Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Glasmacher-Kunst.
Der Monde kan auch hier die neue Monat geben/
Die Sonne macht das Jahr. Es zeiget sein[e] Stärck
Der hocherleuchte Geist/ so diese Welt regieret/
Ja selbst das Firmament/ das ferner ihm entfernt.
Nun/ weil die Hand verricht/ was der Natur gebühret;
Was Wunder/ daß man mir den Donner abgelernt?

Die Ursach/ warumb wir davor halten/ daß diese des Archimedis Welt-
Kugel von Glas gewesen sey/ zeiget Cardanus in seinem Buch de Subti-
litate
weitläufftig an.

Es hat auch über dieses die Lehr von der Reflexion und Refraction, so
vermittels der Kunstgläser observiret werden/ in der Philosophie sehr
wohl gedienet/ umb die Würckungen und Eigenschafften/ der Lufft/
des Wassers/ und anderer Liqvoren/ auch ihre mancherley Bewegun-
gen in den Röhren/ Phiolen oder Wettergläsern zu erfinden: ingleichen
die Experimenten des Vacui mit dem Qvecksilber/ wie auch noch un-
zehlich viel andere Experimenta, der Ausbreitung und Zusammenpres-
sung der Lufft/ in den Wettergläsern/ Wasser-und Wind-Künsten/ in
den Florentinischen/ Romanischen und Magdeburgischen Experimen-
ten. Davon Herr Robert Boyle Anlaß genommen zu seiner raren
Invention, vermittels welcher er so viel herrliche Conclusiones oder Fol-
gerungen erweiset/ und so viel sonderbare Experimenta erfunden/ durch
welche Er berühmt worden ist bey seiner gantzen Nation, wie auch bey
allen ausländischen Abgesandten/ und denen benachtbarten gelehrten
Leuten.

Allhier sind auch die Bre[n]nspiegel nicht zu vergessen; ingleichen die
Linsengläser/ vermittels welcher man das Licht in ein finster Gemach
fallen lässet/ aus welchen Plempius und Scheinerus die eigentliche Na-
tur des Sehens erwiesen haben; gleichwie auch Renatus Cartesius die
Gebährung des Regen-Bogens mit andern Gläsern gezeiget hat.

Auch muß man allhier der Rosenkräntze/ der Halsgehänge/ und
anderer dergleichen Zierrathen nicht vergessen/ als welche uns aus Gvi-
nea
eine grosse Menge Goldes zu wege bringen; dieweil die Jnnwohner
desselbigen Orts/ die Nasen/ Ohren/ Lefftzen und Beine mit dergleichen
gläseren Schmuck zu behängen pflegen: also hilfft auch das Glas unse-
re Häuser und Kirchen zieren/ indem dergleichen Gläser/ so wohl mit
natürlichen als künstlichen Sachen/ und mit den allerherrlichsten Ori-

enta-
Ff iij

Von der Glasmacher-Kunſt.
Der Monde kan auch hier die neue Monat geben/
Die Sonne macht das Jahr. Es zeiget ſein[e] Staͤrck
Der hocherleuchte Geiſt/ ſo dieſe Welt regieret/
Ja ſelbſt das Firmament/ das ferner ihm entfernt.
Nun/ weil die Hand verricht/ was der Natur gebuͤhret;
Was Wunder/ daß man mir den Doñer abgelernt?

Die Urſach/ warumb wir davor halten/ daß dieſe des Archimedis Welt-
Kugel von Glas geweſen ſey/ zeiget Cardanus in ſeinem Buch de Subti-
litate
weitlaͤufftig an.

Es hat auch uͤber dieſes die Lehr von der Reflexion und Refraction, ſo
vermittels der Kunſtglaͤſer obſerviret werden/ in der Philoſophie ſehr
wohl gedienet/ umb die Wuͤrckungen und Eigenſchafften/ der Lufft/
des Waſſers/ und anderer Liqvoren/ auch ihre mancherley Bewegun-
gen in den Roͤhren/ Phiolen oder Wetterglaͤſern zu erfinden: ingleichen
die Experimenten des Vacui mit dem Qveckſilber/ wie auch noch un-
zehlich viel andere Experimenta, der Ausbreitung und Zuſammenpreſ-
ſung der Lufft/ in den Wetterglaͤſern/ Waſſer-und Wind-Kuͤnſten/ in
den Florentiniſchen/ Romaniſchen und Magdeburgiſchen Experimen-
ten. Davon Herr Robert Boyle Anlaß genommen zu ſeiner raren
Invention, vermittels welcher er ſo viel herrliche Concluſiones oder Fol-
gerungen erweiſet/ und ſo viel ſonderbare Experimenta erfunden/ durch
welche Er beruͤhmt worden iſt bey ſeiner gantzen Nation, wie auch bey
allen auslaͤndiſchen Abgeſandten/ und denen benachtbarten gelehrten
Leuten.

Allhier ſind auch die Bre[n]nſpiegel nicht zu vergeſſen; ingleichen die
Linſenglaͤſer/ vermittels welcher man das Licht in ein finſter Gemach
fallen laͤſſet/ aus welchen Plempius und Scheinerus die eigentliche Na-
tur des Sehens erwieſen haben; gleichwie auch Renatus Carteſius die
Gebaͤhrung des Regen-Bogens mit andern Glaͤſern gezeiget hat.

Auch muß man allhier der Roſenkraͤntze/ der Halsgehaͤnge/ und
anderer dergleichen Zierrathen nicht vergeſſen/ als welche uns aus Gvi-
nea
eine groſſe Menge Goldes zu wege bringen; dieweil die Jnnwohner
deſſelbigen Orts/ die Naſen/ Ohren/ Lefftzen und Beine mit dergleichen
glaͤſeren Schmuck zu behaͤngen pflegen: alſo hilfft auch das Glas unſe-
re Haͤuſer und Kirchen zieren/ indem dergleichen Glaͤſer/ ſo wohl mit
natuͤrlichen als kuͤnſtlichen Sachen/ und mit den allerherrlichſten Ori-

enta-
Ff iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><cit><quote type="translation"><lg type="poem"><pb facs="#f0275" n="23[231]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Glasmacher-Kun&#x017F;t.</hi></fw><lb/><l><hi rendition="#b">Der Monde kan auch hier die neue Monat geben/</hi></l><lb/><l><hi rendition="#b">Die Sonne macht das Jahr. Es zeiget &#x017F;ein<supplied>e</supplied> Sta&#x0364;rck</hi></l><lb/><l><hi rendition="#b">Der hocherleuchte Gei&#x017F;t/ &#x017F;o die&#x017F;e Welt regieret/</hi></l><lb/><l><hi rendition="#b">Ja &#x017F;elb&#x017F;t das Firmament/ das ferner ihm entfernt.</hi></l><lb/><l><hi rendition="#b">Nun/ weil die Hand verricht/ was der Natur gebu&#x0364;hret;</hi></l><lb/><l><hi rendition="#b">Was Wunder/ daß man mir den Don&#x0303;er abgelernt?</hi></l></lg></quote></cit><lb/>
Die Ur&#x017F;ach/ warumb wir davor halten/ daß die&#x017F;e des <hi rendition="#aq">Archimedis</hi> Welt-<lb/>
Kugel von Glas gewe&#x017F;en &#x017F;ey/ zeiget <hi rendition="#aq">Cardanus</hi> in &#x017F;einem Buch <hi rendition="#aq">de Subti-<lb/>
litate</hi> weitla&#x0364;ufftig an.</p><lb/>
              <p>Es hat auch u&#x0364;ber die&#x017F;es die Lehr von der <hi rendition="#aq">Reflexion</hi> und <hi rendition="#aq">Refraction,</hi> &#x017F;o<lb/>
vermittels der Kun&#x017F;tgla&#x0364;&#x017F;er <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ret werden/ in der Philo&#x017F;ophie &#x017F;ehr<lb/>
wohl gedienet/ umb die Wu&#x0364;rckungen und Eigen&#x017F;chafften/ der Lufft/<lb/>
des Wa&#x017F;&#x017F;ers/ und anderer <hi rendition="#aq">Liqvo</hi>ren/ auch ihre mancherley Bewegun-<lb/>
gen in den Ro&#x0364;hren/ Phiolen oder Wettergla&#x0364;&#x017F;ern zu erfinden: ingleichen<lb/>
die <hi rendition="#aq">Experimen</hi>ten des <hi rendition="#aq">Vacui</hi> mit dem Qveck&#x017F;ilber/ wie auch noch un-<lb/>
zehlich viel andere <hi rendition="#aq">Experimenta,</hi> der Ausbreitung und Zu&#x017F;ammenpre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung der Lufft/ in den Wettergla&#x0364;&#x017F;ern/ Wa&#x017F;&#x017F;er-und Wind-Ku&#x0364;n&#x017F;ten/ in<lb/>
den Florentini&#x017F;chen/ Romani&#x017F;chen und Magdeburgi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Experimen-</hi><lb/>
ten. Davon Herr Robert Boyle Anlaß genommen zu &#x017F;einer <hi rendition="#aq">ra</hi>ren<lb/><hi rendition="#aq">Invention,</hi> vermittels welcher er &#x017F;o viel herrliche <hi rendition="#aq">Conclu&#x017F;iones</hi> oder Fol-<lb/>
gerungen erwei&#x017F;et/ und &#x017F;o viel &#x017F;onderbare <hi rendition="#aq">Experimenta</hi> erfunden/ durch<lb/>
welche Er beru&#x0364;hmt worden i&#x017F;t bey &#x017F;einer gantzen <hi rendition="#aq">Nation,</hi> wie auch bey<lb/>
allen ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Abge&#x017F;andten/ und denen benachtbarten gelehrten<lb/>
Leuten.</p><lb/>
              <p>Allhier &#x017F;ind auch die Bre<supplied>n</supplied>n&#x017F;piegel nicht zu verge&#x017F;&#x017F;en; ingleichen die<lb/>
Lin&#x017F;engla&#x0364;&#x017F;er/ vermittels welcher man das Licht in ein fin&#x017F;ter Gemach<lb/>
fallen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ aus welchen <hi rendition="#aq">Plempius</hi> und <hi rendition="#aq">Scheinerus</hi> die eigentliche Na-<lb/>
tur des Sehens erwie&#x017F;en haben; gleichwie auch <hi rendition="#aq">Renatus Carte&#x017F;ius</hi> die<lb/>
Geba&#x0364;hrung des Regen-Bogens mit andern Gla&#x0364;&#x017F;ern gezeiget hat.</p><lb/>
              <p>Auch muß man allhier der Ro&#x017F;enkra&#x0364;ntze/ der Halsgeha&#x0364;nge/ und<lb/>
anderer dergleichen Zierrathen nicht verge&#x017F;&#x017F;en/ als welche uns aus <hi rendition="#aq">Gvi-<lb/>
nea</hi> eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge Goldes zu wege bringen; dieweil die Jnnwohner<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elbigen Orts/ die Na&#x017F;en/ Ohren/ Lefftzen und Beine mit dergleichen<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;eren Schmuck zu beha&#x0364;ngen pflegen: al&#x017F;o hilfft auch das Glas un&#x017F;e-<lb/>
re Ha&#x0364;u&#x017F;er und Kirchen zieren/ indem dergleichen Gla&#x0364;&#x017F;er/ &#x017F;o wohl mit<lb/>
natu&#x0364;rlichen als ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Sachen/ und mit den allerherrlich&#x017F;ten Ori-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Ff iij</fw><fw place="bottom" type="catch">enta-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23[231]/0275] Von der Glasmacher-Kunſt. Der Monde kan auch hier die neue Monat geben/ Die Sonne macht das Jahr. Es zeiget ſeine Staͤrck Der hocherleuchte Geiſt/ ſo dieſe Welt regieret/ Ja ſelbſt das Firmament/ das ferner ihm entfernt. Nun/ weil die Hand verricht/ was der Natur gebuͤhret; Was Wunder/ daß man mir den Doñer abgelernt? Die Urſach/ warumb wir davor halten/ daß dieſe des Archimedis Welt- Kugel von Glas geweſen ſey/ zeiget Cardanus in ſeinem Buch de Subti- litate weitlaͤufftig an. Es hat auch uͤber dieſes die Lehr von der Reflexion und Refraction, ſo vermittels der Kunſtglaͤſer obſerviret werden/ in der Philoſophie ſehr wohl gedienet/ umb die Wuͤrckungen und Eigenſchafften/ der Lufft/ des Waſſers/ und anderer Liqvoren/ auch ihre mancherley Bewegun- gen in den Roͤhren/ Phiolen oder Wetterglaͤſern zu erfinden: ingleichen die Experimenten des Vacui mit dem Qveckſilber/ wie auch noch un- zehlich viel andere Experimenta, der Ausbreitung und Zuſammenpreſ- ſung der Lufft/ in den Wetterglaͤſern/ Waſſer-und Wind-Kuͤnſten/ in den Florentiniſchen/ Romaniſchen und Magdeburgiſchen Experimen- ten. Davon Herr Robert Boyle Anlaß genommen zu ſeiner raren Invention, vermittels welcher er ſo viel herrliche Concluſiones oder Fol- gerungen erweiſet/ und ſo viel ſonderbare Experimenta erfunden/ durch welche Er beruͤhmt worden iſt bey ſeiner gantzen Nation, wie auch bey allen auslaͤndiſchen Abgeſandten/ und denen benachtbarten gelehrten Leuten. Allhier ſind auch die Brennſpiegel nicht zu vergeſſen; ingleichen die Linſenglaͤſer/ vermittels welcher man das Licht in ein finſter Gemach fallen laͤſſet/ aus welchen Plempius und Scheinerus die eigentliche Na- tur des Sehens erwieſen haben; gleichwie auch Renatus Carteſius die Gebaͤhrung des Regen-Bogens mit andern Glaͤſern gezeiget hat. Auch muß man allhier der Roſenkraͤntze/ der Halsgehaͤnge/ und anderer dergleichen Zierrathen nicht vergeſſen/ als welche uns aus Gvi- nea eine groſſe Menge Goldes zu wege bringen; dieweil die Jnnwohner deſſelbigen Orts/ die Naſen/ Ohren/ Lefftzen und Beine mit dergleichen glaͤſeren Schmuck zu behaͤngen pflegen: alſo hilfft auch das Glas unſe- re Haͤuſer und Kirchen zieren/ indem dergleichen Glaͤſer/ ſo wohl mit natuͤrlichen als kuͤnſtlichen Sachen/ und mit den allerherrlichſten Ori- enta- Ff iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/275
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 23[231]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/275>, abgerufen am 22.11.2024.