Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

C. Merrets Anmerckungen über die Bücher NERI,
silber nicht schmeltzen/ noch unter den mittelmäßigen Mineralien das
Auripigment: und obwohl der meiste Theil der gedachten Specien zer-
fliesset; So lassen sich doch nur die Metallen hämmern/ nachdem sie ziem-
lich kalt worden sind: denn wann sie/ die Metallen sehr erhitzet/ so hangen
dero kleinsten Theile nicht an einander/ sind auch nicht zähe/ gleich
sie in dem Glaß sind/ als welches/ so es recht erhitzt worden/ sich mit ei-
nem geringen Wind und Auffblasen/ vermittels eines Blaßrohrs/ zu ei-
ner cavität und mancherley Figuren/ verändern lässet; welches aber mit
keinem andern/ von erwehnten Materien geschehen kan.

Uber dieses/ so zerfliessen die geschmoltzene Metallen hin und her/
werden zu viel kleinen Kügelein oder Körnergen/ und geben eintzliche
Stücke; das geschmoltzene Glaß aber läuffet. auff einen Hauffen zusam-
men/ wann es verschüttet/ oder so in den Ofen die Töpffe zerbrochen
sind.

Diese/ des Glases dehnende und klebrichte Natur nun/ bedüncket
mich/ sey diejenige Qvalität oder Eigenschafft/ welche wesentlich unter-
schieden ist/ von allen andern/ auch denenjenigen Cörpern/ welchen man
gleichfalls den Nahmen eines Glases beyzulegen pfleget; als da sind
das Vitrum Antimonii, das Moscowitische Glaß/ die verglasurten Zie-
gel und andere Steine/ als welche alle dergleichen Prob nicht aushal-
ten/ und ihre Benennung/ nicht so wohl von ihrer innerlichen Eigen-
schafft und Natur/ als von ihren gläntzenden Schein empfangen ha-
ben; auff Art/ gleichwie das Wort Vitriolum vom Vitro oder Glaß sei-
nen Nahmen hat.

Damit wir aber dieser Vergleichung ein Ende machen/ als wol-
len wir die Eigenschafften des Glases hierbey setzen/ vermittels welchen
es von allen andern Cörpern leichtlich zu unterscheiden seyn wird.

1. Jst es ein zusammengesetzter Cörper aus Saltz und
Sand oder Steinen.
2. Durch Kunst bereitet.
3. Schmeltzet es bey einem grossen Feuer.
4. Wann es geschmoltzen/ so ists klebricht oder zähe/ und
hänget an einander.
5. Wird vom Feuer nicht verzehret.
6. Jst des Feuers cusserster Effect.
7. Wann es geschmoltzen/ so hänget sichs an das Eysen.
8. Läst

C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,
ſilber nicht ſchmeltzen/ noch unter den mittelmaͤßigen Mineralien das
Auripigment: und obwohl der meiſte Theil der gedachten Specien zer-
flieſſet; So laſſen ſich doch nur die Metallen haͤmmern/ nachdem ſie ziem-
lich kalt worden ſind: denn wann ſie/ die Metallen ſehr erhitzet/ ſo hangen
dero kleinſten Theile nicht an einander/ ſind auch nicht zaͤhe/ gleich
ſie in dem Glaß ſind/ als welches/ ſo es recht erhitzt worden/ ſich mit ei-
nem geringen Wind und Auffblaſen/ vermittels eines Blaßrohrs/ zu ei-
ner cavitaͤt und mancherley Figuren/ veraͤndern laͤſſet; welches aber mit
keinem andern/ von erwehnten Materien geſchehen kan.

Uber dieſes/ ſo zerflieſſen die geſchmoltzene Metallen hin und her/
werden zu viel kleinen Kuͤgelein oder Koͤrnergen/ und geben eintzliche
Stuͤcke; das geſchmoltzene Glaß aber laͤuffet. auff einen Hauffen zuſam-
men/ wann es verſchuͤttet/ oder ſo in den Ofen die Toͤpffe zerbrochen
ſind.

Dieſe/ des Glaſes dehnende und klebrichte Natur nun/ beduͤncket
mich/ ſey diejenige Qvalitaͤt oder Eigenſchafft/ welche weſentlich unter-
ſchieden iſt/ von allen andern/ auch denenjenigen Coͤrpern/ welchen man
gleichfalls den Nahmen eines Glaſes beyzulegen pfleget; als da ſind
das Vitrum Antimonii, das Moſcowitiſche Glaß/ die verglaſurten Zie-
gel und andere Steine/ als welche alle dergleichen Prob nicht aushal-
ten/ und ihre Benennung/ nicht ſo wohl von ihrer innerlichen Eigen-
ſchafft und Natur/ als von ihren glaͤntzenden Schein empfangen ha-
ben; auff Art/ gleichwie das Wort Vitriolum vom Vitro oder Glaß ſei-
nen Nahmen hat.

Damit wir aber dieſer Vergleichung ein Ende machen/ als wol-
len wir die Eigenſchafften des Glaſes hierbey ſetzen/ vermittels welchen
es von allen andern Coͤrpern leichtlich zu unterſcheiden ſeyn wird.

1. Jſt es ein zuſammengeſetzter Coͤrper aus Saltz und
Sand oder Steinen.
2. Durch Kunſt bereitet.
3. Schmeltzet es bey einem groſſen Feuer.
4. Wann es geſchmoltzen/ ſo iſts klebricht oder zaͤhe/ und
haͤnget an einander.
5. Wird vom Feuer nicht verzehret.
6. Jſt des Feuers cuſſerſter Effect.
7. Wann es geſchmoltzen/ ſo haͤnget ſichs an das Eyſen.
8. Laͤſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0264" n="220"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. Merrets Anmerckungen u&#x0364;ber die Bu&#x0364;cher <hi rendition="#aq">NERI,</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;ilber nicht &#x017F;chmeltzen/ noch unter den mittelma&#x0364;ßigen <hi rendition="#aq">Minerali</hi>en das<lb/><hi rendition="#aq">Auripigment:</hi> und obwohl der mei&#x017F;te Theil der gedachten Specien zer-<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;et; So la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich doch nur die Metallen ha&#x0364;mmern/ nachdem &#x017F;ie ziem-<lb/>
lich kalt worden &#x017F;ind: denn wann &#x017F;ie/ die Metallen &#x017F;ehr erhitzet/ &#x017F;o hangen<lb/>
dero klein&#x017F;ten Theile nicht an einander/ &#x017F;ind auch nicht za&#x0364;he/ gleich<lb/>
&#x017F;ie in dem Glaß &#x017F;ind/ als welches/ &#x017F;o es recht erhitzt worden/ &#x017F;ich mit ei-<lb/>
nem geringen Wind und Auffbla&#x017F;en/ vermittels eines Blaßrohrs/ zu ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">cavi</hi>ta&#x0364;t und mancherley Figuren/ vera&#x0364;ndern la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et; welches aber mit<lb/>
keinem andern/ von erwehnten Materien ge&#x017F;chehen kan.</p><lb/>
              <p>Uber die&#x017F;es/ &#x017F;o zerflie&#x017F;&#x017F;en die ge&#x017F;chmoltzene Metallen hin und her/<lb/>
werden zu viel kleinen Ku&#x0364;gelein oder Ko&#x0364;rnergen/ und geben eintzliche<lb/>
Stu&#x0364;cke; das ge&#x017F;chmoltzene Glaß aber la&#x0364;uffet. auff einen Hauffen zu&#x017F;am-<lb/>
men/ wann es ver&#x017F;chu&#x0364;ttet/ oder &#x017F;o in den Ofen die To&#x0364;pffe zerbrochen<lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e/ des Gla&#x017F;es dehnende und klebrichte Natur nun/ bedu&#x0364;ncket<lb/>
mich/ &#x017F;ey diejenige Qvalita&#x0364;t oder Eigen&#x017F;chafft/ welche we&#x017F;entlich unter-<lb/>
&#x017F;chieden i&#x017F;t/ von allen andern/ auch denenjenigen Co&#x0364;rpern/ welchen man<lb/>
gleichfalls den Nahmen eines Gla&#x017F;es beyzulegen pfleget; als da &#x017F;ind<lb/>
das <hi rendition="#aq">Vitrum Antimonii,</hi> das Mo&#x017F;cowiti&#x017F;che Glaß/ die vergla&#x017F;urten Zie-<lb/>
gel und andere Steine/ als welche alle dergleichen Prob nicht aushal-<lb/>
ten/ und ihre Benennung/ nicht &#x017F;o wohl von ihrer innerlichen Eigen-<lb/>
&#x017F;chafft und Natur/ als von ihren gla&#x0364;ntzenden Schein empfangen ha-<lb/>
ben; auff Art/ gleichwie das Wort <hi rendition="#aq">Vitriolum</hi> vom <hi rendition="#aq">Vitro</hi> oder Glaß &#x017F;ei-<lb/>
nen Nahmen hat.</p><lb/>
              <p>Damit wir aber die&#x017F;er Vergleichung ein Ende machen/ als wol-<lb/>
len wir die Eigen&#x017F;chafften des Gla&#x017F;es hierbey &#x017F;etzen/ vermittels welchen<lb/>
es von allen andern Co&#x0364;rpern leichtlich zu unter&#x017F;cheiden &#x017F;eyn wird.</p><lb/>
              <list>
                <item>1. J&#x017F;t es ein zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzter Co&#x0364;rper aus Saltz und<lb/>
Sand oder Steinen.</item><lb/>
                <item>2. Durch Kun&#x017F;t bereitet.</item><lb/>
                <item>3. Schmeltzet es bey einem gro&#x017F;&#x017F;en Feuer.</item><lb/>
                <item>4. Wann es ge&#x017F;chmoltzen/ &#x017F;o i&#x017F;ts klebricht oder za&#x0364;he/ und<lb/>
ha&#x0364;nget an einander.</item><lb/>
                <item>5. Wird vom Feuer nicht verzehret.</item><lb/>
                <item>6. J&#x017F;t des Feuers cu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Effect.</hi></item><lb/>
                <item>7. Wann es ge&#x017F;chmoltzen/ &#x017F;o ha&#x0364;nget &#x017F;ichs an das Ey&#x017F;en.</item>
              </list><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">8. La&#x0364;&#x017F;t</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0264] C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, ſilber nicht ſchmeltzen/ noch unter den mittelmaͤßigen Mineralien das Auripigment: und obwohl der meiſte Theil der gedachten Specien zer- flieſſet; So laſſen ſich doch nur die Metallen haͤmmern/ nachdem ſie ziem- lich kalt worden ſind: denn wann ſie/ die Metallen ſehr erhitzet/ ſo hangen dero kleinſten Theile nicht an einander/ ſind auch nicht zaͤhe/ gleich ſie in dem Glaß ſind/ als welches/ ſo es recht erhitzt worden/ ſich mit ei- nem geringen Wind und Auffblaſen/ vermittels eines Blaßrohrs/ zu ei- ner cavitaͤt und mancherley Figuren/ veraͤndern laͤſſet; welches aber mit keinem andern/ von erwehnten Materien geſchehen kan. Uber dieſes/ ſo zerflieſſen die geſchmoltzene Metallen hin und her/ werden zu viel kleinen Kuͤgelein oder Koͤrnergen/ und geben eintzliche Stuͤcke; das geſchmoltzene Glaß aber laͤuffet. auff einen Hauffen zuſam- men/ wann es verſchuͤttet/ oder ſo in den Ofen die Toͤpffe zerbrochen ſind. Dieſe/ des Glaſes dehnende und klebrichte Natur nun/ beduͤncket mich/ ſey diejenige Qvalitaͤt oder Eigenſchafft/ welche weſentlich unter- ſchieden iſt/ von allen andern/ auch denenjenigen Coͤrpern/ welchen man gleichfalls den Nahmen eines Glaſes beyzulegen pfleget; als da ſind das Vitrum Antimonii, das Moſcowitiſche Glaß/ die verglaſurten Zie- gel und andere Steine/ als welche alle dergleichen Prob nicht aushal- ten/ und ihre Benennung/ nicht ſo wohl von ihrer innerlichen Eigen- ſchafft und Natur/ als von ihren glaͤntzenden Schein empfangen ha- ben; auff Art/ gleichwie das Wort Vitriolum vom Vitro oder Glaß ſei- nen Nahmen hat. Damit wir aber dieſer Vergleichung ein Ende machen/ als wol- len wir die Eigenſchafften des Glaſes hierbey ſetzen/ vermittels welchen es von allen andern Coͤrpern leichtlich zu unterſcheiden ſeyn wird. 1. Jſt es ein zuſammengeſetzter Coͤrper aus Saltz und Sand oder Steinen. 2. Durch Kunſt bereitet. 3. Schmeltzet es bey einem groſſen Feuer. 4. Wann es geſchmoltzen/ ſo iſts klebricht oder zaͤhe/ und haͤnget an einander. 5. Wird vom Feuer nicht verzehret. 6. Jſt des Feuers cuſſerſter Effect. 7. Wann es geſchmoltzen/ ſo haͤnget ſichs an das Eyſen. 8. Laͤſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/264
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/264>, abgerufen am 18.05.2024.