Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.Von der Glasmacher-Kunst. sen machet man ein kleines Kolben-Glas davon/ und nachdem solchesetliche mal im Ofen geglüet/ sihet man zu/ ob das Glas/ dem Begeh- ren nach/ recht und gut sey/ auch von aussen eine Himmel-blaue und Meer- wasser-Farbe/ wie auch roth/ gelb/ und mancherley andere striemicht- spielende und schöne Farben/ gleich einem Orientalischen Calcedonier/ Jaspis/ und Achat/ anzuschauen/ etlicher massen vorstelle; Auch wenn es gegen die Lufft gehalten/ roth/ gleich wie ein Feuer scheine: Alsdenn wenn sichs also befindet/ so ist es tüchtig/ daß man allerhand Geschirr daraus mache/ als da sind/ Becher/ Trinckgeschirr/ Saltzfässer/ Blu- menkrüge/ und andere dergleichen Geschirr mehr/ solche aber müssen gar eben und glatt gearbeitet werden/ denn sonsten hat es keine Zierde. Der Glasmacher soll aber in der Arbeit allezeit fleißig in acht neh- Es können auch aus dieser Massa/ grössere Schalen/ als da sind Jm übrigen/ damit sich der neue Zusatz des Pulvers mit dem Glas Und dieses ist der jenige Modus, welchen ich Anno 1601. zu Florentz Dazumahl machte ich auch/ aus der vor bereiteten Materia/ nach Das K iij
Von der Glasmacher-Kunſt. ſen machet man ein kleines Kolben-Glas davon/ und nachdem ſolchesetliche mal im Ofen gegluͤet/ ſihet man zu/ ob das Glas/ dem Begeh- ren nach/ recht und gut ſey/ auch von auſſen eine Him̃el-blaue und Meer- waſſer-Farbe/ wie auch roth/ gelb/ und mancherley andere ſtriemicht- ſpielende und ſchoͤne Farben/ gleich einem Orientaliſchen Calcedonier/ Jaſpis/ und Achat/ anzuſchauen/ etlicher maſſen vorſtelle; Auch wenn es gegen die Lufft gehalten/ roth/ gleich wie ein Feuer ſcheine: Alsdenn wenn ſichs alſo befindet/ ſo iſt es tuͤchtig/ daß man allerhand Geſchirr daraus mache/ als da ſind/ Becher/ Trinckgeſchirr/ Saltzfaͤſſer/ Blu- menkruͤge/ und andere dergleichen Geſchirr mehr/ ſolche aber muͤſſen gar eben und glatt gearbeitet werden/ denn ſonſten hat es keine Zierde. Der Glasmacher ſoll aber in der Arbeit allezeit fleißig in acht neh- Es koͤnnen auch aus dieſer Maſſa/ groͤſſere Schalen/ als da ſind Jm uͤbrigen/ damit ſich der neue Zuſatz des Pulvers mit dem Glas Und dieſes iſt der jenige Modus, welchen ich Anno 1601. zu Florentz Dazumahl machte ich auch/ aus der vor bereiteten Materia/ nach Das K iij
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Von der Glasmacher-Kunſt.
ſen machet man ein kleines Kolben-Glas davon/ und nachdem ſolches
etliche mal im Ofen gegluͤet/ ſihet man zu/ ob das Glas/ dem Begeh-
ren nach/ recht und gut ſey/ auch von auſſen eine Him̃el-blaue und Meer-
waſſer-Farbe/ wie auch roth/ gelb/ und mancherley andere ſtriemicht-
ſpielende und ſchoͤne Farben/ gleich einem Orientaliſchen Calcedonier/
Jaſpis/ und Achat/ anzuſchauen/ etlicher maſſen vorſtelle; Auch wenn
es gegen die Lufft gehalten/ roth/ gleich wie ein Feuer ſcheine: Alsdenn
wenn ſichs alſo befindet/ ſo iſt es tuͤchtig/ daß man allerhand Geſchirr
daraus mache/ als da ſind/ Becher/ Trinckgeſchirr/ Saltzfaͤſſer/ Blu-
menkruͤge/ und andere dergleichen Geſchirr mehr/ ſolche aber muͤſſen
gar eben und glatt gearbeitet werden/ denn ſonſten hat es keine Zierde.
Der Glasmacher ſoll aber in der Arbeit allezeit fleißig in acht neh-
men/ daß das Glas mit der Zange wohl gewalcket/ und mit Verſtande
gegluͤet werde/ damit die Fluͤſſe/ und Meerſtroͤmicht-ſpielende Farben
recht ſchoͤn werden.
Es koͤnnen auch aus dieſer Maſſa/ groͤſſere Schalen/ als da ſind
Ovalfoͤrmige; auch 3. oder 4. eckigte und dergleichen/ nach Beliebẽ gema-
chet/ und wie Edelgeſteine gepolirt werden. Deñ ſie bekommen einen ſchoͤ-
nen Glantz/ in Geſtalt eines Jaſpis/ Achats oder Calcedoniers/ und koͤn-
nen in die Gemaͤcher und auff die Simſe dienen. Wenn etwan die Far-
be verſchwinden/ und das Glas bell werden ſolte/ welches in dieſer Ar-
beit ſchaͤdlich iſt/ ſo muß man mit der Verarbeitung ſtille halten/ und
dem Glaß/ von dem gebrannten Weinſtein/ Croco Martis, und glaͤn-
tzenden Caminrus/ wie oben gelehret/ wiederumb etwas zuſetzen; alsdenn
bekommet es wieder eine ſchattigte Dunckeiheit/ in welcher die Farben
zu erkennen ſind.
Jm uͤbrigen/ damit ſich der neue Zuſatz des Pulvers mit dem Glas
wohl vermenge/ ſo iſt vonnoͤthen/ daß das Glas viel Stunden gereiniget
werde/ hernach kan mans/ wie vorgeſagt/ wiederumb verarbeiten.
Und dieſes iſt der jenige Modus, welchen ich Anno 1601. zu Florentz
im Caſino, und Glas-Ofen/ gebrauchet habe/ welchen Glas-Ofen/
zu derdamaligen Sommers-Zeit bauen und auffſetzen ließ/ Herr Nic-
laus Landus, ein fuͤrtrefflicher Kuͤnſtler/ die Smalta beym Liecht oder
Lampen-Feuer auszuarbeiten/ und mein ſehr guter Freund.
Dazumahl machte ich auch/ aus der vor bereiteten Materia/ nach
gegebener Anleitung/ dergleichen Calcedonier/ und aus dieſen man-
cherley und fuͤrtrefflich ſchoͤne Schaalen.
Das
K iij
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