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Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sofort an ihr Werk und waren zwei Jahre hindurch, einzelne kleinere Ausflüge abgerechnet, damit beschäftigt, diese Denkmäler auszumessen und ihre Erscheinung in vollkommen getreue Abbildungen überzutragen, um die letzteren später zu einem Lehrbuche für Zeitgenossen und Nachkommen zusammenfassen zu können.

Doch hatten sie ihre athenischen Arbeiten noch nicht vollständig zu Ende gebracht, als unwillkommene Störungen dazwischen traten. Fernwirkende politische Ereignisse hatten dazu die Veranlassung gegeben. Sultan Mahmud, der damals das türkische Reich beherrschte, hatte sich mehr an Weibern, an dem Schimmer des Goldes und edler Steine erfreut, als an der Sorge der Regierung; diese hatte er gern seinem Günstling Bechir, dem Kislar-Aga, der das Haupt der schwarzen Eunuchen des Serails war, uberlassen. Sechs Jahre lang war der freche Sklav Herr des Reiches gewesen, bis endlich in Konstantinopel ein Pöbel-Aufstand ausbrach, der den Sultan nöthigte, den Günstling Preis zu geben und seine Hinrichtung zu genehmigen. Sein Leichnam lag drei Tage nackt am Meeresufer, von dem Pöbel verhöhnt und verwünscht.

Die Einkünfte des attischen Landes aber gehörten dem Kislar-Aga als ein Theil seiner Besoldung; der Woiwode Athens wurde von ihm ernannt. Der damalige Woiwode hatte allen Grund, von dem Sturze seines Gönners auch für sich das Schlimmste zu befürchten; er entfloh eilig, ward jedoch auf der Flucht ge-

sofort an ihr Werk und waren zwei Jahre hindurch, einzelne kleinere Ausflüge abgerechnet, damit beschäftigt, diese Denkmäler auszumessen und ihre Erscheinung in vollkommen getreue Abbildungen überzutragen, um die letzteren später zu einem Lehrbuche für Zeitgenossen und Nachkommen zusammenfassen zu können.

Doch hatten sie ihre athenischen Arbeiten noch nicht vollständig zu Ende gebracht, als unwillkommene Störungen dazwischen traten. Fernwirkende politische Ereignisse hatten dazu die Veranlassung gegeben. Sultan Mahmud, der damals das türkische Reich beherrschte, hatte sich mehr an Weibern, an dem Schimmer des Goldes und edler Steine erfreut, als an der Sorge der Regierung; diese hatte er gern seinem Günstling Bechir, dem Kislar-Aga, der das Haupt der schwarzen Eunuchen des Serails war, uberlassen. Sechs Jahre lang war der freche Sklav Herr des Reiches gewesen, bis endlich in Konstantinopel ein Pöbel-Aufstand ausbrach, der den Sultan nöthigte, den Günstling Preis zu geben und seine Hinrichtung zu genehmigen. Sein Leichnam lag drei Tage nackt am Meeresufer, von dem Pöbel verhöhnt und verwünscht.

Die Einkünfte des attischen Landes aber gehörten dem Kislar-Aga als ein Theil seiner Besoldung; der Woiwode Athens wurde von ihm ernannt. Der damalige Woiwode hatte allen Grund, von dem Sturze seines Gönners auch für sich das Schlimmste zu befürchten; er entfloh eilig, ward jedoch auf der Flucht ge-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:01:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kugler_incantada_1910/20>, abgerufen am 24.11.2024.