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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glasmacher-Kunst.

Nach solchen giesset man das Wasser samt der darauf schwimmen-
den Fettigkeit gemächlich ab/ und an dessen stat ein neues und klares wie-
derum daran/ solches lässet man sammt der Farb durch ein enges Sieb/ in
einen neuen und verglasurten Topff lauffen/ mit stetigen Umbrühren/ so
wird ein guter Theil von der schleimigten und fetten Materia in dem
Sieb verbleiben; und dieses muß allezeit mit neuen und frischen Wasser
zum dritten mahl wiederhohlet/ auch das Sieb allemal/ von allem Un-
flat gereiniget werden: Hernachmahls giesset man das Wasser gemäch-
lich ab/ und hebet es in den verglasurten Topff aufs/ dieweil es von sich selb-
sten schon wird trucken werden; so wird man eine sehr schöne Ultramarin-
Farb bekommen/ dergleichen ich zu Antorfföffters gemachet habe.

Von der Massa kan man zu einen Pfund gepülverten Lazursteins
mehr oder weniger nehmen/ nachdeme er viel oder weniger Farb bey sich
führet.

Es müssen auch/ wie Anfangs erwehnet/ die Stücklein dieses
Steins sehr fleißig zerrieben werden/ also/ daß sie fast unbegreifflich
sind/ so wird die Farb desto besser seyn: Die gemeine Smalte/ wann man
sie auff eben diese Weis reibet/ mit einer gummichten Massa incorporiret/
wie auch 15. Tag nebenst dem Lapide Lazali digeriret/ und im übrigen
wie zuvor verfähret; so erlanget man eine sehr schöne Materiam welche
der Ultramarin nicht viel ungleich seyn wird: Diese Farb dienet nicht al-
lein denen Mahlern; sondern sie tingiret auch das Glas sehr schön.

Das 116. Capitel.

Die Kermesin-Lacca vor die Mahler.

MAn nimmt von der weissen Scheerwollen 1. Pfund/ und solche lässet
man einen Tag lang im frischen Wasser weichen: Hernach nimmt
mans heraus/ damit das schmierichte Wesen/ welches im Scheeren dar-
zu ist gekommen/ davon abgesondert werde/ hernach weichet mans in
den Alaun/ wie hier folget: Man nimmt aluminis rochae 8. Loth und
4. Loth des rohen und gepülverten Weinsteins/ solches thut man mit 4.
Maaß Wassers zusammen in einen kleinen Kessel/ und wann das Was-
ser zu sieden anhebet/ so wirfft man die gewaschene Scheerwolle hinein/
und lästs bey gelinden Feuer eine halbe Stund sieden/ nach diesen nimmt
mans vom Feuer/ und lässet solches/ damit es erkalte/ 6. Stund stehen.

Darnach nimmt man die Wolle heraus/ wäschets mit klaren

Wasser/
U iij
Von der Glasmacher-Kunſt.

Nach ſolchen gieſſet man das Waſſer ſamt der darauf ſchwimmen-
den Fettigkeit gemaͤchlich ab/ und an deſſen ſtat ein neues und klares wie-
derum daran/ ſolches laͤſſet man ſam̃t der Farb durch ein enges Sieb/ in
einen neuen und verglaſurten Topff lauffen/ mit ſtetigen Umbruͤhren/ ſo
wird ein guter Theil von der ſchleimigten und fetten Materia in dem
Sieb verbleiben; und dieſes muß allezeit mit neuen und friſchen Waſſer
zum dritten mahl wiederhohlet/ auch das Sieb allemal/ von allem Un-
flat gereiniget werden: Hernachmahls gieſſet man das Waſſer gemaͤch-
lich ab/ und hebet es in den verglaſurten Topff aufſ/ dieweil es von ſich ſelb-
ſten ſchon wird trucken werden; ſo wird man eine ſehr ſchoͤne Ultramarin-
Farb bekommen/ dergleichen ich zu Antorffoͤffters gemachet habe.

Von der Maſſa kan man zu einen Pfund gepuͤlverten Lazurſteins
mehr oder weniger nehmen/ nachdeme er viel oder weniger Farb bey ſich
fuͤhret.

Es muͤſſen auch/ wie Anfangs erwehnet/ die Stuͤcklein dieſes
Steins ſehr fleißig zerrieben werden/ alſo/ daß ſie faſt unbegreifflich
ſind/ ſo wird die Farb deſto beſſer ſeyn: Die gemeine Smalte/ wañ man
ſie auff eben dieſe Weis reibet/ mit einer gummichten Maſſa incorporiret/
wie auch 15. Tag nebenſt dem Lapide Lazali digeriret/ und im uͤbrigen
wie zuvor verfaͤhret; ſo erlanget man eine ſehr ſchoͤne Materiam welche
der Ultramarin nicht viel ungleich ſeyn wird: Dieſe Farb dienet nicht al-
lein denen Mahlern; ſondern ſie tingiret auch das Glas ſehr ſchoͤn.

Das 116. Capitel.

Die Kermeſin-Lacca vor die Mahler.

MAn nimmt von der weiſſen Scheerwollen 1. Pfund/ und ſolche laͤſſet
man einen Tag lang im friſchen Waſſer weichen: Hernach nimmt
mans heraus/ damit das ſchmierichte Weſen/ welches im Scheeren dar-
zu iſt gekommen/ davon abgeſondert werde/ hernach weichet mans in
den Alaun/ wie hier folget: Man nimmt aluminis rochæ 8. Loth und
4. Loth des rohen und gepuͤlverten Weinſteins/ ſolches thut man mit 4.
Maaß Waſſers zuſammen in einen kleinen Keſſel/ und wann das Waſ-
ſer zu ſieden anhebet/ ſo wirfft man die gewaſchene Scheerwolle hinein/
und laͤſts bey gelinden Feuer eine halbe Stund ſieden/ nach dieſen nim̃t
mans vom Feuer/ und laͤſſet ſolches/ damit es erkalte/ 6. Stund ſtehen.

Darnach nimmt man die Wolle heraus/ waͤſchets mit klaren

Waſſer/
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[159/0197] Von der Glasmacher-Kunſt. Nach ſolchen gieſſet man das Waſſer ſamt der darauf ſchwimmen- den Fettigkeit gemaͤchlich ab/ und an deſſen ſtat ein neues und klares wie- derum daran/ ſolches laͤſſet man ſam̃t der Farb durch ein enges Sieb/ in einen neuen und verglaſurten Topff lauffen/ mit ſtetigen Umbruͤhren/ ſo wird ein guter Theil von der ſchleimigten und fetten Materia in dem Sieb verbleiben; und dieſes muß allezeit mit neuen und friſchen Waſſer zum dritten mahl wiederhohlet/ auch das Sieb allemal/ von allem Un- flat gereiniget werden: Hernachmahls gieſſet man das Waſſer gemaͤch- lich ab/ und hebet es in den verglaſurten Topff aufſ/ dieweil es von ſich ſelb- ſten ſchon wird trucken werden; ſo wird man eine ſehr ſchoͤne Ultramarin- Farb bekommen/ dergleichen ich zu Antorffoͤffters gemachet habe. Von der Maſſa kan man zu einen Pfund gepuͤlverten Lazurſteins mehr oder weniger nehmen/ nachdeme er viel oder weniger Farb bey ſich fuͤhret. Es muͤſſen auch/ wie Anfangs erwehnet/ die Stuͤcklein dieſes Steins ſehr fleißig zerrieben werden/ alſo/ daß ſie faſt unbegreifflich ſind/ ſo wird die Farb deſto beſſer ſeyn: Die gemeine Smalte/ wañ man ſie auff eben dieſe Weis reibet/ mit einer gummichten Maſſa incorporiret/ wie auch 15. Tag nebenſt dem Lapide Lazali digeriret/ und im uͤbrigen wie zuvor verfaͤhret; ſo erlanget man eine ſehr ſchoͤne Materiam welche der Ultramarin nicht viel ungleich ſeyn wird: Dieſe Farb dienet nicht al- lein denen Mahlern; ſondern ſie tingiret auch das Glas ſehr ſchoͤn. Das 116. Capitel. Die Kermeſin-Lacca vor die Mahler. MAn nimmt von der weiſſen Scheerwollen 1. Pfund/ und ſolche laͤſſet man einen Tag lang im friſchen Waſſer weichen: Hernach nimmt mans heraus/ damit das ſchmierichte Weſen/ welches im Scheeren dar- zu iſt gekommen/ davon abgeſondert werde/ hernach weichet mans in den Alaun/ wie hier folget: Man nimmt aluminis rochæ 8. Loth und 4. Loth des rohen und gepuͤlverten Weinſteins/ ſolches thut man mit 4. Maaß Waſſers zuſammen in einen kleinen Keſſel/ und wann das Waſ- ſer zu ſieden anhebet/ ſo wirfft man die gewaſchene Scheerwolle hinein/ und laͤſts bey gelinden Feuer eine halbe Stund ſieden/ nach dieſen nim̃t mans vom Feuer/ und laͤſſet ſolches/ damit es erkalte/ 6. Stund ſtehen. Darnach nimmt man die Wolle heraus/ waͤſchets mit klaren Waſſer/ U iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/197>, abgerufen am 22.11.2024.