſei- nem Werth/ viel hoͤher als das Gold und Silber geachtet werden; da es alsdann weder vom Roſt/ noch vom Ge- ſchmack/ Geruch oder andern Qvalitaͤten etwas an ſich neh- men/ noch von denſelben wuͤrde veraͤndert werden koͤnnen. Jndem Gebrauch der Spiegel/ und der Brillen-Glaͤ- ſer/ giebt das Glaß dem Menſchen/ noch einen andern ſehr groſſen Nutzen: Und obwol dieſe Brillen-Glaͤſer aus dem na- tuͤrlichen Berg Cryſtall/ jene Spiegel aber aus den vermiſch- ten Theilen des Ertzes oder Kupffers/ und Zinnes/ welche ins gemein die Stahlmixtur genennet wird/ bereitet werden koͤnnen; ſo werden doch beyde viel beqvemer/ mit geringern Unkoſten/ hingegen ſchoͤner und mit groͤſſern effect, auch aus dem Glaß bereitet: Jnſonderheit ſtellen die Spiegel/ von der gedachten Stahlmixtur verfertiget/ die lebendigen Bilder/ nicht ſo gut und natuͤrlich vor/ gleich wie die glaͤſerne thun/ ungeachtet die Stahl-Spiegel mehrers koſten/ und viel muͤh- ſamer/

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/28>, abgerufen am 22.11.2024.